Am 13. Januar 2023 fand an der Universität Paderborn der Studientag Ableismus und Religion statt. Angesetzt waren zwei Workshops sowie zwei Vorträge rund um die Themen Ableismus, Behinderung und Christentum. Leider musste der Vortrag von Julia Schönbeck (Universität Göttingen) „Heile Welt? Christlicher Ableismus und Inklusion in der Kirche“ kurzfristig krankheitsbedingt ausfallen. Der Studientag profitierte von den verschiedenen Perspektiven und Hintergründen der Teilnehmenden, die bunt gemischt aus den Kontexten Uni, Schule und Kirche vertreten waren. Dadurch dass der Studientag hybrid durchgeführt wurde, waren neben Studierenden, Promovierenden und Mitarbeitenden der Universität Bielefeld und Paderborn auch weitere Universitäten und Institutionen vertreten.
Zunächst setzten wir uns in dem Workshop von Dr. phil. Alice Junge (Universität Hannover) „Hauptsache, die sind dabei!“ – Vorstellungen und Überzeugungen im Hinblick auf Behinderung und ihre Bedeutsamkeit für den Professionalisierungsprozess mit verschiedenen in der Gesellschaft vertretenen Umgangsformen mit und Bildern von Menschen mit Behinderung auseinander Dabei wurde durch die spannenden Methoden sowie verschiedene berufliche Kontexte der Seminarteilnehmenden ein äußerst spannender Austausch möglich. Abgerundet wurde dies durch einen gelungen theoretischen Input von Junge. Die Auseinandersetzung mit individuellen sowie gesellschaftlichen Bildern von Behinderung stellte eine herausragende Grundlage für den Studientag, als auch für weitere Reflexionen außerhalb des Studientages dar.
Pfarrer Thomas Jakubowski (Ev. Kirche der Pfalz) konnte in seinen Erläuterungen innerhalb des Workshop Diversitätstraining – Sensibilisierung für Wahrnehmung von und Umgang mit Diskriminierung durch viele Beispiele aus seiner beruflichen Praxis, u.a. als Inklusionsbeauftragter der Landeskirche und Behindertenbeauftragter des Rheinlandpfalz Kreises, interessante Einblicke geben. In diesen konzentrierte Jakubowski sich auf den Umgang mit Ableismus und Strategien gegen Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen. Durch seinen theoretischen Input und persönlichen Erfahrungsschatz wurde die Bedeutung von Diversitätstrainings u.a. in religiösen Settings deutlich. Vor allem die Frage nach Nutzen oder Diskriminierung durch sogenannten Rollstuhlexkursionen wurde heiß diskutiert.
Im letzten Vortrag berichtete Dr. phil. Ramona Jelinek-Menke (Universität Marburg) aus ihrer Forschung zu Christlichen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung als persönliches und soziales Trauma: Geschichte und Geschichten. Ihr Augenmerk lag dabei insbesondere auf Traumatisierungen von Menschen mit Behinderungen in religiösen Kontexten und schwierigen Aufarbeitungsprozessen auf institutioneller und persönlicher Ebene. Schwierig bewertete Jelinek-Menke unter anderem, dass Gewalt und Diskriminierungen von behinderten Menschen in den Medien noch immer als Einzelfälle dargestellt werden, obwohl diese ein strukturelles Problem seien. Es werde ausgeblendet, dass die christliche Welt zum Teil diskriminiere und traumatisiere, wodurch der Aufarbeitungsprozess erschwert werde. In ihrem geschichtlichen Überblick über Kirche und Menschen mit Behinderungen wurde die komplexe Beziehung zwischen Nächstenliebe und Diskriminierung deutlich.
Wir freuen uns sehr über den gelungenen Studientag zu Ableismus und Religion und den spannenden Austausch mit allen Teilnehmenden. Herzlichen Dank an PLAZef, die Servicestelle Studium mit Beeinträchtigung sowie Prof. Dr. Katharina Kammeyer (Universität Paderborn) und Prof. Dr. Ulrike Witten (Universität Bielefeld) für die Unterstützung!
Emma Müller – Studentin der Ev. Theologie (Universität Bielefeld) und Teilnehmerin des Studientages
Anna Neumann – wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ev. Theologie (Universität Paderborn) und Veranstalterin des Studientages