15 Jahre nach der UN-Behindertenrechtskonvention – Da kann man doch mal auf die Bremse treten im Inklusionsprozess? Nein

Wird uns eine Entwicklung im Inklusionsprozess der Länder nur noch vorgetäuscht? Die UN-Behindertenrechtskonvention 2006 brachte den Anfang für einen Inklusionsprozess, doch dies ist nun mittlerweile 15 Jahre her und es scheint als würde dies in Vergessenheit geraten. Am 18. Juni 2021 veröffentlichte das Deutsche Schulportal ein Interview mit dem Ex-Staatssekretär für Bildung in Berlin Mark Rackles, welcher sich im Auftrag der Deutschen Schulakademie und der Bertelsmann Stiftung mit der Entwicklung der Inklusionsquote befasste. Dieser zeigt auf, welche Tricks genutzt werden, um einen Inklusionsprozess vorzutäuschen und was für ein gelungenes inklusives Schulsystem geschehen muss (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/bundeslaender-bremsen-bei-der-inklusion-an-schulen-ab/).

Denise Deweter (Von Studierenden für Studierende)

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Inklusion als Kindeswohlgefährdung?

Bei einem Grundschulkind wird ein sonderpädagogischer Förderbedarf im Bereich Lernen festgestellt. Die Mutter schickt ihre Tochter erst auf ein Gymnasium, dann auf eine Realschule. Einen zieldifferenten Unterricht lehnt sie ab. Es kommt bei der Tochter zu erheblichen Konflikten mit Lehrkräften und Mitschüler*innen, zu Überforderung und Leistungsdruck. Das Gericht sieht darin Kindeswohlgefährdung und entzieht der Mutter das Recht zur Regelung schulischer Belange.

Der Beitrag auf „Verfassungsblog.de“ (https://verfassungsblog.de/inklusion-als-kindeswohlgefaehrdung/) informiert nicht nur über die Hintergründe und den Ablauf des Falls, sondern gibt auch einen Einblick in die verschiedenen Rollen der Beteiligten. Besonders erkenntnisreich wird er, indem er das Anliegen der Mutter und die Entscheidung der Gerichte in Relation zur Gesetzeslage – vor allem hinsichtlich des Art. 24 UN-BRK – analysiert. Das Fazit: „Es ist zu befürchten, dass die neue Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts sogar noch hinter dem viel kritisierten Sonderschulbeschluss aus dem Jahr 1997 zurückbleibt. Das würde die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland um Dekaden zurückwerfen“

Ein neuerer Beitrag zum Sachverhalt stellt das Ganze deutlich verkürzter dar: https://www.stimme.de/suedwesten/nachrichten/pl/schulisch-ueberfordert-beschwerde-einer-mutter-ohne-erfolg;art19070,4543895. Wenn man das liest, könnte man denken: „Klar, das arme Kind – totale Überforderung.“ Nimmt man jedoch beide Artikel zur Kenntnis und denkt ein bisschen länger über alles nach, so entstehen deutlich tiefergehende Gedanken:

  • Ist es nicht eigentlich Aufgabe der inklusiven Realschule, adäquate Lernangebote zur Verfügung zu stellen und nicht einfach auf die Förderschule zu verweisen, um so Verantwortung zu delegieren?
  • Warum funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kind, Schulamt und Bezirksregierung nicht?
  • Liegt das Problem hier in der Inklusion oder an der Etikettierung? Wie könnte und müsste Inklusion funktionieren, damit Fälle wie diese verhindert werden können?
  • Und welche Konsequenz hat die Rechtsprechung auf zukünftige inklusive Schulentwicklungsprozesse?

Lest selbst und macht euch eure eigenen Gedanken!

Inklusion – eine Win-Win Situation auf dem Papier, doch wie sieht die Realität aus?

Der Film „Inklusion – gemeinsam anders“ stellt Chancen und Grenzen von Inklusion in der praktischen Umsetzung dar. Inklusion bedeutet die Teilhabe eines jeden an der Gesellschaft. Gleiche Chancen für jeden. Gemeinsame Unterstützung und Zusammenhalt. Schüler*innen stärken das Sozialverhalten, beziehen andere mit ein und verhelfen Schwächeren zu besseren Chancen. Scheint ein durchweg positives Projekt zu sein. Zumindest auf dem Papier. Doch wie sieht die Realität aus? Was bedeutet es tatsächlich für Schüler*innen mit besonderen Einschränkungen? Was bedeutet es für die Mitschüler*innen, Eltern und Lehrer*innen?

Alena Fähmel (Von Studierenden für Studierende)

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Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie

Was ist während Corona bei den Kindern Zuhause passiert? Was haben dieses getan, um sich die Zeit vertreiben zu können, wenn Freunde nicht raus durften, der Sportverein geschlossen hatte und die Schule erst gar nicht daran dachte wieder zu öffnen?

