defensio unicornis

In seinem Beitrag vom 15.05.20 gibt Klaus von Stosch zu erkennen, dass er nicht mit Einhörnern gemeinsam beten möchte. Die Lektüre seines Artikels versetzte mich in meine Kindheitsjahre zurück – ein Heidenspaß war es – in einem recht wörtlichen Sinne: Die Welt war damals voll von halb ersonnenen, halb erlebten Fabelwesen: Nixen, Elfen und weiß der Tolkien was. Als christliches Kind habe ich mich aber irgendwann mit einem, zumindest heute als bewusst empfundenen, Willensakt aus meinem Paradies selbst verbannt. Denn damals war für das orthodoxe Mädle das Argument: „Die Kirche ist dagegen“ noch nicht etwas, was in Frage gestellt wurde. Ich belehrte sowohl Gleichaltrige als auch meine Eltern, dass Aberglaube, Wahrsagerei und Co. Sünde seien. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher, obwohl ich vielen Formen esoterischen Denkens, etwa einer zu großen Beachtung nächtlicher Träume, nach wie vor mit Vorsicht begegne. 

Die Frage, vor der ich heute stehe, ist die nach dem Kriterium der Wahrheit mitten in der Transzendenz oder auch der Fiktion. Ich pflichte Klaus von Stosch bei, dass Religion sehr viel mit Wirklichkeit zu tun hat und es auch soll. Und doch sollte man sich davor hüten, ihr die Transzendenz, eben das Irreal-Traumhafte zu nehmen, sufistisch gesprochen, den „Geschmack“, Dhawq. Sie sollte ja auch ihren Abenteuercharakter nicht verlieren – trotz der Ernsthaftigkeit der Fragen, die sie beschäftigen.

Wie auch der Beitrag von Klaus von Stosch zeigt, sehnt sich die jüngere Generation auch – vielleicht nebst diesen Fragen – nach der rosaroten Transzendenz voller Einhörner, die sie, wie eine Morgenröte, sanft und sorgenlos entrückt. Wie keine andere Religion ehrt das Christentum den Ernst des Lebens. Welche Rolle dürfen Spiel und Spaß dabei noch haben? Und das nicht auf der Ebene der Kindergottesdienste und nicht eines Escape Room (tatsächlich im Paderborner Dom einmal zu Gesicht bekommen), sondern auf der Ebene der Begegnung mit Gott, die ja schließlich gerade auch im Gebet stattfindet.

Irgendwann, spätestens, wenn der eigene Nachwuchs kommt, möchte ich in die elfenvollen Gefilde meiner Kindheit zurück. Dem Feenglauben, dem Sprechen mit den Bäumen, dem Reiten auf Einhörnern wohnt für mich ein Zauber inne, der es vielleicht verdient, neben dem Glauben der Großen gepflegt zu werden. Tut man den Kleinen damit aber nicht unrecht? Das hängt davon ab, wie man die Frage nach dem großen Wahrheitskriterium für sich persönlich beantwortet. 

Am Ende hätte ich noch eine Frage: Wenn die kleine Tochter statt einer Einhorn-Herde eine nette Engelsschar zum gemeinsamen Familiengebet eingeladen hätte, dürften die Gäste dann bleiben?

Elizaveta Dorogova ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Islamische Theologie der Universität Paderborn.

(Mehr als nur) ein Gedankenexperiment in Corona-Zeiten: Was darf, was muss gesagt werden?

In der Philosophie, aber auch in der Theologischen Ethik wird ein Gedankenexperiment seit fast einem Jahrhundert in unzähligen Variationen diskutiert. Im Grunde geht es darum, dass ein Weichensteller verhindern kann, dass eine Gruppe von Menschen von einem Zug erfasst wird, indem er diesen auf ein anderes Gleis lenkt, auf dem sich zwar ebenfalls Menschen befinden, die sich aber aufgrund bestimmter Eigenschaften wie Anzahl, Alter, körperliche oder geistige Verfasstheit von der ersten Gruppe unterscheiden. Je nachdem, ob aus einer utilitaristischen oder deontologischen Position argumentiert wird, kommt es dabei zu unterschiedlichen ethischen Bewertungen der theoretischen Entscheidungsmöglichkeiten.

