Summer School 2024 in Padua und Venedig: Kunst als Welterkenntnis

Prof. Dr. Inge Kirsner bot während der Lesewoche eine Summerschool zum Thema „Art & Religion 2024: Kunst als Welterkenntnis“ in Padua und Venedig an. Insgesamt 24 Studierende aus Bielefeld, Mainz und Paderborn nahmen unter Studienleitung von Dr. Andreas Mertin, Prof. Dr. Volker Küster, Dr. Dorothea Erbele-Küster, Dr. Michael Waltemathe und Prof. Dr. Inge Kirsner an der Studienreise nach Padua und Venedig teil.

Der Pfingstmontag diente der freien Erkundung Venedigs, am frühen Abend trafen sich dann alle auf der Insel San Giorgio Maggiore, wo es in der dortigen Basilika u.a. die „Archangels I-III“ der belgischen Künstlerin Berlinde de Bruyckere, riesige gesichtslose Engel, in Dialog mit dem Innenraum der Kirche, zu sehen gab. In diesen Dialog führte Inge Kirsner ein, so wie auch im Folgenden alle Teilnehmenden jeweils einen Biennale-Pavillon ihrer Wahl vorstellten.

In der Lagunenstadt findet seit 1895 alle zwei Jahre die Biennale di Venezia statt, die nach der Documenta in Kassel wichtigste Kunstausstellung der Welt. Hier stellen die Nationen der Welt in den Giardini und im Arsenale sowie in zahlreichen Pavillons und manchen Palazzi in der Lagunenstadt ihre jeweils neueste Kunst vor. Davon ließen sich die Studierenden herausfordern; am Dienstag wurden die Pavillons in den Giardini erkundet, am Mittwoch die Pavillons im Arsenale – dabei wurde die Kunst aus Ägypten, Frankreich, den USA, aus Deutschland, den Niederlanden, Korea, Australien, Tschechien, China etc. vorgestellt. Der Paderborner Studierende Yannik Wolters führte in die Kunst aus Zimbabwe, die im Hinterhof einer Kirche mitten in der Stadt Venedig präsentiert wurde, ein; hier betrieben die Künstler eine außerordentliche Recycling-Kunst, indem z.B. Zahnbürstenköpfe und -tuben ornamental angeordnet wurden.

Es gab während dieser Biennale viel indigene, sehr bunte und queere Kunst unter dem Motto „Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere – Fremde überall“ – zu sehen, dabei fiel der deutsche Pavillon mit seinem „Generationenschiff“, das die israelische Künstlerin Yael Bartana entworfen hatte, atmosphärisch etwas heraus. Im Inneren betrat man zwei Welten: die der türkischen Gastarbeiter in Deutschland und eine der Postapokalypse, in der die Menschen die Erde verlassen haben. Es war die faszinierende Vision einer extraterrestrischen Beheimatung, wie sie am Ende des Films „Interstellar“ gezeichnet wird.

Der Nahost- Krieg war überall spür- und auch sichtbar; einige Künstler*innen hatten ihre Werke ´nachbearbeitet´ und auf den Rückseiten mancher Leinwände gab es Graffiti mit der Aufforderung „Free Palestine“ zu sehen. Der israelische Pavillon war offiziell geschlossen; dennoch lief hinter seinen Glaswänden der Film M/otherland von Ruth Patir mit animierten archäologischen Figuren aus dem Zweistromland, die zeitenübergreifend gegen Krieg, Gewalt und Unterdrückung demonstrieren.

Die Studienreise schloss mit dem Donnerstag in Padua ab; Höhepunkt war der abendliche Besuch der Scrovegni-Kapelle mit den atemberaubenden Giotto-Fresken. Vorbereitet und durchdacht begleitet hatte dies alles Dr. Andreas Mertin, dessen Biennale-Kritik man unter Tà katoptrizómena – Magazin für Theologie und Ästhetik nachlesen kann. Geplant ist bereits die nächste Studienreise in der Lesewoche 2025, diesmal nach Wien.

Text und Bilder: Inge Kirsner