Weckruf für die Politik

Die schulischen Leistungen der Schüler:innen haben sich durch die Corona-Pandemie deutlich verschlechtert. Das zeigen schon länger mehrere Studien in Deutschland und anderen Ländern. Am 17.10.2022 veröffentlichte das Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (kurz IQB) den neuen Bildungstrend für das Jahr 2021. Bei diesen Bildungstrends erschien für Deutschland ein erschreckendes Ergebnis. Die schulischen Kompetenzen der Schüler:innen in der vierten Klasse im Bereich des Lesens und Rechnens waren deutlich niedriger als erwartet. Die Ursache dafür lässt sich aber nicht nur mit den corona-bedingten Schulausfällen begründen (https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/bildungsstudie-viertklaessler-101.html).

Anna Bieding (Von Studierenden für Studierende) „Weckruf für die Politik“ weiterlesen

Kinder mit besonderem Förderbedarf: Inklusion oder separate Klassen – welche Vorteile gibt es?

Im Jahr 2008 trat der Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft. In diesem heißt es, dass Menschen mit Behinderung aufgrund ihrer Einschränkung nicht vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden dürfen. Durch den Artikel hat sich in Bezug auf die Inklusion von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf schon viel im Bereich der Schulbildung getan. Trotzdem wird sich noch immer wieder die Frage gestellt, ob Kinder mit Behinderungen in einer inklusiven oder einer Förderschule besser lernen können.

Da es viele Argumente für und gegen den Besuch einer Förderschule gibt und auch die Wissenschaft noch keine eindeutige Antwort auf die Fragestellung gefunden hat, hat sich eine Gruppe von Forscher:innen rund um Erstautorin Nina T. Dalgaard genauer mit der Frage beschäftigt und dabei 15 Studien aus neun verschiedenen Ländern verglichen (vgl. https://www.mdr.de/wissen/inklusion-oder-spezielle-klassen-fuer-kinder-mit-sonderpaedagogischen-foerderbedarf-100.html).

Die Studie beschäftigt sich damit, wie sich Inklusion auf die schulische Leistung, die sozio-emotionale Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in inklusiven Schulen im Vergleich zu Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Förderschulen auswirkt. Dabei hatte die Studie Daten vorliegen, die Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen, wie Lernstörungen/intellektuelle Behinderungen, Autismus-Spektrum-Störungen, ADHS, körperliche Behinderungen, Sehbehinderungen oder auch Down-Syndrom berücksichtigen (vgl. https://www.mdr.de/wissen/inklusion-oder-spezielle-klassen-fuer-kinder-mit-sonderpaedagogischen-foerderbedarf-100.html).

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass es in Bezug auf die schulischen Leistungen und die allgemeine psychosoziale Anpassung der Kinder positive aber auch negative Auswirkungen gibt. Dies bedeutet, dass es immer noch keine eindeutige Aussage gibt, ob Inklusion mit positiven oder negativen Auswirkungen auf die Leistung und Entwicklung der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf verbunden ist. Bei jedem Kind sollte individuell geschaut werden, welche Bildungsform für ihn/sie zielführender ist (vgl. https://www.mdr.de/wissen/inklusion-oder-spezielle-klassen-fuer-kinder-mit-sonderpaedagogischen-foerderbedarf-100.html).

Hier findet Ihr die Studie: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cl2.1291

Mona Theiner (Von Studierenden für Studierende)

Fortbestand der Förderschulen? – Allgemeiner Behindertenverband (ABiD) regt Debatte an 

Ob eine exkludierende Bildung im 21. Jahrhundert noch Platz hat, muss offen diskutiert werden!“

Inwieweit das deutsche Förderschulwesen dem Verständnis von Handicap und Inklusion des 21. Jahrhunderts noch gerecht wird, fragt sich der Allgemeine Behindertenverband in Deutschland, ABiD (https://www.abid-ev.de/). Eltern von körperlich, seelisch und geistig beeinträchtigten Kindern hätten ein wachsendes Bedürfnis nach gemeinsamer Beschulung ihrer Sprösslinge mit Gleichaltrigen ohne Behinderung. ABiD-Sozialberater Dennis Riehle betont die Notwendigkeit einer offenen Diskussion darüber, ob eine exkludierende Bildung noch zeitgemäß sei. Es müsse ergebnisoffen erörtert werden, auf welchem Weg der beste Lernerfolg und die erfolgversprechendste Persönlichkeitsentwicklung von Kindern mit Behinderung gelingen könne. Dass eine Inklusion von Schüler:innen mit Beeinträchtigung zu teuer und zu aufwändig wäre und im Zweifel das Lernniveau der nicht-behinderten Kinder zwangsläufig sinken würde, sei mit dem Stand von Wissenschaft und Forschung über die Auswirkungen von Integration nicht mehr vertretbar und diskriminierend. Genaueres über die Ermutigung zur Debatte dieses viel diskutierten Themas ist nachzulesen unter https://www.guetsel.de/content/53048/2022-11-10-05-39-39-allgemeiner-behindertenverband-ermutigt-zur-debatte-ueber-fortbestand-der-foerderschulen.html und https://kobinet-nachrichten.org/2022/10/30/abid-regt-debatte-ueber-den-fortbestand-der-foerderschulen-an/.