Durch die Schließungen von Kitas, Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen, welche nicht nur temporär, sondern teilweise monatelang geschlossen waren, haben sich die Alltagsstrukturen von Kindern und Jugendlichen massiv verändert. Doch nicht nur die Struktur des Alltags, sondern auch viele weitere Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch die Corona-Pandemie waren deutlich. Das Thema der Mediennutzung  kann hier neben der Zunahme von psychischen Störungen ganz vorne aufgeführt werden. Der Medienkonsum ist in Zeiten von Corona deutlich angestiegen und hat das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen stark beeinflusst (https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/kinder-corona-belastung-1940630).

Daraus Bilanz zieht auch der veröffentlichte Kinder Medien Monitor 2021, welcher unter Angaben von fünf Herausgeber Datenmaterial über alle Kanäle bietet. Zu diesen Herausgebern zählen Egmont Ehapa Media, Gruner + Jahr, der Panini Verlag, Edeka Media und auch Super RTL, welche die Vorlieben der 7,47 Millionen befragten Kinder und Jugendlichen in Deutschland repräsentiert (https://www.wuv.de/wuvplus/so_veraendert_corona_die_mediennutzung_der_kinder).

In den aktuellen Artikeln zur Corona-Pandemie wird häufig die Bezeichnung „Verlierer*innen“ verwendet. Auch unter dem Punkt der Mediennutzung stellt sich die Frage, wer hier zu den Verlierer*innen zählt. In dem veröffentlichten Artikel ‚Pandemie: Krankheitsspektrum bei Kindern und Jugendlichen hat sich verschoben‘ vom 09.09.2021 des Ärzteblatts betont der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach: „Wir haben schon Verlierer unter den Kindern und Jugendlichen“. Diese stammen wohl meist aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Dazu zählen behinderte Kinder, als auch Kinder, die schon vor der Pandemie Lernschwierigkeiten zeigten. Sie haben während dieser, für Kinder sowieso schon schwierigen Zeit noch mehr Defizite aufgebaut. Problematisch dabei sei vor allem die dysfunktionale Mediennutzung, welche oft zur Kompensation und/oder Zeitvertreib eingesetzt wurde. Diese Kinder zeigten zunehmende Konzentrationsschwächen und wurden dadurch oft noch motivationsloser (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/127125/Pandemie-Krankheitsspektrum-bei-Kindern-und-Jugendlichen-hat-sich-verschoben).

Wichtig beim weiteren Verlauf der Pandemie ist, Kinder weitestgehend Unterstützung zu leisten, über die Folgen einer zu intensiven Mediennutzung aufzuklären und ihnen dabei zur Seite zu stehen. Kinder und Jugendliche sollten auch mal „weg geholt“ werden, um ihnen andere Möglichkeiten zum Zeitvertreib aufzeigen zu können.

Jana-Sophia Theile (Von Studierenden für Studierende)

Stehen die Ausbildungschancen für Schulabgänger*innen mit dem Schwerpunkt Lernen nach einem Förderschulbesuch schlechter da?

Die Bildungssoziologin Jonna Blanck (2020) hat in ihrer Studie „Übergänge nach der Schule als zweite Chance“ untersucht, ob Schulabgänger*innen der Schule mit dem Schwerpunkt Lernen eine zweite Chance durch einen Zugang zu einer beruflichen Ausbildung bekommen (vgl. https://bildungsklick.de/schule/detail/sonderbeschulung-schadet-ausbildungs-und-teilhabechancen#:~:text=Eine%20bildungssoziologische%20Studie%20hat%20untersucht,zu%20einer%20beruflichen%20Ausbildung%20gibt.). Die Vergleichsgruppe waren Hauptschulabgänger*innen, da sie ebenfalls Schwierigkeiten auf den Ausbildungsmarkt aufweisen (vgl. ebd.). Blanck ging dabei der Hypothese nach, ob Übergänge vom Förderschulbesuch negativ beeinflusst werden. Dafür hat sie komplexe statistische Verfahren wie beispielsweise das Matching-Verfahren genutzt, bei dem statistische Zwillinge für die Förderschüler*innen aus der Kontrollgruppe der Hauptschüler*innen im Hinblick auf familiäre Benachteiligung, kognitive Grundfähigkeiten sowie sozialstrukturelle Merkmale ausgesucht wurden. Als Ergebnis kam heraus, dass Förderschüler*innen eine 28,4% gesteigerte Chance auf dem Ausbildungsmarkt hätten, wenn sie eine Hauptschule besucht hätten. Im Hinblick auf das Merkmal eines Schulabschlusses konnte auch eine 21% gesteigerte Chance ermittelt werden. Im Hinblick dieser Ergebnisse plädiert Blanck für eine Abschaffung der Schule mit dem Schwerpunkt Lernen.