Fiktion und Realität oder auch verschiedene Ereignisse der Menschheitsgeschichte miteinander in Verbindung zu bringen, muss immer behutsam erfolgen. In Zeiten der Corona-Krise, in denen Beatmungsgeräte in Kliniken weltweit knapp wurden, drängte sich dennoch ein weiterer Bezug auf, auch wenn er dabei sogar besonders radikal erscheint. So wies Alice Wong als Betroffene auf die sogenannten Triage-Empfehlungen mehrerer US-Bundesstaaten hin, die Menschen mit Behinderung während der COVID-19-Pandemie bei der Zuteilung von Ressourcen in der Notfall- und Intensivmedizin diskriminiert habe, und sagte: „Eugenik ist kein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg; es lebt heute und ist eingebettet in unsere Kultur, Richtlinien und Praktiken.“In der Tat wurden über Jahrhunderte hinweg Menschen mit Behinderung selten als gleichwertig betrachtet: Weder im theologisch-kirchlichen Kontext, wenn es darum ging, das Verhältnis zwischen Mensch und Gott zu definieren, und erst recht nicht während des Nationalsozialismus. Als „lebensunwert“ bezeichnet, sollte man ihnen den sogenannten Gnadentod gewähren. Doch mit Gnade und Menschlichkeit hatte dieser Erlass wenig zu tun. Vielmehr diente er dazu, die systematische Tötung physisch und psychisch kranker Menschen zu legitimieren und zu verschleiern. Ganz so weit kann und darf man bei der Einschätzung der Triage-Empfehlungen oder des Utilitarismus etwa eines Peter Singer, auf den sich auch Wong in ihrem Aufsatz bezog, nicht gehen – aber dennoch ist es wichtig dafür einzustehen, dass Alter oder Behinderung keine Kriterien bei Priorisierungsentscheidungen sein dürfen.

Mit einer sadistischen Spielart des eingangs erwähnten sogenannten Trolley-Problems wird auch Comic-Superheld Spider-Man in der gleichnamigen Verfilmung von 2002 konfrontiert: Der Grüne Kobold stellt ihn vor das Dilemma, entweder seine große Liebe Mary Jane oder eine Gondel voller Kinder zu retten. Selbstverständlich gelingt ihm beides – ein echter Superheld eben. Auch Ärzte und Pflegekräfte wurden in der Corona-Krise als Helden bezeichnet. Nicht zu Unrecht, meint Psychologie-Doktorandin Giulia Pugnaghi, und doch ist erneut ein Vergleich schwierig, denn, so Pugnaghi weiter: „Nichtsdestotrotz sind unsere Pflegekräfte keine Superhelden, keine fiktiven übermenschlichen Wesen, sie sind Menschen.“Menschen, die mitunter schwierige Entscheidungen treffen müssen.

Stephanie Lerke (Lehrbeauftragte und UPB-Graduiertenstipendiatin) und Jan Christian Pinsch (wissenschaftlicher Mitarbeiter) sind am Institut für Evangelische Theologie der Universität Paderborn tätig.

Dürfen Einhörner beten?

Meine vierjährige Tochter hat eine sehr lebhafte Fantasie und sie liebt Einhörner. Von daher kann es eigentlich nicht überraschen, dass jetzt eine ganze Herde Einhörner in ihr Zimmer eingezogen ist. Wenn ich sie abends drücke, muss ich aufpassen, dabei keinem Einhorn weh zu tun. Und wenn sie schlafen soll, hüpft eines der Einhörner umher, und sie muss es einfangen und zu mir bringen. Einhörner spielen eine wichtige Rolle in unserem Haushalt, seit meine Tochter coronabedingt nicht mehr in den Kindergarten gehen darf.

Praktischerweise kann niemand außer meiner Tochter die Einhörner sehen. Nur neulich beim Wandern im Siebengebirge meine ich selbst kurz ein Einhorn gesehen zu haben und bin dadurch in der Achtung meiner Tochter gestiegen. Das Einhorn war gelb und etwas scheu. Auch ein fremder Wanderer hat uns bestätigt, dass er das Einhorn kurz gesehen hat, sodass es auch unabhängige Evidenz für seine Existenz gibt. Dank der Einhörner geht meine Tochter jetzt jedes Wochenende gerne mit uns wandern, weil sie immer wieder hofft, dass das gelbe Einhorn wiederkommt.

Mein sechsjähriger Sohn hält das alles für total verrückt und sagt ihr, dass es keine Einhörner gibt. Sie verweist dann darauf, dass Einhörner unsichtbar sind. Er repliziert, dass sie sie dann ja nicht sehen kann. Sie erinnert an mein Sehen und an den fremden Wanderer. Man könne eben auch Unsichtbares sehen. Mein Sohn guckt mich zweifelnd und kopfschüttelnd an.

Eigentlich bin ich geneigt, meiner Tochter ihre Traumwelt zu lassen, wenn sie ihr in ihrem kinderlosen Alltag hilft. So wie ich auch irrationale religiöse Überzeugungen dann stehen lasse, wenn sie pragmatisch heilsame Konsequenzen im Leben von Glaubenden haben. Doch gestern abend wurde es heikel für mich. Meine Tochter wollte an unser Abendgebet ein Gebet mit ihren Einhornfreunden anschließen. An dieser Stelle hörte für mich der Spaß auf und zur großen Befriedigung meines Sohnes habe ich meine väterliche Autorität genutzt, um das Gebet der Einhörner zu unterbinden. Ich wollte nicht, dass die Welt des Glaubens mit der Welt der Fantasien meiner Tochter verschmilzt. 

Doch natürlich haben die Einhörner dann später heimlich gebetet – mit meiner Tochter zusammen. Ihr Gebet war nicht hörbar wie sie ja auch nicht sichtbar sind. Es hat mich also auch nicht gestört. Ich kann meine Tochter da weiter lassen. Nur gemeinsam beten mit Einhörnern kann ich nicht. Es braucht auch ein Mindestmaß an Rationalität, um Religiosität gemeinsam praktizieren zu können. Denn Religion soll uns an die Wirklichkeit heranführen, nicht in eine Fantasiewelt.