Julia Rotthoff (Von Studierenden für Studierende)

Wie Deutschland Menschen mit Behinderung die Arbeit verwehrt – Inklusion im ersten Arbeitsmarkt

In Deutschland gibt es eine sogenannte Beschäftigungspflicht, die besagt, dass ein Unternehmen mit mehr als 20 zu vergebenden Arbeitsplätzen fünf Prozent der Arbeitsplätze an schwerbehinderte Menschen vergeben muss. Dies kann jedoch durch eine Ausgleichszahlung außer Kraft gesetzt werden. Laut Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, nehmen mehr als ein Viertel der Unternehmen dabei die Ausgleichszahlung lieber in Kauf, als einen Menschen mit schwerer Behinderung einzustellen (vgl. https://www.deutschlandfunkkultur.de/inklusion-und-arbeitsmarkt-deutschland-behindert-sich-selbst-100.html).

Anna-Lena Buhse (Von Studierenden für Studierende) „Wie Deutschland Menschen mit Behinderung die Arbeit verwehrt – Inklusion im ersten Arbeitsmarkt“ weiterlesen

„Dort anfangen, wo andere aufhören.“

Für Ex-Polizist Carlos Benede, Mitgründer des 2012 entstandenen Vereins „Weitblick-Jugendhilfe e.V.“, ist dieser Leitsatz fester Bestandteil seiner Einrichtung im bayrischen Dachau. Der Verein eröffnet Kindern und Jugendlichen, die als „Systemspringer“ abgestempelt und in anderen Jugendhilfeeinrichtungen ausgeschlossen wurden, eine Chance, ein Zuhause zu finden und unterstützt sie dabei Selbst- und Sozialverantwortung zu entwickeln. Oft ist es ihre letzte Anlaufstelle. Die gewählten Methoden von Carlos Benede unterscheiden sich sehr von denen gewöhnlicher Jugendhilfeeinrichtungen. Benedes Hilfeeinrichtung setzt auf offene Strukturen und bietet den Kindern und Jugendlichen viel Freiraum.

Nicolas Dülme (Von Studierenden für Studierende) „„Dort anfangen, wo andere aufhören.““ weiterlesen

Alle Menschen haben ein Recht auf Arbeit – oder doch nicht? Wie Menschen aufgrund ihrer Behinderung systematisch vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden und wie man dagegen ein Zeichen setzen kann 

Am 03.12.2022 war es wieder soweit und der „Internationale Tag der Behinderungen“ fand statt. Ein Tag, der die Aufmerksamkeit auf die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen richten sowie dem Ergreifen von Maßnahmen und Förderungen dienen soll. Überall im Leben begegnet man Menschen mit Behinderungen, sei es im Alltag, auf der Straße, an Schulen oder in öffentlichen Einrichtungen. Es gibt jedoch Plätze, die für einige dieser Menschen kaum erreichbar sind, wie ein fester Arbeitsplatz außerhalb einer Behinderteneinrichtung. Obwohl jeder Mensch, ohne Ausnahme, in Deutschland das Recht hat arbeiten zu gehen, werden Menschen mit Behinderung oftmals vergessen. Woran das liegt und wie es auch anders gehen kann, zeigt uns ein Beispiel aus Bielefeld.

