Heute Morgen habe ich die folgende Koranstelle gelesen (3:159): „Wegen der Barmherzigkeit von Gott warst du zu ihnen milde. Doch wärst du grob und harten Herzens gewesen, sie wären dir davongelaufen. Daher verzeihe ihnen, und bitte für sie um Vergebung! Und berate dich mit ihnen in der Sache! Wenn du dich entschlossen hast, so vertraut auf Gott! Siehe, Gott liebt die Gottesvertrauenden.“
فَبِمَا رَحْمَةٍۢ مِّنَ ٱللَّهِ لِنتَ لَهُمْ ۖ وَلَوْ كُنتَ فَظًّا غَلِيظَ ٱلْقَلْبِ لَٱنفَضُّواْ مِنْ حَوْلِكَ ۖ فَٱعْفُ عَنْهُمْ وَٱسْتَغْفِرْ لَهُمْ وَشَاوِرْهُمْ فِى ٱلْأَمْرِ ۖ فَإِذَا عَزَمْتَ فَتَوَكَّلْ عَلَى ٱللَّهِ ۚ إِنَّ ٱللَّهَ يُحِبُّ ٱلْمُتَوَكِّلِينَ
Beim Lesen der Sure muss ich immer wieder genau an dieser Stelle eine Pause einlegen und mir meine Gedanken darüber machen. Oft kann ich nicht weiterlesen, denn diese Stelle spricht über pädagogische Werte, die mich berühren. Die Koranstelle spricht über einige Eigenschaften des Propheten Muhammad und wie er mit seinen Gefährten bzw. seinen Anhängern umgegangen ist. Als ich die obengenannte Stelle gelesen habe, habe ich mich spontan an die Eigenschaften und den Charakter eines guten Lehrers bzw. eines guten Anführers gedacht. Dann habe ich mich eine Frage gestellt: Was macht eine gute Lehrerin / einen guten Lehrer aus? Eine allgemeine Antwort habe ich hier in der genannten Koranstellegefunden: Lehrer*innen sollen barmherzig gegenüber Schüler*innen bzw. Studierenden sein. Außerdem sollten sie einen „guten Draht“ zu ihnen haben. Sie sollen sie unterstützen, ihnen zuhören und offene Diskussionen mit ihnen führen. Darüber hinaus ist das Ziel guten Unterrichts, den Horizont der SuS zu erweitern. Es reicht nicht aus, dass Lehrer*innen viel Fachwissen haben, sondern müssen auch viele weitere pädagogische Kompetenzen besitzen. Diese pädagogischen Kompetenzen ermöglichen ihnen binnendifferenziert zu denken.
Die Sira-Literatur (Biografie des Propheten Mohammed) berichtet uns viele Situationen von ihm, in denen er auf verschiedene Erziehungsmethoden zurückgreift. Oft verdeutlicht er seine Konzepte durch Erzählungen und Gleichnisse. Er hört sehr gut zu und gibt seinen Gefährten die Chancen, ihre Meinungen frei zu äußern und seine Meinungen zu kritisieren. Darüber hinaus nahm er vielmals Kritiken der Anderen an.
Viele Gefährten fragten den Gesandten Mohammed, was denn die beste Tat sei: Der Prophet Mohammad erwiderte: Das hängt von der Situation ab. Als Abu Dharr ihm sagte: „Gesandter Gottes, rate mir zu einer guten Tat!“, entgegnete er: „Sei dir Gottes bewusst, wo auch immer du bist; reinige dich von deinen Sünden, indem du ihnen sofort eine gute Tat folgen lässt; und behandle die Menschen so gut wie möglich!“ Ein anderer Gefährte fragte ihn: „O Gesandter Gottes, rate mir zu einer guten Tat, aber fasse dich kurz, damit ich mich auch an sie erinnere!“ Der Prophet Mohammad antwortete ihm: „Lasse dich nicht von Zorn übermannen!“ Der Mann fragte ihn noch zwei weitere Male, und der Prophet gab jedes Mal die gleiche Antwort.
Schließlich war das wichtigste pädagogische Prinzip meines guten Lehrers bzw. des Propheten Muhammed, dass er sich selbst als lebendiges Beispiel präsentierte.
Ahmed Elshahawy ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Islamische Theologie der Universität Paderborn.
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