Klaus von Stosch ist Professor für Katholische Theologie und Vorsitzender des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK) an der Universität Paderborn.

Wenn Ramadan auf Corona trifft

Jedes Jahr freuen sich Muslim*innen weltweit auf den Beginn des Ramadans. Sie werden in diesem Monat angehalten, sich einer Art system resetzu unterziehen, indem sie ihren Alltag durch das Fasten unterbrechen: Von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang verzichten sie auf das Essen, Trinken und auf Sexualität. Durch diesen freiwilligen Verzicht im Grunde auf alles, was das Leben am Laufen hält und erneuert, gewinnen die Gläubigen Zeit. Zeit, um einen kritischen Blick auf sich selbst, auf ihre Beziehung zu Gott oder auf die Dinge, die ihnen im Leben unverzichtbar und wichtig erscheinen, zu richten. Intensiviert werden kann diese Begegnung mit Gott durch das Rezitieren des Korans, in Erinnerung daran, dass die Offenbarung durch die Begegnung des Propheten Muhammad mit dem Erzengel Gabriel in der Höhle Hira in einer Nacht des Monats Ramadan begann. 

Während des Fastens begegnet man nicht nur Gott auf eine besondere, außeralltägliche Weise, sondern auch seinen gläubigen Mitmenschen. Der selbst auferlegte Verzicht erweitert den Blick auf die Gesellschaft und die Gemeinschaft, lässt sie insbesondere durch das gemeinsame Fastenbrechen in einer besonderen Weise erfahren. Welch unvergessliche Momente sind es, in denen man mit eingeladenen Gästen an einem festlich gedeckten Tisch die mit viel Liebe zubereiteten Speisen zu sich nimmt und dabei oft eine Veränderung wahrnimmt, dass Speisen und selbst Wasser nach einem langen Fastentag besser als sonst schmecken. Dieses Beschenkt-Sein mit einer sensibleren Wahrnehmung und einem tiefen Gemeinschaftserleben bewirkt eine Dankbarkeit, die sich vor allem durch das Spenden als Solidarität mit Menschen zeigt, die nicht zu den Privilegierten dieser Welt gehören. Durch eine Spende an Bedürftige teilt man die Gaben dieser Welt und fühlt sich mit ihnen im Geiste verbunden, wenn man ihr Leid ein etwas erträglicher machen kann.

Diesen beschriebenen Ramadan gibt es so im Jahre 2020 nicht: So wie die Bekämpfung der Corona-Pandemie zwangsläufig zu Veränderungen bei der Begehung der christlichen Osterfeierlichkeiten und des jüdischen Pessachfestes geführt haben, sind auch nun die Ramadan-Rituale der Muslim*innen von den Einschränkungen betroffen: Keine Tarawih-Gebete, kein gemeinsames Rezitieren des Korans in der Moschee, kein gemeinsames Fastenbrechen mit Freunden und Bekannten, die man zeitlich bedingt nur im Ramadan trifft! Besonders belastend empfinden insbesondere alte, alleinstehende und mit wenig sozialen Netzwerken ausgestattete Muslim*innen diese Beeinträchtigungen, wenn sie sich nicht einmal mit ihren Kindern und Enkelkindern zum Iftar verabreden oder die Moschee besuchen können. Für mich und meine Kolleg*innen als Mitarbeiter*innen des Seminars für islamische Theologie an der Universität Paderborn schränkt Corona auch die interreligiösen Begegnungsmöglichkeiten mit der schon traditionellen Einladung zum Iftar ein, die einen regen Austausch von Vertreter*innen der Stadt, Kirchen bzw. Religionen und Universität ermöglicht hat.

Ramadan als der Monat des Verzichtes zwingt uns in Zeiten von Corona, nun auch auf all die Dinge zu verzichten, auf die wir uns ein Jahr lang sehnlichst gefreut haben. Die Corona-Maßnahmen zeigen dabei Parallelen zum Ramadan auf: Corona entschleunigt auch das Leben, der Alltag in Quarantäne nimmt Züge des  Iʿtikāf (des Rückzugs aus dem Alltag in den letzten 10 Tagen des Ramadans) an.  Das solidarische Handeln wird sogar von Politiker*innen zur Bekämpfung der Pandemie gefordert; das sind Erfahrungen der Gesamtgesellschaft und nicht nur der fastenden Muslim*innen. Was ist aber der essenzielle Unterschied, wenn beide Situationen Disziplin einfordern und zu Verzicht auffordern? Dieses winzig kleine Virus wirbelt derzeit unser Leben durcheinander und zeigt uns, dass unser Überleben von unserer Kooperation abhängt. Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus, das sonst seine existenzzerstörende Wirkung zeigen kann, sind eine Notwendigkeit. Der Ramadan hingegen ist eine spirituelle Einladung, über unsere Haltung zu unserem Dasein, unsere Beziehung zu Gott und zu unserer Umwelt zu reflektieren. Der Verzicht kann uns helfen, unsere Sinne für das Wesentliche im Leben zu öffnen und so zu innerer Freiheit zu gelangen. 

