Die Bundestagswahl stand am 26. September 2021 an und alle deutschen Staatbürger*innen, die mindestens 18 Jahre alt sind, konnten an diesem Tag wählen gehen. Doch was ist mit all den Jugendlichen, die noch keine 18 Jahre alt sind, sich aber trotzdem beteiligen möchten? Und wer bereitet eigentlich die Jugendlichen darauf vor, einmal wählen zu gehen, wenn sie das erste Mal die Wahlberechtigung im Briefkasten liegen haben?
Die Initiative Juniorwahl des Vereins Kumulus e.V., hat sich als Ziel gesetzt, Jugendliche in weiterführenden Schulen auf Landestags-, Bundestags- und Europawahlen vorzubereiten und Demokratie erlebbar zu machen. Mithilfe von sechs Modulen und angepasstem Unterrichtsmaterial sollen Lehrer*innen gemeinsam mit ihren Klassen das demokratische System, den Bundestag, die Bundestagswahl, Kandidat*innen aus den eigenen Wahlkreisen und Parteien und ihre Programme kennenlernen. Der Höhepunkt dieser Projektreihe ist eine von den Schüler*innen organisierte und durchgeführte Wahl, bei der alle Schüler*innen aus dem Projekt teilnehmen können. Abschließend werden die Wahlergebnisse analysiert und betrachtet.
Auf diese Weise möchte der Verein Kumulus e.V. die politische Teilhabe und das gesellschaftliche Engagement der Schüler*innen fördern, genauso wie den meinungsbildenden Prozess und das Urteilsvermögen (vgl. https://www.juniorwahl.de/projekt.html).
Die Wirksamkeit der langfristigen Förderung der Demokratie konnte bereits mit wissenschaftlichen Belegen untermauert werden. Prof. Dr. Rahim Hajji und Prof. Dr. Sabine Achour von der Hochschule Magdeburg-Stendal und der Freien Universität Berlin begleiteten die Juniorwahlen zu den Bundestagswahlen 2013 und veröffentlichten 2015 ihre Ergebnisse unter dem Titel „Eine empirische Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit des Instruments der Juniorwahl für die politische Bildung am Beispiel von weiterführenden Berliner Schulen“. Im Rahmen dieser Studie konnte festgestellt werden, dass sowohl die Kommunikation über und das Interesse an Politik, wie auch die Anerkennung demokratischen Konfliktverhaltens durch die Durchführung der Juniorwahl gestiegen ist. 2016 veröffentlichte Prof. Dr. Rahim Hajji zusätzlich die Untersuchung „Die Veränderung der politischen Einstellung durch den Einfluss des Lern- und Spaßempfindens bei der Juniorwahl“, in der er feststellte, dass die Durchführung der Juniorwahl an Berliner Gymnasien und Integrierten Sekundarschulen politische Teilhabe mit Freude vermitteln konnte und dass die Initiative die politische Einstellung der teilnehmenden Jugendlichen positiv veränderte (vgl. https://www.juniorwahl.de/wissenschaft.html).
Abschließend kann festgehalten werden, dass Haupt- und Realschulen besonders von dieser Initiative profitieren und die politischen Diskussionen unter Gleichaltrigen, aber auch innerhalb der Familien zunehmen. Eine Förderung der politischen Teilhabe kann somit gelingen und langfristig wirken.
Neele Hülser (Von Studierenden für Studierende)