Aufsatz im Herder-Sonderheft „Jesus gegen Christus“

Das christologische Dilemma „Jesus gegen Christus“ ist ein bleibendes theologisches Topos. Welche Rolle von Jesus Christus wird hervorgehoben – die des gesalbten Menschen oder die des göttlichen Erlösers? Um die Diskussion darüber auf den aktuellen Stand zu bringen, hat sich die Redaktion der Herder Korrespondenz für ein Spezial unter dem Titel „Jesus gegen Christus. Neues vom Menschen aus Nazareth“ entschieden. Neben Beiträgen vieler renommierter katholischer Autor*innen wie Thomas Söding, Angelika Strotmann oder Dorothea Sattler ist auch ein Beitrag von Sophia Niepert-Rumel aufgenommen worden. Der Titel lautet „Jesus, der Wundertäter. Wundererzählungen als Glaubenszeugnisse“.

In ihrem Beitrag greift Sophia Niepert-Rumel verschiedene aktuelle Fragen auf, z. B.: Hat Jesus Wunder gewirkt? Wie kann man sie heute verstehen? Außerdem unternimmt sie eine historische Einordung: Wundertäter, insbesondere Exorzisten, sind in der Antike verbreitet; so erscheint ein exorzistisches Wirken Jesu daher naheliegend. Wundererzählungen der Evangelien sind aber keine Tatsachenberichte, sondern wollen die theologische Botschaft der Evangelisten transportieren, etwa Vollmacht und Autorität Jesu über böse Mächte. Aus heutiger Perspektive ist es ihrem Beitrag zufolge sinnvoll, jede Wundergeschichte für sich zu betrachten und genau zu lesen, um Verallgemeinerungen und auch antijüdische Vorurteile zu vermeiden. Damit reiht sich der Aufsatz in die Zielsetzung des gesamten Hefts ein.

Im Abstract des Sonderhefts wird die Gesamtthematik folgendermaßen eingeleitet: Auch wenn die Kirchen hierzulande schwächeln, das Christentum bleibt weltweit die wichtigste Religion – mit einer erstaunlichen Dynamik. Das wirft ein neues Schlaglicht auf den Religionsstifter Jesus von Nazareth. Wer war dieser Jude und welche Rolle spielt er heute im Glauben der Christen in aller Welt? Warum geht es manchen vor allem um eine innige Jesusbeziehung? Haben sich die christologischen Streitigkeiten der frühen Kirche genau 1700 Jahre nach dem Konzil von Nizäa heute im Grunde erledigt? Was weiß man eigentlich gesichert von Jesus? Musste er überhaupt ein Mann sein und warum überhaupt ein weißer? Und nicht zuletzt: Was ist aus seiner Botschaft geworden und wo inspiriert er heute – gerade auch außerhalb der Kirchen. Eine aufregende Spurensuche von namhaften Autorinnen und Autoren, die Antworten auf diese Fragen geben. Nähere Informationen zum Heft sind auf der Homepage des Verlags unter https://www.herder.de/theologie-pastoral/shop/p2/90034-jesus-gegen-christus-broschur/?utm_source=vh-newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=vh-20250520&id=51b274aa-8f4b-e811-80f5-005056b47dda verfügbar.