Auch wenn die Bekämpfung der Pandemie mit sich bringt, solidarisch mit allen Menschen in unserem Umfeld zu sein und zum Schutze aller Distanz zu wahren, haben wir als Gesellschaft nicht aus Altruismus auf Solidarität und Rücksicht umgeschaltet, sondern aus vernünftiger Einsicht in die Erfordernisse einer Zwangslage. Hierbei kann der Ramadan ergänzend sein besonderes spirituelles Potenzial entfalten, indem er der Solidarität einen höheren Sinn verleiht. Wer im Ramadan wegen Corona auf die Begegnung mit geschätzten Menschen verzichten muss, kann dies als Einladung verstehen, umso mehr tätige Solidarität mit bedürftigen Menschen zu üben, die er nicht kennt, die ihm aber als Geschöpfe Gottes verbunden sind und gerade in der Corona-Krise seine Hilfe brauchen. Diese Erweiterung von Solidaritätsräumen kann sich ergeben, wenn Ramadan auf Corona trifft. 

Von dem slowenischen Philosophen Slavoj Žižek stammt die Einschätzung: „Wir werden durch Corona unsere gesamte Einstellung gegenüber dem Leben anpassen – im Sinne unserer Existenz als Lebewesen inmitten anderer Lebensformen.“

Vielleicht machen die fastenden Gläubigen in diesem Jahr diese Erfahrung von etwas Neuem und existenziell Bereicherndem. 

Einen gesegneten Ramadan!

Naciye Kamcili-Yildiz ist Mitarbeiterin am Seminar für Islamische Theologie mit dem Schwerpunkt Islamische Religionspädagogik und ihre Fachdidaktik an der Universität Paderborn.

Wir möchten in diesem Zusammenhang auf die Aktion der AIWG zu Corona und der Auswirkung bei der Ausübung der Religionen hinweisen. Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.facebook.com/AIWG.DE/photos/a.1104075639751936/1549129895246506/?type=3&theater

Gottes ur-ewige Zusage an den Menschen

„Damals, als dein Herr aus den Kindern Adams, aus ihren Lenden ihre Nachkommenschaft nahm und sie gegen sich zeugen ließ: ‚Bin ich nicht euer Herr?‘. Da sprachen sie: ‚Jawohl, wir bezeugen es!‘. Damit ihr nicht am Tag der Auferstehung sagt: ‚Wir wussten nichts davon!‘“ (Q 7:172). 

Im Vers 172 der siebten Sure des Korans („Die Höhen“) wird beschrieben, wie Gott mit der ganzen Menschheit einen Bund schließt. Er entnimmt aus den Kindern Adams ihre Nachkommenschaft und lässt sie bezeugen, dass Gott ihr Herr ist. Gleich darauf wird gewarnt, dass danach keiner mehr eine Ausrede hat, dass Gottes Zusage ihn nicht erreicht hat. Die traditionelle muslimische Koranexegese hat zu bestimmen versucht, wann und mit wem Gott diesen Bund geschlossen hat: Sind hier konkrete Gruppen gemeint oder die ganze Menschheit? Zu welchem Zeitpunkt hat Gott diesen Bund geschlossen? Etwa bei der Erschaffung Adams? Tatsächlich trägt die hier besprochene koranische Szene die Züge einer mythischen Vorzeit. Ganz bewusst scheint der Vers von jeglichen räumlichen und zeitlichen Koordinaten enthoben. Die konkrete Identifizierung einer Gruppe oder Person scheint hier gar nicht gewollt zu sein. Vielmehr ist die gesamte Charakteristik des Verses dem Gedanken von Gottes ewiger Zusage an die ganze Menschheit verpflichtet. Von menschlicher Perspektive lässt sich dieses Verhältnis in zeitlichen Kategorien schwerlich fassen: In welcher Relation steht das endliche Leben des Einzelnen zum ewigen Gott? Und welcher Moment in der Geschichte begründet das Gott-menschliche Verhältnis? Vers 172 scheint genau diese Fragen durch ein mythisches Bild zu fokussieren: Gottes ewige Zusage an die Menschheit wird in einem einzigen überzeitlichenMoment gefasst. Dieser Moment ist jeglicher zeitlicher und räumlicher Koordinate enthoben. Denn Gottes Zusage besteht seit ewiger Zeit und ist universal: Sie umfasst Adam, seine Nachkommen und dessen Nachkommen. Es ist nicht ein konkreterMoment in der Geschichte der Menschheit, der dieses Gott-menschliche Verhältnis begründet. Vielmehr kann sich jeder Mensch gewiss sein, dass für ihn immer schon die Zusage Gottes besteht und dass er diese freiheitlich annehmen kann. 

Dr. Zishan Ghaffar ist Vertretungsprofessor für Koranexegese – Seminar für Islamische Theologie Koranwissenschaften – an der Universität Paderborn.