Hannah-Maria Langer (Von Studierenden für Studierende) „Alle Menschen haben ein Recht auf Arbeit – oder doch nicht? Wie Menschen aufgrund ihrer Behinderung systematisch vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden und wie man dagegen ein Zeichen setzen kann “ weiterlesen

„Niemand möchte doch seine Muttersprache vergessen“ – wie der Einbezug der Erstsprachen von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte das Lernen aller Schüler:innen verbessern kann

Mit der immer stärker zunehmenden Anzahl an Schüler:innen mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) stellt sich die Frage, wie dieses Thema in den Unterricht integriert werden kann und wie die Lehrer:innen am besten damit umgehen sollten. Diesbezüglich gibt es verschiedene Meinungen, einerseits werden die Erstsprachen der betroffenen Schüler:innen nicht berücksichtigt, andererseits gibt es eine Vielzahl an Ideen, diese in den Unterricht mit einfließen zu lassen. Durch die Aufnahme verschiedener Sprachen ist es den Lehrkräften möglich, die Sprachenbewusstheit ihrer Schüler:innen zu fördern, in dem beispielsweise Sprachvergleiche durchgeführt werden. Es gibt diesbezüglich keinen Erfolgsunterschied zwischen DaZ-Kindern und Kindern mit Deutsch als Muttersprache. Alle Kinder profitieren von der Berücksichtigung mehrerer Sprachen im Unterricht und können voneinander lernen.

Lenia Tamara Krenz (Von Studierenden für Studierende) „„Niemand möchte doch seine Muttersprache vergessen“ – wie der Einbezug der Erstsprachen von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte das Lernen aller Schüler:innen verbessern kann“ weiterlesen

Vom Systemsprenger zum Sozialarbeiter

Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Lernen finden nur schwer den Weg ins Berufsleben. Eine gemeinsame Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Bildungsforschung und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung belegt, dass 23% der ehemaligen Förderschüler:innen sechs Jahre nach dem Abschluss der 9. Klasse keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Diese Zahl mag einige Lehrkräfte frustrieren, aber zu betonen ist, dass der (Förder-)Schulbesuch nicht schuldtragend ist, sondern die fehlende Integration im Ausbildungssystem (vgl. https://www.news4teachers.de/2021/10/abgaenger-von-foerderschulen-finden-schwer-in-ausbildung-und-arbeitsmarkt/ ). Allerdings gibt es auch einige positive Beispiele, wie Bilal Eter, die Lehrkräften Hoffnung geben.

Sophia Wolff (Von Studierenden für Studierende) „Vom Systemsprenger zum Sozialarbeiter“ weiterlesen

Buchempfehlung: Hilf mir jetzt! – Unsere Kinder sind es wert

Marvin ist ein siebenjähriger Junge und wird nach Schulschluss vom Arche-Bus abgeholt. Den ganzen Tag hatte er noch keine Mahlzeit, da seine Eltern sich nicht um ihn kümmern können. Er ist erschöpft, müde und traurig. Ein Umstand, der in Deutschland tagtäglich vorkommt. So beschreiben Bernd Siggelkow und Wolfgang Büscher (2019) in ihrem Buch Hilf mir jetzt! Unsere Kinder sind es wert, erschienen im Topicus-Verlag in Erfurt die Situation von vielen Kindern in erschwerten Soziallagen, denen die Arche mit ihren Angeboten hilft.

Das Buch Hilf mir jetzt! bietet einen Einblick in die Welt von Kindern, die aus schwierigen sozialen Milieus kommen. Zuweilen erschreckend, ehrlich, polemisch und kritisch versuchen die Autoren hier die Leser:innen zu erreichen.

Ihre Botschaft: Unvoreingenommen und mitfühlend sollen alle Menschen Kinder aus sozialen Brennpunkten gegenübertreten.

Als angehende Lehrkräfte der sonderpädagogischen Förderung kann das Buch einen Einblick schaffen, Kinder aus einer Millionenstadt kennenzulernen, deren Hintergrund von Verwahrlosung, Gewalt, Trauer und Hoffnung gekennzeichnet ist.

Robert André Hähnel (Von Studierenden für Studierende) „Buchempfehlung: Hilf mir jetzt! – Unsere Kinder sind es wert“ weiterlesen

Treffen der Beauftragten des Bundes und der Länder für Menschen mit Behinderungen in Erfurt

Auf ihrem 64. Treffen am 3. und 4. November 2022 in Erfurt haben sich die Beauftragten des Bundes und der Länder für Menschen mit Behinderungen mit der Frage beschäftigt, wie es besser gelingen kann, Menschen mit einer Behinderung ein inklusives Arbeiten ohne Barrieren zu ermöglichen. Die Beauftragten sind der Auffassung, dass es neuer Anstrengungen, Impulse und Instrumente für die Erreichung eines inklusiven Arbeitsmarktes bis spätestens im Jahr 2030 bedarf.

Lisa Bellinghoff (Von Studierenden für Studierende) „Treffen der Beauftragten des Bundes und der Länder für Menschen mit Behinderungen in Erfurt“ weiterlesen