Aneesa Khan (Von Studierenden für Studierende)

Willkommen zurück, „alte Hasen“!

Nach insgesamt drei digitalen Semestern geht es an der Universität Paderborn in diesem Semester zurück in die Präsenzlehre. Viele von euch kehren nun nach langer Zeit zurück in die ihnen bekannten Räumlichkeiten der Universität – und viele von euch lernen sie erstmalig kennen. Wir freuen uns auf euch und darauf, in diesem Wintersemester den Universitätsalltag wieder gemeinsam vor Ort gestalten zu können.
Vielleicht steht ihr gerade vor gemischten Gefühlen: Neben der Vorfreude auf den Unialltag auf dem Campus habt ihr sicherlich auch viele Fragen oder Unsicherheiten – nehmen wir also Rücksicht aufeinander, kommen ins Gespräch und unterstützen einander für einen erfolgreichen Start in das erste Präsenzsemester!

Herzlich willkommen (zurück)!

Eure Redaktion von Sonder-Pader-Gogik

Nachgefragt, die Zweite

Prof. Dr. Brigitte Kottmann

Bereits 2019 berichtete Frau Kottmann in der Rubrik „Nachgefragt“ davon, wie sie eine Schule für Schüler*innen und Lehrer*innen gestalten, und dass sie die Kategorie „Sonderpädagogischer Förderbedarf“ abschaffen würde.

Nun haben sie und die Studierenden des Lehramts für sonderpädagogische Förderung die Möglichkeit an der Uni Paderborn darüber zu diskutieren, wie die Rahmenbedingungen für ein gemeinsames Lernen geschaffen werden können. 

Zu ihrem Wiedereinstieg haben wir sie erneut um ein Statement gebeten:

„Nach einer einjährigen Stippvisite als Vertretungsprofessorin komme ich nun zum 1. Oktober 2021 dauerhaft an die Uni Paderborn und übernehme die Professur für „Sonderpädagogische Förderung und Inklusion in der Schule, Förderschwerpunkt Lernen“.

Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und auch darauf, dass durch die Präsenzlehre wieder mehr Austausch, Kontakte und „richtiges“ Studium auf dem Campus möglich sein werden.“

Wir wünschen Frau Kottmann einen gelungenen Wiedereinstieg!

Liebe Sonderpädagogik-Erstis des Wintersemesters 2021/22,


wir wünschen Euch einen erfolgreichen und schönen Start in die O-Woche und in das Studium der Sonderpädagogischen Förderung an der Universität Paderborn. Für euer Studium wünschen wir euch viel Freude, interessante Vorlesungen und Seminare und eine gute Zeit an der UPB.
Wir freuen uns auf den Austausch mit Euch und heißen Euch herzlich an unserer Universität wilkommen!

Sonderpädagogik-Studierende der UPB aufgepasst: Neue Schulen für das Praxissemester für SP

Das Praxissemester im Master of Education ist eine Praxisphase, auf die sich viele von euch vermutlich ganz beSONDERs freuen: Hier habt ihr die Gelegenheit, über einen längeren Zeitraum Einblicke in den Berufsalltag von Lehrkräften zu gewinnen und aktiv am Schulleben teilzunehmen. Für den Durchgang des Praxissemesters ab Februar 2022 werden die Schulen der Ausbildungsregion der Universität Paderborn um insgesamt 16 Förderschulen innerhalb Bielefelds und Umgebung erweitert.

Alle am Praxissemester Beteiligten freuen sich, dass ihr das Praxissemester nun auch an den folgenden Förderschulen absolvieren könnt:

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56. Jahrestagung Sektion Sonderpädagogik – „Sonderpädagogik – zwischen Dekategorisierung und Rekategorisierung“

In den kommenden drei Tagen (29.09.21 – 01.10.21) wird die 56. Jahrestagung der Sektion Sonderpädagogik zu dem Thema „Sonderpädagogik – zwischen Dekategorisierung und Rekategorisierung“ an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg abgehalten. 

Im Programm finden sich unter anderem Vorträge zum Begriff des Verhaltens (Pierre-Carl Link, HfH Zürich) und der Teilhabe (Agnes Pfrang, Universität Erfurt & Kathrin Müller, PH Ludwigsburg) sowie den „Einfluss des Labels „Lernbehinderung“ auf das Denken und Handeln von Studierenden des Regelschullehramt und der Sonderpädagogik“ (Linda Kashikar & Michael Grosche, beide Universität Wuppertal). Außerdem wird eine Beleuchtung des Begriffs der „Kategorien“ und ihrer Deskriptivität und Normativität (Benedikt Hopmann, Universität Siegen) unternommen. 

Neugierig auf das Programm? Klick doch mal hier.