Das House of One in Berlin – Ästhetik der Religionen

Ursprünglich sollte dieser Eintrag von der Grundsteinlegung des House of One in Berlin berichten, dem Bet- und Lehrhaus dreier Religionen, in dem auch Menschen Platz finden, die „nichts mit Religion am Hut haben“. Wie das Team der Stiftung jedoch vor kurzem bekannt gab, kann die Grundsteinlegung aufgrund der aktuellen Situation nicht wie ursprünglich geplant am 14.04.2020 stattfinden. Gleichzeitig wird durch die Mitteilung aber auch ein Blick darauf gegeben, was uns erwartet hätte und was uns noch erwarten wird: eine „festliche Veranstaltung“ in Verbindung mit einer zweitätigen Tagung über „Religionen als Brückenbauer“ unter Beteiligung von Vertretern der internationalen Partnerprojekte uvm. Dieser kleine Teaser über die ursprünglich geplanten Bestandteile lässt bereits erahnen, wie breit das House of One schon jetzt aufgestellt ist. Eine Internationalisierung, die mit dem Architekturwettbewerb 2012 begann und sich in den letzten Jahren zu zahlreichen internationalen Beziehungen, Partnerprojekten und Projektbotschaftern entwickelte.

Aber es gibt noch mehr Komponenten, die in der kurzen Ankündigung enthalten sind: Es geht nicht nur darum, die Grundsteinlegung zu „vollziehen“, um mit dem Bau starten zu können; vielmehr ist das Ziel, einen Schritt von vielen noch folgenden Schritten zu gehen, bei dem Gäste der Veranstaltung und Projektbeteiligte ins Gespräch kommen mit Vertreter*innen verschiedenster Religionsgemeinschaften, mit den internationalen Projektbotschafter*innen u.a. aus New York, Amman, Bangui und Tirana – und: dabei geht es immer auch um Ästhetik, darum, einen Raum zu bieten für eine ästhetische und kommunikative Praxis, kraft derer die Potenziale von Religion in die Gesellschaft hineingespiegelt werden und in der Religionen gemeinsam existieren, ohne künstlich in Einklang gebracht zu werden.  

https://house-of-one.org/de/news/corona-grundsteinlegung-verschoben

Sophia Mondry ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Evangelische Theologie der Universität Paderborn.

Fürchtet euch nicht!

Angesichts der aktuellen Krise prasseln durch Social Media täglich eine Vielzahl von Informationen, Meinungen, Fragen, vermeintlichen Antworten, Prognosen, Horrorszenarien, Selfcare-Ratschlägen und Corona-Memes auf uns ein. Der folgende Tweet ist erst einmal recht unspektakulär, aber hat mich eine ganze Weile beschäftigt: 

„I just don’t understand y’all academics who are writing/reading/working right now. I spend all day in ball of anxiety. Nothing matters anymore. The world is literally on fire. People are dead. How do you manage to give one fuck about journal reviews?“

Dieser Beitrag einer Soziologin aus den USA wurde zwei Tage nach Absetzen des Tweets 2000mal geteilt und beinahe 19.000mal geliked. Eine beträchtliche Anzahl der 500 Kommentare verweist darauf, dass die hohe Produktivität selbst in Zeiten der Krise den Menschen dabei hilft, irgendwie mit der Situation umzugehen und so etwas wie Normalität zu generieren. Coping-Strategie ist hier das Zauberwort. Der Nine-to-Five-Arbeitstag und das Einhalten von Deadlines hilft dabei, sich von der Welt, die „on fire“ ist, von den eigenen existentiellen Ängsten und Unsicherheiten abzulenken. Besorgniserregend ist, dass das Produktiv-sein-müssen für viele die ganz gewöhnliche Art und Weise, sozusagen ein eingefleischter Mechanismus, zu sein scheint, mit Krisen umzugehen. Angst wird nicht zugelassen, weil Angst gesellschaftlich nicht akzeptabel ist. In diesen Tagen ist die Angst allerdings für viele zur Grundkonstanten des Alltags geworden und derart nahe gerückt, dass die alten Strategien und Ablenkungsmanöver nicht mehr funktionieren. Und auch außerhalb des Privaten ist Angst plötzlich „gesellschaftsfähig geworden“. So verwundert es nicht, dass die Angst auch das zentrale Thema der Predigt des Papstes anlässlich des außerordentlichen „Urbi et Orbi“-Segens auf dem Petersplatz am 27. März ist. „Fürchtet euch nicht!“ ist die Botschaft des Evangeliums, ist die Botschaft Weihnachtens und die Botschaft des kommenden Osterfestes. Angst gehört angesichts der Zerbrechlichkeit des Lebens allerdings zum Menschsein hinzu und lässt sich nicht einfach und auf Dauer abstellen oder verleugnen. So sagt uns die Botschaft eigentlich: „Es ist ok, dass ihr euch fürchtet, lasst die Furcht zu, aber lasst die Furcht nicht das letzte Wort über euch und euer Handeln haben.“ Das gilt in Zeiten der Krise, das gilt aber auch in Zeiten der Normalität. 

