Zentrale Ergebnisse der IGLU-Studie 2021

Die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) vergleicht länderübergreifend die Lesekompetenz von Schüler:innen der vierten Jahrgangsstufe. Deutschland hat bisher fünfmal an der IGLU-Studie teilgenommen – in den Jahren 2001, 2006, 2011, 2016 und 2021. Die Ergebnisse der letzten IGLU-Studie von 2021 wurden am 16.05.2023 veröffentlicht. Die der Studie zugrundeliegenden Tests beinhalten Aufgaben bezüglich des Textverstehens sowie alterstypische Textsorten, wie beispielsweise Kurzgeschichten und Sachtexte. Diese steigern sich hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades im Verlauf des Testes. Außerdem werden die Kinder im Kontext der IGLU-Studie befragt, wie oft sie lesen und wie gerne sie lesen (vgl. https://ifs.ep.tu-dortmund.de/forschung/projekte-am-ifs/iglu-2021).

Die IGLU-Studie 2021 unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof.‘in Dr.‘in Nele McElvany und Team hat zeigt, dass die Lesekompetenz von Viertklässler:innen in Deutschland stetig abnimmt, sie sich jedoch im internationalen Vergleich noch im mittleren Bereich befindet.

Luise Weber (Von Studierenden für Studierende)

Im Rahmen der IGLU-Studie 2021 wurden in Deutschland 4611 Schüler:innen aus 252 verschiedenen vierten Klassen befragt sowie ihre Eltern, Lehrkräfte und die Schulleitungen der betreffenden Schulen. International wurden etwa 400 000 Schüler:innen aus 65 verschiedenen Staaten und Regionen befragt (vgl. McElvany et al. 2023, S. 4, https://ifs.ep.tu-dortmund.de/storages/ifs-ep/r/Downloads_allgemein/Handreichung_Presse_IGLU.pdf).

Im Folgenden werden fünf zentrale Ergebnisse der IGLU-Studie 2021 vorgestellt, mit besonderem Fokus auf die Entwicklung der Lesekompetenz der Schüler:innen in Deutschland.

Die Ergebnisse von IGLU 2021 zeigen eine Verschlechterung der mittleren Lesekompetenz in Deutschland. Dieser Trend ist seit der ersten Teilnahme Deutschlands an der Studie bis zum jetzigen Stand zu beobachten, wobei die mittlere Lesekompetenz zwischen den Ergebnissen aus dem Jahr 2016 und 2021 signifikant abgenommen hat. Die mittlere Lesekompetenz der Schüler:innen der vierten Jahrgangsstufe liegt in Deutschland im Mittel bei einem Wert von 524 Punkten. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland somit im Mittelfeld. Es gilt jedoch zu beachten, dass die Streuung dieser Werte mit einer Spannweite von 77 Punkten hoch ist (https://ifs.ep.tu-dortmund.de/storages/ifs-ep/r/Downloads_allgemein/Pressemeldung_IGLU2021_final.pdf).

Ein weiteres zentrales Ergebnis der IGLU-Studie 2021 betrifft den Anteil der leseschwachen Schüler:innen in Deutschland. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ein Viertel der getesteten Schüler:innen in Deutschland nicht die internationalen Standards hinsichtlich der Lesekompetenz erreichen (vgl. McElvany et al. 2023, S. 4).

Die Lesezeit im Unterricht liegt in Deutschland im Mittel bei 141 Minuten pro Woche. Der durchschnittliche Wert der Lesezeit in der EU beträgt 194 Minuten pro Woche und der Mittelwert der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt bei 205 Minuten Lesezeit pro Woche. Somit ist die durchschnittliche Lesezeit im Unterricht in Deutschland im internationalen Vergleich sehr gering (vgl. ebd.).

Die Lesemotivation der befragten Schüler:innen aus Deutschland hat sich im Vergleich zu den vorherigen Testergebnissen ebenfalls verringert, jedoch ist sie nach wie vor hoch. Des Weiteren zeigen die Testergebnisse eine Diskrepanz zwischen Jungen und Mädchen bezüglich der Lesemotivation, dem Leseselbstkonzept und dem Leseverhalten auf, wobei die Mädchen höhere Werte angegeben haben, als die Jungen (vgl. ebd.).

Eine weitere zentrale Erkenntnis der IGLU-Studie 2021 betrifft die Übergangspräferenzen der Lehrer:innen sowie die der Eltern bezüglich des Eintritts der Kinder in die Sekundarstufe 1. Die Studie hat in diesem Zusammenhang festgestellt, dass eine hohe Korrelation zwischen der Übergangsempfehlung von Lehrer:innen sowie der der Eltern und der sozialen Herkunft der Schüler:innen besteht (vgl. ebd.).

Abschließend resümiert McElvany, dass sich in den zwanzig Jahren der Studie die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland nicht verbessert hat. „Angesichts des alarmierenden Rückgangs der mittleren Lesekompetenz und des hohen Anteils von einem Viertel der Schüler*innen mit unzureichender Lesekompetenz ist es notwendig, gezielte Maßnahmen (weiter-) zu entwickeln“ (https://ifs.ep.tu-dortmund.de/storages/ifs-ep/r/Downloads_allgemein/Pressemeldung_IGLU2021_final.pdf).