Die erste Ausstellung, die ich im Zuge meiner Aktivität als Stadtschreiberin besucht habe, war „noch immer – immer noch”, eine Ausstellung der Künstlerin Renate Bühn, die sich mit sexualisierter Gewalt auseinandersetzt. Nachdem ich mir die Arbeiten, die im Kunstverein Paderborn ausgestellt sind, angesehen hatte und mich mit einer Mitarbeiterin unterhielt, fehlten mir zunächst die Worte. Alles was mir in den Sinn kam, schien der Offenheit und Brutalität dieser Ausstellung nicht gerecht zu werden.
In ihren Arbeiten legt die Künstlerin den Finger in eine Wunde, die nicht verheilt und nur mühsam verdeckt wird, um den Schein einer gesunden Gesellschaft zu wahren. In einer Lichtinstallation, welche die Namen von Betroffenen zeigt, die den Missbrauch nicht überlebt haben, wird deutlich, wie sich die Gewalt in nicht enden wollenden Linien durchs Leben zieht – als Essstörung, Drogensucht, dissoziative Identitätsstörung, Selbstverletzung und Suizid – während die Täter oft durch die Justiz geschützt werden.
geHEIMnis – dieser Ausspruch zeigt eine weitere Ebene, die in der Ausstellung beleuchtet wird. Die Täter stammen oft aus der Familie, dem näheren Umfeld, Freundes- und Bekanntenkreis; also aus ebendiesem Raum, der doch eigentlich ein Heim, ein Zuhause, eine Heimat sein soll. Ein pinkes Schaukelpferd im Eingangsbereich rattert in einem falsch klingenden Rhythmus vor sich hin. Das Geräusch ist im ganzen Haus zu hören und erinnert an die Gewalt, die immer und immer wieder stattfindet, an das Furchtbare, das im Kinderzimmer passiert.

Bis zum 08. Mai ist die Ausstellung noch im Kunstverein Paderborn zu besichtigen. Am 28. April findet außerdem der „Kunstgenuss” statt, eine Veranstaltung, bei der mit einem Imbiss über die Ausstellung diskutiert werden kann. Dort werde auch ich sicherlich anwesend sein. Mehr Infos sind unter https://kunstverein-paderborn.de/immer-noch-noch-immer-renate-buehn/ zu finden.
Eine erste, sehr schöne Erfahrung als Stadtschreiberin war für mich die Offenheit, mit der ich im Kunstverein begrüßt wurde. Ich konnte sofort ein interessantes Gespräch über Kunst und Kultur in Paderborn führen, mir Tipps zu Veranstaltungen geben lassen und ein paar Kontakte knüpfen. Ein gelungener Auftakt für das Stadtschreiber-Projekt!



Über die Medizin des Mittelalters informierte eine kleine Vorführung, in der Menschen mit den verschiedensten Leiden bei zwei Klosterschwestern nach Erlösung suchten. Dabei erhielten sie neben diversen Rezepten für Kräutertinkturen auch praktische Ratschläge wie jenen, nur mehr selten zu baden. Schließlich leide der Körper an einem zu hohen Wassergehalt! Die Besucher wurden ihrerseits angehalten, das Gelernte nicht als „alternative Heilmethode“ anzusehen und gar an sich selbst auszutesten. So manch Rezeptur sei nämlich giftig!







Das große Fest des Heiligen Liborius rückt näher und mit ihm auch das Ende meines Stadtschreiber-Projekts. Am 1. August halte ich um 19:00 Uhr meinen Abschlussvortrag im Offenen Forum des Museums für Stadtgeschichte. Dazu möchte ich alle Interessierten ganz herzlich einladen!
Kunstwerke? Verstehen wir sie als Zeugnisse der Lokal- oder der Globalgeschichte? Können sie persönliche Erinnerungen in uns wecken? Ist das Schwelgen in diesen Erinnerungen ein wichtiger Teil des Museums-erlebnisses?
Ihre ersten Vertreter waren Informatiker, die ihre Computer dazu nutzten, mathematische Codes in visuelle Formen zu übersetzen. Dabei entstehen komplexe, ästhetisch ansprechende Gebilde. Angesichts der jüngeren Paderborner Geschichte, die wesentlich von der Firma Nixdorf geprägt wurde, erstaunt es nicht, dass diese Kunstform hier ein frühes Zentrum hatte und sich dann über Deutschland verbreitete. Die noch bis zum 5. August gezeigte Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit Kunststudenten der hiesigen Universität und mit dem Heinz-Nixdorf-MuseumsForum entwickelt.
interaktive Inszenierungen bereit, vom Besucher ausprobiert zu werden. Da gibt es zum Beispiel den kleinen Computer, der vor der Wand hängt und ein bekanntes Gemälde zeichnet, ohne einmal abzusetzen; die Kamera, die Ihre Gesichtszüge in Schwarz-Weiß-Aufnahmen verwandelt, zusammengesetzt aus Zahlen und Buchstaben (aber nur jenen, die in dem Satz „50 Jahre Kunstverein Paderborn“ enthalten sind); die ersten Filmchen, die mit Effekten und Animationen experimentieren; eine Station, in der Ihre Körperbewegungen als geometrische Formen an die Wand geworfen werden – wer ist nun der Künstler, Sie oder die Maschine?
Dem Schlossinterieur widmet sich Jula Timmers sechsteilige Bilderreihe „Espace au miroir“. Besonders beeindruckt die Fähigkeit der Künstlerin zur detaillierten Darstellung von Gemälden, Bilderrahmen, Vasen, Möbeln und Architektur-elementen im Raume wie im Spiegelbild. Was stellenweise wie ein Hauch Hyperrealismus anmutet, lädt den Blick des Betrachters ein, auf der Bildfläche hin und her zu wandern. Dabei treten immer neue Einzelheiten des prächtigen Interieurs ins Bewusstsein, ganz so als befände man sich auf einer echten Schlossführung.
erkennen jenen unverwechsel-baren Disney-Stil, der wie die Barbie-Puppe geeignet war, ein (ungesundes) Ideal von weiblicher Schönheit in unsere jungen Köpfe zu pflanzen. Die Fräuleins stehen, sitzen und hüpfen vor dem Hintergrund einer aus komplexen Mustern zusammengesetzten mythologischen Landschaft aus der Objekte, Pflanzen und Nebencharaktere hervorwachsen. Die Gestaltung erinnert an orientalische Teppiche. Wie im Falle von „Espace au miroir“ gilt: Je länger man hinsieht umso mehr entdeckt man, umso länger möchte man vor dem Bild verweilen.
hockend. Mit einem weißen Schwamm, dem hellsten Objekt im Bilde, versucht er sich den Kohlenstaub vom Körper zu reiben. Verdrecktes Wasser läuft über Rücken und Oberschenkel. Inmitten der grauen Umgebung, die man sich als ebenso verschmutzt wie den Menschen vorstellen möchte, erscheint der Kampf um Sauberkeit aussichtslos oder im besten Falle nur vorübergehend zu gewinnen. Ist es die Botschaft des Bildes, dass es kein sauberes Leben in einer von uns verschmutzten Umwelt gibt? Das wäre zumindest meine persönliche Interpretation.

