Rückblick: Erste Netzwerktagung Dis/Ability und Theologie

Am 16./17. Juni 2023 fand in Wuppertal die erste Netzwerktagung Dis/Ability und Theologie statt. Als Querschnittsthema zog sich die Differenzkategorie Dis/Ability durch alle theologischen Disziplinen. Teilweise wurden die Forschungsprojekte auch aus der Innenperspektive behinderter Theolog*innen heraus präsentiert und diskutiert.

Den Auftakt der Tagung bildete Prof.‘in Dr. Julia Watts Belser (Washington) mit ihrer Keynote zum Thema „Queering Disbaility and the Divine Image: Resisting Ableism and Reimagining Kinship“, in der sie das Bild eines „God on Wheels“ skizzierte, das Identifikation, Repräsentation und Freude verkörpert. Dr. Julia Drube (Kassel) sprach von ungenutzten Potenzialen der Rede von der leiblichen Auferstehung und von Fragilität, Schwäche und Angewiesenheit als anthropologische Grundbestimmung. Dr. Hanna Braun (Freiburg) stellte Vulnerabilität als Kern der Gottebenbildlichkeit in einer inklusiven theologischen Anthropologie dar. Anna Neumann (Paderborn) fragte nach der Un-/Sichtbarkeit von Behinderung und der Mehrdimensionalität des Ableismus Begriffs.

Der zweite Tag startete mit dem großen thematischen Schwerpunkt „Heilung“. Dr. des. Marie Hecke (Wuppertal) zeigte die immense Bedeutung von Behinderungsbildern und -narrativen und entwickelte ein Korrekturprogramm für eine intersektionale Homiletik. Marie-Christine Bünzel (Kaiserslautern-Landau) hinterfragte dis/abilitykritisch die Nutzung von Metaphern im Zusammengang mit neutestamentlichen Exorzismusgeschichten und Judith Distelrath (Kaiserslautern-Landau) nahm die Anwesenden mit in ihre dis/abilitykritische Analyse von ausgewählten Kinderbibeln. Dr. Sungsoo Hong (Jena) fragte nach einem intersektionalen religionspädagogischen Umgang mit Heilungsgeschichten im Religionsunterricht. Aus kirchengeschichtlicher Perspektive beantwortete Dr. Meike Rieckmann-Berkenbrock (Gießen) anschließend die Frage nach „unwertem Leben“ vor Gott. Abschließend zeigte Sarah Döbler (Marburg) am Beispiel von Jesaja 6 ihren Ansatz zu Herkunft und Entwicklung religiöser Behinderungsmetaphorik.

Die Tagung war ein gelungener Auftakt für die Vernetzung von Wissenschaftler*innen, die im Bereich Dis/Ability und Theologie forschen. Eine Folgetagung ist für den 04./05. Mai 2024 in Paderborn geplant. Auch diese wird von Dr. des. Marie Hecke und Prof.’in Dr. Claudia Janssen vom Institut für feministische Theologie, Theologische Geschlechterforschung und soziale Vielfalt (KiHo Wuppertal) sowie Prof.‘in Dr. Katharina Kammeyer und Anna Neumann vom Institut für Evangelische Theologie (Uni Paderborn) organisiert.

Text und Foto: Anna Neumann