Dr. Cornelia Dockter ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Katholische Theologie – Systematische Theologie – der Universität Paderborn.

Glauben, Gottesdienst und Kirche in Zeiten von Corona

Für viele Gläubige ist das sonntägliche Hochamt viel mehr als das Ausüben ihres Glaubens. Es das Miteinander in der Gemeinschaft eines Rituals und dessen Tradition; das vor oder nach dem Gottesdienst stattfindende Gespräch sowie das Herauskommen aus manch sozialer Isolierung. In Zeiten von Corona ist auch die Glaubensgemeinschaft vor neue Herausforderungen gestellt.

Seit Jahresbeginn beherrscht die Pandemie weltweit die Medien und wir haben lange nur nach China geschaut. Ende Januar kam Europa auch nach Deutschland und seit zwei Wochen beherrscht Corona vollends unseren sozialen Alltag. Schulen und Unternehmen wurden geschlossen, das soziale Leben ist nahezu auf nicht vorhanden heruntergefahren. Wie äußern sich diese Einschränkungen bei der Ausübung des Glaubens? Kann man ohne das Gemeindegefühl, ohne die Gemeinschaft der Kirche, den Glauben weiterhin aktiv gemeinsam leben?

Die Kirche hat gemeinsame Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen und sogar die Feier der Ersten Hl. Kommunion abgesagt. Beerdigungen finden nur noch im allerkleinsten Kreise statt. Die Erstkommunion ist auf die zweite Jahreshälfte verschoben – natürlich unter Vorbehalt. Auch die Bibelstunden, gemeinsame Lesestunden oder das Kaffeetrinken für Ältere Menschen findet nicht mehr statt. Einschränkungen und Maßnahmen, die Gläubige massiv in ihrer Religionsausübung treffen. 

Viele Gemeinden bieten ihre Gottesdienste nun online auf verschiedenen Wegen an. Dieses Angebot ist nicht nur von der katholischen oder evangelischen Kirche, sondern auch muslimische Gemeinden halten ihre Feiern online. Kirchengemeinden werden aktiv kreativ, indem sie Andachtsblätter per Schnur vor der Kirche zum Mitnehmen aufhängen oder Lokalradios senden wöchentlich die Andacht im Bürgerradio. Doch ersetzen diese Alternativen den Gottesdienst in der Kirche und das Gemeindeleben? 

Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie sind weitreichend und schränken das Recht und die Freiheit auf Religionsausübung ein. Bischof Rudolf Voderholzer hat dazu am Freitag, 27.03.2020 in seinem Hirtenbrief geschrieben, dass Vernunft und Nächstenliebe zu Distanz zwingen und eine Verringerung sozialer Kontakte zwingendes Gebot der Vernunft und christlicher Nächstenliebe sei. Die Kirche ist nicht nur system-, sondern auch heilsrelevant. 

Somit ist die physische Distanz derzeit oberstes Gebot. Obgleich man bei den „medialen Events“ mit allen und doch niemandem in Verbindung steht, rufen Gemeinden zur traditionellen „geistigen Kommunion“ auf, die Thomas von Aquin schon im Mittelalter thematisierte. Wer aus Gründen nicht zur Kirche konnte, um die Eucharistie zu empfangen, kann so dem inneren Verlangen nach der Eucharistie Ausdruck verleihen – an einem Ort seiner Wahl.

Sicherlich ist diese mittelalterliche Tradition kein Ersatz für das Konsumieren des Brotes in der Gemeinschaft der Gläubigen während einer Messe, allerdings versucht die Kirche durch die neuen Medien nicht nur modern zu erscheinen, sondern auch in diesen schwierigen Zeiten den Gläubigen bei der Sehnsucht nach Gott Nähe und Beistand zu schenken. 

Stephanie Theus ist Mitarbeiterin am ZeKK und Studentin der Katholischen Theologie im Lehramt an der Universität Paderborn.

Exodus

Das Judentum wird nicht nur als eine Religion betrachtet, sondern als eine Kultur oder eine Zivilisation die „use magnificient the narrative to explore great normative questions“ (Robert Cover)Die großen jüdischen Erzählungen finden sich in der Bibel (Thora) und organisieren eine Weltanschauung auf eine bestimmte und kohärente Weise, die Sinn und Identität vermitteln. Diese sind: die Geschichte der Erschaffung der Welt (Bereshit / Genesis), die Geschichte von Abram, der das Land seiner Vorfahren (Lech Lecha) verlässt, die Geschichte des Auszuges aus Ägypten (EXODUS) und die Geschichte der Übergabe der Tora auf den Berg Sinai. Jede dieser Erzählungen entfaltet eine Reihe von Werten und Konzepten, die ein einzigartiges und originelles Gewebe bilden, das sich von anderen benachbarten Kulturen unterscheidet und sich über mehrere Jahrtausende entwickelt und erweitert hat, ohne seine urwüchsigen Knoten zu brechen.

