Religionspädagogischer ERASMUS-Austausch in Rumänien

Michelle Ginder, Marie Luise Schlierkamp und Harald Schroeter-Wittke nutzten die ERASMUS-Mobilitäten des Instituts für einen religionspädagogischen Austausch mit den Hermannstädter Partner*innen und systematisch-theologische und kirchengeschichtliche Forschungsmöglichkeiten in ganz Siebenbürgen, Rumänien. In den ersten drei Tagen der Reise waren sie in Braşov/Kronstadt untergebracht und haben zum Ankommen in den Kirchentraditionen und -bauten der deutschsprachigen Minderheit in Rumänien u. a. die schwarze Kirche, die lutherische Hauptkirche in der Großstadt besichtigt.

Eine große Tour von Kirchenburg zu Kirchenburg stand außerdem auf dem Programm, die durch intensive Gespräche mit Pfarrerinnen und Pfarrern vor Ort vertieft werden konnte. Es gab z. B. einen Besuch bei Renate und Johannes Klein, die sowohl universitär arbeiten als auch vielfältige kirchliche Jugendarbeitsangebote bieten. Für die Erstreisenden in der Gegend war darüber hinaus die Landschaft der Karpaten und die Vielzahl an historischen Gebäuden und Museen in der ganzen Region beeindruckend, so ermöglichte Pfarrer und Alttestamentler Peter Klein z. B. eine Kirchenburgbesteigung jenseits der regulären touristischen Öffnungszeiten. Am Montag ging es über Bergstraßen nach Sibiu/Hermannstadt – eine Stadt, die auch voller theologisch interessanter Kirchen und Museen ist. Dort besuchten sie u. a. Orgelkonzerte und Gottesdienste, wo in Predigten beispielsweise auf Entwicklungspsychologie und Epheserbriefauszüge eingegangen wurde, und kamen auch dort in viele Gespräche mit Pfarrerinnen und Pfarrern, um weitere Einblicke in die Frömmigkeitspraxis in der Minderheitensituation zu erhalten. Die Willkommenskultur und Bereitschaft zu ehrlichen Einblicken der Partner*innen vor Ort zeigte sich z. B. im Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt in der evangelischen Stadtpfarrkirche Hermannstadt.

Zudem ermöglichten die Gastgeber*innen vor Ort den Besuch einer Grundschule und einer weiterführenden Schule, mit Hospitation im deutschen Religionsunterricht. Der Hermannstädter Stadtpfarrer, Hans-Georg Junesch, organisierte den Besuch morgens bei seinen Kolleg*innen in der Grundschule (Klasse 0-4) und nachmittags bei ihm selbst im Gymnasium (Klasse 5-8): Der Unterschied der Inhalte zwischen dem Besuch der 2. und 3. Klasse bei Klaus Untch an der Iorga-Schule (Grundschule) im Vergleich zum Unterricht der 5. und 6. Klasse bei Hans-Georg Junesch an der Ghibu-Schule ergab sich schon aufgrund der unterschiedlichen Alters- und Entwicklungsstufen.

Dieser Programmpunkt leitete den religionspädagogischen Austausch ein, der im Anschluss daran auch universitär und im Bischofssitz der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien fortgeführt wurde. Im Rahmen einer kooperativen Lehrveranstaltung in der Universität gab es Diskurse über Religionspädagogik und Inklusion zum Überthema „Inklusion im Religionsunterricht und in der Praktischen Theologie“. Eingeladen waren die deutschsprachigen Studierenden der evangelischen und orthodoxen Theologie, Teilnehmende des Ökumenesemesters, Studierende der Grundschulpädagogik (PIPP) und andere Interessierte aus dem universitären Bereich. Geboten wurde eine Einführung in die Methode der Kollegialen Beratung, der Inklusion und in Performativen Religionsunterricht. Als Impulsfragen standen z. B. im Raum: „Was mache ich mit einem ständig störenden Schüler? Wie gehe ich mit einer Gottesdienstbesucherin um, die meine Predigt jedes Mal vernichtend kritisiert?
Wie verhalte ich mich angesichts konfessioneller Vielfalt im Religionsunterricht? Wie kann ich unterschiedliche Lernniveaus im Klassenverbund berücksichtigen?“.

Darauf folgte am Samstag, 31.05.2025 eine Fortbildungsveranstaltung für deutschsprachige Lehrkräfte, die mit einer inklusiven Andacht in Form eines gemeinsamen Gottesdienstes startete und in vielfältigen, kreativen Workshops endete. Die Einladung und Begrüßung zum Religionslehrer*innentag, der von der neuen kirchlichen Beauftragten für den evangelischen Religionsunterricht Angela Deak aus Cluj bereichert wurde, sprach der Bischof R. Guib aus, weshalb das Bischofspalais auch als Veranstaltungsort diente. Eingeladen waren alle Religionslehrkräfte, die sich über das Zentrum für Lehrerfortbildung über die Webseite www.zfl.ro anmelden konnten. Etwa 30 Teilnehmende kamen zusammen und tauschten sich konstruktiv aus. Zum Abschluss besichtigten die Reisegruppe unter anderem die Kirchenburg Malmkrog und das Freilichtmuseum Astra im Umland von Sibiu mit vielen historischen Gebäuden. Die Forschenden haben bei dem vielfältigen Programm eine intensive, schöne und abwechslungsreiche Reise mit vielen Austausch- und Lerngelegenheiten erlebt. Der Dank für die Gastfreundschaft gilt besonders den Mitarbeitenden am Theologischen Institut der Lucian-Blaga-Universität (https://www.ev-theol.ro/) und der organisatorischen Vorarbeit von Gunda Wittich!

Bilder: Marie Luise Schlierkamp