Gemeinsamkeiten zwischen der europäischen Hauptstadt und der ostwestfälischen (kleinen) Großstadt erkundet

Europäisches Miteinander vor dem europäischen Parlament

Brüssel und Paderborn – das scheinen zwei sehr unterschiedliche Städte zu sein. In der Tat gibt es auf den ersten Blick Unterschiede:

Zunächst ist die Weltstadt Brüssel davon geprägt, dass über 180 Nationalitäten sie bewohnen und die EU den Sitz der Kommission und des europäischen Parlaments (zumindest im Wechsel mit Straßburg) ins Herz von Belgien gelegt hat. Paderborn ist im Herzen von Westfalen verortet und hat durchaus auch eine multikulturelle Prägung, aber ganz so vielsprachig wie die Bewohner*innen von Brüssel (mindestens französisch, holländisch und englisch für die allermeisten) sind die wenigsten Paderborner*innen. Auch andere offensichtliche Dinge unterscheiden die beiden Städte: Paderborn hat zwar das Schloss Neuhaus und im Kreisgebiet liegt die Wewelsburg, aber von einer bewohnten königlichen Residenz wie in Brüssel ist Fehlanzeige. Paderborner*innen nutzen die Angebote der DB und des PaderSprinters, während Brüsseler*innen durch ein großes Metrosystem und weiteren kostengünstigen ÖPNV versorgt werden. Kulinarisch prägt Brüssel nicht nur Schokolade, Pommes und Waffeln, sondern auch die internationale Küche erstreckt sich über alle Kontinente. Paderborner Liebe für Grünkohl oder ein zünftiges Brauhaus-Gericht ist da eher regional verankert.

Doch genug zu den Unterschieden: Paderborn und Brüssel verbindet seit ca. einem Jahr eine stetig wachsende Verbundenheit in theologischer Hinsicht. Denn das Institut für Ev. Theologie an der Uni Paderborn hat Kontakte zur FPTR (Faculty for Protestant Theology and Religious Studies) in Brüssel aufgenommen und hat im Dekan Prof. Dr. Johan Temmerman und seinen Kolleg*innen aufgeschlossene Gesprächspartner *innen gewonnen. In diesem Austausch zeichnen sich zunehmend Gemeinsamkeiten ab, die bei einer Dienstreise von Anne Breckner verdichteten: So zeigt sich ein gemeinsames Verständnis von Theologie als etwas, das gerade wegen religiöser Diversität und Pluralisierung individuellen Austausch braucht, um sinnvoll betrieben zu werden. Auch eine Subjektorientierung in Bezug auf die Studierendenbetreuung eint die beiden Standorte.

Die beiden Institutionen streben eine ERASMUS-Partnerschaft an, da dadurch den Paderborner Theologiestudierenden einen bereichernden französisch- und holländisch-sprachigen Standort (außerdem englisches Lehrangebot) angeboten werden kann. Die Brüsseler Fakultät befindet sich ähnlich wie das Institut für Evangelische Theologie in einer Diasporalage inmitten eines historisch bedingten, römisch-katholischen Lehr- und Lebensumfelds. Außerdem ist sie durch eine religiös heterogene Studierendenschaft geprägt, auch das verbindet neben der Offenheit für ökumenischen und interreligiösen theologischen Austausch in Lehre und Forschung an beiden Standorten. Auch kann die Kooperation für weitere Paderborner Zentren – sowohl für das ZeKK als auch das BELZ – bedeutsam werden.

Darüber hinaus vereint die Städte Brüssel und Paderborn auch das Bewusstsein, dass Orte des Verweilens, sei es das Paderquellgebiet oder La Grande Place, Gemeinschaft erzeugen können. Auch das Feiern im Juli verbindet, denn am 21.07. feiern die Belgier*innen den Nationalfeiertag, während in Paderborn Liboristimmung aufkommt. Und zu solchen Festzeiten kann sowohl mit belgischem Bier als auch mit Paderborner Bier angestoßen werden – u. a. auf theologische Kontakte nah und fern.

Gruppenbild mit dem Dekan und Mitarbeitenden der FPTR im Garten der Fakultät

Für nähere Informationen zur FPTR kann z. B. deren englischsprachiger Youtube-Channel genutzt werden: https://www.youtube.com/watch?v=URr6ANyJv64