Angesichts der Nähe der Pesach-Feier (die mit dem Beginn des Frühlings in der nördlichen Hemisphäre beginnt, in diesem Jahr vom 08.-16.04.2020), nutze ich diese Gelegenheit die Bedeutung der Erzählung des Auszuges aus Ägypten, des Höhepunkts der göttlichen Offenbarung  und der Übergabe des Gesetzes zu untersuchen, grundlegende Geschichten, sowohl in der Konstruktion des kollektives Gedächtnis, und von der (Selbst-) Identität und Ethos als Volk.

Der Exodus, der Auszug der Kinder Israel aus der vom Pharao auferlegten Sklaverei in Ägypten, war das Werk des Gottes Israels, von Moses seinem ersten Propheten vermittelt. Es ist die erste Geschichte, in der ein Kollektiv auftaucht, davor liegen die Tage der intimen Familiengeschichten von Jakob und seinen Kindern: ein versklavtes Volk, das den Launen seine Tyrannen ausgesetzt ist. Ein traumatisiertes Volk, schlägt die Geschichte vor, deren Kinder in den Nil geworfen wurden und riesige architektonische Werke für die Herren bauten. In einer Handlung, in der Gottes aggressives Eingreifen  die Natur und ihre Manifestationen wesentlich veränderte, und die in der Ermordung der erstgeborenen Ägypter gipfelte, wird erreicht, was politische Verhandlungen nicht erreicht hatten: Die Kinder Israels verlassen Ägypten.

Ein ängstliches Volk geht in Richtung eines unbekannten Epos, folgt einem Versprechen, überquert das Rote Meer und rückt in die herausforderndste Geographie vor: die Wüste. Die Entstehungsgeschichte dieses Volk ist weder mit edlen Ursprüngen noch mit mythischen und heldenhaften Schlachten geschmückt: Der Ursprung ist die Sklaverei, die Unterwerfung, die Hilflosigkeit. Aus dem am meisten diskreditierten sozialen, wirtschaftlichen und psychologischen Zustand wird ein Volk geboren. Der Zustand der Sklaverei naturalisiert ein Rechtssystem, von dem angenommen wird, dass es Männer und Frauen mit verschiedenen  Rechten und Privilegien gibt, eigentlich zeigt es, dass es Männer und Frauen gibt, die die Kategorie der Männer und Frauen nicht erreichen: Sie sind zu Dingen, zu Werkzeuge und Tiere degradiert. Sklaven sind Gebrauchs- und Konsumgegenstände, werden gekauft, verkauft und weggeworfen. Dem System liegt die Macht des Herrn zugrunde, Eigentümer von Leben und Schicksalen. Auf der anderen Seite könnte nur die Tat eines allmächtigen Gottes, der unermessliche Wunder tut, die Sklaverei brechen, die der Sklavenkörper grundsätzlich benutzt, aber definitiv sich in seiner Psyche einnistet.

In My Bondage and my Freedom, schafft es Frederik Douglas, ein schwarzer Sklave aus den südlichen USA, in den Norden zu fliehen. Ein imaginärer Dialog mit seinem Sklavenhalter (1855) verdeutlicht seine Argumentation, die ihn in die Freiheit führte:

„ I’m  myself, you are yourself; we are two distinct persons, two equal persons. You are a man and so am I. God created both and made us separate things. I´m not by nature bond to you or  you to me. Nature doesn´t make your existence depend  upon me, or mine to depend upon yours. I cannot walk upon your legs or you upon mine. I cannot breathe for you, and you for me; I must breathe by myself and you for yourself (…)

Die Kinder Israels reisten nicht umsonst vierzig Jahre durch die Wüste: Die Generation Ägyptens konnte kaum von den Traumata der Sklaverei geheilt werden, aber vielleicht ihre Kinder oder die Kinder ihrer Kinder. Auf dem Weg passiert was die nächste große Erzählung aufdeckt: Die Offenbarung Gottes erfolgt in einem direkten Dialog mit dem Volk Israel durch ein System von Gesetzen, den Dekalog. Matan Tora, buchstäblich die Übergabe der Thora: Jedes Gebot organisiert die Sklavenmentalität der Kinder Israel. Gott stellt sich vor, lehnt andere Götter und Herren im zweiten Gebot ab, verlangt den höchsten Respekt für seinen Namen, für den Schabbat und für die Zeit als solche; für die Eltern und für die Grundlagen des Zusammenlebens: nicht töten, nicht stehlen und kein falsches Zeugnis auflegen. Und dann die ethischen Gebote: du wirst nicht begehren was der andere hat …

Der Dekalog ist ein Versuch, die Sklaverei in den Köpfen zu beseitigen: wo es vorher einen Herrn gab, wird es jetzt Gott geben, wo es keine Zeit gab, wird es Schabbat geben, wo die Familie auseinander gerissen zerstückelt wurde,  gibt es jetzt Vater und Mutter, wo es kein Gesetz gab, wird es eins geben und Laune und Gier werden jetzt kontrolliert. Die biblische und rabbinische Weisheit vereinte die Erzählung des Exodus und die der Tora-Übergabe in (Ex. 32,16) 

„Und die Tafeln waren ein Werk Gottes; und die Schrift war eine Schrift Gottes eingegraben in die Tafeln“

In einem Kommentar im Pirkei Avot (Sprüche der Vater)

(…) Lies nicht Charut (geschnitzter Text), sondern Cheirut (Freiheit), dass es keinen Menschen gibt, der freier ist als derjenige, der sich mit dem Studium der Tora befasst.

