Erste gemeinsame griechisch-deutsche Summer School in Thessaloniki
In der letzten Septemberwoche 2017 fand die erste Summer School statt, die gemeinsam von der Theologischen Fakultät der Aristoteles-Universität Thessaloniki und dem Institut für Evangelische Theologie der Universität Paderborn veranstaltet wurde. Als Thema wurde „Religion lernen in einem multikulturellen Kontext“ gewählt, das nicht nur reflektiert wurde, sondern auch praktisch erfahren wurde. Neben theoretischen Arbeitseinheiten gab es auch Feldarbeit. Von griechischer Seite wurde die Summer School von Assoc. Prof. Dr. Vasiliki Mitropoulou organisiert, der Leiterin des Pädagogische Labors an der Theologischen Fakultät. Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke und Dr. Richard Janus wurden von zehn Studierenden begleitet, die gastfreundlich empfangen wurden. Die Praktische Theologin Prof. Dr. Dimitra Koukoura begrüßte die Gruppe und führte in die orthodoxe Theologie ein. Wie notwendig interkulturelle Kompetenz für den Lehrendenberuf ist, zeigte sich beim Besuch einer interkulturellen Schule im Gespräch mit den Lehrenden. Dort werden Kinder aus allen möglichen Ländern unterrichtet – auch unbegleitete Flüchtlingskinder. Dabei spielen die kulturellen und religiösen Unterschiede eine wichtige Rolle im Schulalltag. Zugleich bringen die Schüler*innen ihre traumatischen Fluchterfahrungen mit in die Schule. Lange Jahrhunderte war Thessaloniki selbst eine multikulturellen Stadt in der das Judentum die größte Religionsgemeinschaft bildete. Der Stadtbrand 1917 zerstörte die meisten Synagogen. Während der deutschen Besetzung im zweiten Weltkrieg wurden die Juden nach Auschwitz deportiert und umgebracht. Auf dem Gelände des ehemaligen jüdischen Friedhofs befindet sich heute die Aristoteles-Universität. An der Universität studieren derzeit 80.000 Studierende. Für Theolog*innen ist die Stadt und Gegend auch deshalb von besonderem Interesse, weil der Apostel Paulus hier die ersten christlichen Gemeinden in Europa gründete. Eine Exkursion führte auf biblisch-paulinischen Spuren nach Philippi. Dort wurde die Stelle besucht, an der die Purpurhändlerin Lydia getauft wurde. In der Ausgrabung von Philippi konnten sich die Teilnehmenden eine Bild der antiken Stadt machen, in der Paulus inhaftiert wurde. Im Vlatadon-Kloster wird noch heute der Platz gezeigt, an Paulus den Thessalonicher*innen predigte. Die Briefe, Paulus nach seiner Abreise an die Gemeinden in Philippi und Thessaloniki geschrieben hat, sind Teil des Neuen Testaments. Im Kloster ist heute das Forschungsinstitut des Ökumenischen Patriarchen untergebracht, das sich mit den Handschriften des Heiligen Bergs Athos beschäftigt. Aus Anlass des 30jährigen Bestehens der Forschungsstelle war der Ökumenische Patriarch Bartholomäus selbst anwesend und die Gruppe konnte die Ankunft selbst miterleben. Bei einem Stadtrundgang konnte das reiche Erbe von byzantinischen Kirchen bestand werden, die von einer griechischen Studierenden fachkundig erläutert wurden. Zu den Höhepunkten gehörte die Begegnung mit dem Metropoliten von Thessaloniki, Erzbischof Anthimos, der auf die Bedeutung von Europa für die Zukunft aufmerksam machte.
Die Summer School wurde von der Evangelischen Kirche von Westfalen, dem Evangelischen Bund Westfalen-Lippe und dem International Office gefördert.