Das passiert, wenn nichts passiert – entstandene Wissenslücken in der Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf Schüler*innen

In der Zeit der Corona-Pandemie waren die Schulen für mehrere Monate geschlossen. Die Schüler*innen mussten von zuhause aus unterrichtet werden. Auf die Umstellung von Präsenzunterricht zum Homeschooling war niemand so wirklich vorbereitet und schnell stellte sich heraus, dass die Qualität des Lernens im Homeschooling abgenommen hat. Das WDR hat am 12.02.2021 einen Artikel publiziert https://www.quarks.de/gesellschaft/bildung/das-passiert-wenn-schule-ausfaellt-oder-zuhause-stattfindet/: Dieser Artikel kommt zu dem Ergebnis, dass sich bei den betroffenen Schüler*innen durch die langen Lernpausen große Wissenslücken ausgebildet haben.

Wie konnte es zu diesen Wissenslücken kommen? Wie groß sind die Wissensrückstände und welche Folgen können diese für die Schüler*innen haben? Davon nachfolgend mehr!

Sophie Helms (Von Studierenden für Studierende)

Als es zu den Schulschließungen kam, mussten die Schulen schnell agieren. Es wurden neue Konzepte für den Unterricht im Homeschooling entwickelt. Wie gut das Lernen von zuhause funktioniert, hängt immer auch mit dem angewandten Konzept zusammen. Einige Schüler*innen berichteten, dass regelmäßig Videokonferenzen stattfanden und Material zur Bearbeitung bereitgestellt wurde. Es kam jedoch auch dazu, dass einige Schüler*innen kaum Kontakt zu ihren Schulen hatten (https://www.quarks.de/gesellschaft/bildung/das-passiert-wenn-schule-ausfaellt-oder-zuhause-stattfindet/). Selbst wenn das Homeschooling gut strukturiert war, so sind sich die Schüler*innen einig, dass das Lernen im Homeschooling nicht den gleichen Lernerfolg verspricht, wie die Präsenzlehre. Forscher*innen kamen sogar zu dem Ergebnis, dass sich das Lernpensum von 7,4h auf 3,6h mehr als nur halbiert habe. Anhand dieser Beobachtung ist es nicht verwunderlich, dass sich Wissenslücken ausbilden konnten.

Des Weiteren muss man beachten, dass die Lernenden sich im Homeschooling viel mehr selbstorganisieren mussten und zum Teil selbst dafür verantwortlich waren, ihren Lernprozess zu überwachen. Diese Kompetenzen zum selbstregulierten Lernen können grade bei Kindern und Jugendlichen noch nicht vorausgesetzt werden.

Das Lernen in der Schule unterscheidet sich außerdem sehr von dem Lernen zuhause. Es werden bestimmte Strukturen verfolgt, die Lernenden sind beispielsweise mit anderen Kindern zusammen, bekommen Lob und Anerkennung durch Lehrkräfte. Im Präsenzunterricht gibt es somit ein Umfeld, welches die Lernenden zum Lernen motiviert. Nicht jeder ist dazu in der Lage Motivation zum Lernen auch zuhause zu erzeugen. Das Homeschoolings war für viele Schüler*innen somit eine große Herausforderung, da dieses Konzept zum einen nicht an die Effektivität der Präsenzlehre herankommt und zum anderen nicht alle Lernenden dazu in der Lage sind eigenständig zu lernen oder sich eigenständig motivieren zu können. Die Umstände im Homeschooling sind ein entscheidender Faktor, welcher das Ausbilden von Wissensdefiziten in dieser Zeit verstärkt hat.

Bis jetzt wurden nur Prognose aufgestellt, wie groß die Lernlücken tatsächlich sein werden. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass durch die Pandemie ein Drittel des Lernstoffes aus einem Schuljahr verloren gegangen ist. Außerdem muss man in Betracht ziehen, dass nicht nur der Lernstoff des aktuellen Schuljahres wiederholt werden muss, sondern es kann auch dazu gekommen sein, dass bereits erlerntes Wissen in Vergessenheit geraten ist. Um die Lernenden wieder auf ihren eigentlichen Kenntnisstand zu bringen, könnte es mindestens ein viertel Jahr dauern.

Wenn den Schüler*innen nicht die Zeit zur Verfügung gestellt wird, damit sie die Lernrückstände aufholen können, könnte dies zu Problemen in der Schullaufbahn führen, welche sich im schlimmsten Fall sogar durch das ganze Leben ziehen werden. Im schulischen Kontext könnte es dazu kommen, dass häufiger Klassen wiederholt werden müssen und niedrigere Bildungsabschlüsse erreicht werden. Es gab auch Untersuchungen dazu, wie sich dieses Bildungsdefizit auf das Berufsleben auswirken könnte. Forscher*innen kamen zu dem Ergebnis, dass die betroffenen Schülerinnen und Schüler mit ca. vier Prozent weniger Gehalt rechnen müssen.

Nun ist es entscheidend Konzepte zu entwickeln, welche es ermöglich, dass die Wissenslücken und Rückstände wieder geschlossen werden können, um einer solchen Entwicklung entgegenzuwirken. Ob das von der Regierung geplante Corona-Aufholprogramme (https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/anja-karliczek-corona-aufholprogramm-erst-im-naechsten-schuljahr-17293099.html), das nach Aussage der Bundesbildungsministerin Anja Karliczek im Herbst startet, diese Defizite ausgleichen kann, darüber lässt sich im Moment nur spekulieren.

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