Auch wenn die Bibel uns klar macht, dass der Text des Dekalogs selbst von der göttlichen Hand geschrieben wurde, „Auf den Tafeln geschnitzt“ (auf Hebräisch Charut), gehen die Weisen noch einen Schritt weiter. Sie schlagen vor, dass der Text behauptet, dass das Gesetz im Wesentlichen von der Freiheit des Individuums (Cheirut) spricht, indem er betont, dass es kein freieres Individuum geben würde als dasjenige, das die Tora studiert. Der Unterschied zwischen Charut (geschnitzt) und Cheirut, das „i“ (Jod), das die Zahl zehn darstellt (die Buchstaben auf Hebräisch besitzen einen numerischen Wert) wären die Zehn Gebote, die im Sinai offenbart wurden. Klarstellung für eine Gruppe ehemaliger Sklaven, die misstrauisch sind und sich fürchten aus einer Sklaverei zu entfliehen, um in eine andere einzutreten. Das Gesetz befreit uns, sagt der Text. Nur wenn das Gesetz nicht regiert, ist eine Sklaverei, wie die von Ägypten wieder möglich.

Liliana Furman ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Jüdische Studien an der Universität Paderborn.

God Because of Evil – Some Reflections in the Face of the Pandemic

 „Hell is other people,” says Sartre in his well-known play Huis Clos (1944). The “other” is often the source of fear, the “not-us” that is frightening, but at the same time necessary and constitutive for our self-identity. 

“Hell isn’t other people. Hell is yourself,” is quoted from Wittgenstein, and never more than today could it be felt with flesh and blood, now that we are faced with a threat, the medium of which is “us”. I am talking about the new epidemic, the so-called coronavirus. It is true that the threatening “other” is still playing an important role there – for he/ she is infecting me with the disease – but the virus would not work if I – better said “my body” – is not cooperating. The virus is best transferred by our hands; they should constantly be washed and disinfected, we are told. “My body” is turned into my enemy. The enemy is no longer the “other,” who is going to threaten my “culture” with his/ her (to me fully unknown) culture – religion, language, value system, habits etc. The enemy is me.

And unlike other instances of evil that are exclusively confined to a certain social class, or race, or religion, or country – like poverty, social injustice, slavery, colonialism, genocide, racial or religious discrimination or persecution etc. – this one knows no borders. It infects everyone – regardless of any classifications – and with our help; through us. Our bodies turn into death-mediums for others as well as ourselves – without us wanting and willing it. We turn into the  “mediums of evil”, without intending to be so. Thus, demonstrating to us, more than ever before, that the actual threat is not “the other” but ourselves. We can turn into the hell for ourselves and to the world. 

These days, hearing constantly the alarming news of the fast spread of the epidemic worldwide, and the lack of certain goods in the market – which is due to people’s onrush to the supermarkets, in order to buy antiseptics and disinfectants, masks, and food, mostly to store, out of the fear of the imminent “apocalypse” (!) – I cannot help but being reminded of the Portuguese author, José Saramago’s novel, Blindness (1995). It is the story of an epidemic of blindness afflicting people, one after the other, in an unnamed city, following a swift social breakdown. The epidemic starts with one person suddenly going blind, and then fastly spreading around, without any clear reason or explanation. In panic, morality and ethics fail; people literally kill each other in order to survive.

We are for the most part the source of evil, neither “God” nor “others” – and the most tragic part is that we do not realize it, as is clear in the case of mediating this virus. We harm others without realizing it. However, most of the times the evil comes or is sustained through our inaction. But is the situation this hopeless? Could anything be done against it? Or are we doomed? My response is: Yes, by realizing the source of true evil in “us”, and while taking responsibility, going for action. Like Dr. Rieux in Albert Camus’ La Peste (1947), in a plague-stricken world, all the more absurd it seems, we have to fight against the evil: “I have no idea what’s awaiting me, or what will happen when this all ends. For the moment I know this: there are sick people and they need curing.” 

In the face of this horrendous evil, possessing nothing but this flawed and broken existence, how are we to bear The Unbearable Lightness of Being? (the title of a novel by the Czech author Milan Kundera) What to do with this feeling of absurdity, despair and meaninglessness in the face of evil? There, maybe, faith can help us; a kind of belief and hope in a higher being – call it God if you may – out of pure pragmatic reasons, that can give meaning to our life and work as a source of energy to act – no longer faith for the purpose of escapism, or over/ underestimating man’s role in the evil of the world. Therefore, I agree with the American philosopher John Caputo in that: we need to believe in God, not “in spite of” evil, but exactly “because of” it – and I would add: and in order to fight against it

Saida Mirsadri ist Doktorandin am Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften in Paderborn.