Mittelalterlicher Fleiß und Schweiß: Die Dombauhütte am Abdinghof

Wer an das Mittelalter denkt, denkt neben Rittern und Burgfräuleins an große Bauwerke aus Stein: Burgen und prächtige Kirchen! Doch wie wurden die erbaut in einer Zeit ohne Strom, Beton und Stahlkonstruktion? In der Dombauhütte am Kloster Abdinghof konnten und können sich noch bis morgen geschichts- und technikbegeisterte Menschen davon nicht nur ein eigenes Bild machen, sondern vielfach selbst Hand anlegen.

Ausprobiert werden konnten zahlreiche originalgetreue Arbeitsgeräte, wie Schaufeln mit hölzernen Blättern, von denen lediglich die Kanten mit dem seinerzeit so kostbaren Metall Eisen beschlagen waren, oder eine mittelalterliche Schubkarre. Deren Nutzung erforderte im Vergleich zu heutigen Modellen einen besonders hohen Kraftaufwand. Noch war man nämlich nicht darauf gekommen, das Rad unterhalb der Lastenwanne zu platzieren…

Unter freundlicher und fachkundiger Betreuung konnten Jung und Alt wichtige Arbeitsschritte selbst ausgeführen: das Bearbeiten von Steinen mit Meißel und Sand, das Zurechthauen von Schieferplatten, das Mahlen von Getreide usw.  Dabei kam so manch raffiniertes Gerät zum Einsatz, mit dem sich auch ohne Strom die Arbeit erheblich erleichtern lässt. Selbst für die Herstellung von Seilen hatten die Menschen bereits ein Gerät, mit dem sich mehrere Hanfstricke durch müheloses Kurbeln in Windeseile zusammendrehen lassen.

Wie konnten schon im 12. Jahrhundert hunderte Kilo schwere Steinklötze in schwindelerregenden Höhen verbaut werden? Ein Höhepunkt des Programms war die Vorführung eines entsprechenden Holzkrans, dessen äußerst leistungsstarker „Motor“ allein aus einem Menschen in einem großen Hamsterrad besteht. Während dieser schnellen Schrittes für die nötige Energie sorgt, hat eine metallene „Teufelskralle“ den Brocken fest im Griff. Da sich der ganze Kran noch dazu von einer einzigen Person nach links oder rechts drehen lässt, kann der an beliebiger Stelle abgesetzt werden.

Über die Medizin des Mittelalters informierte eine kleine Vorführung, in der Menschen mit den verschiedensten Leiden bei zwei Klosterschwestern nach Erlösung suchten. Dabei erhielten sie neben diversen Rezepten für Kräutertinkturen auch praktische Ratschläge wie jenen, nur mehr selten zu baden. Schließlich leide der Körper an einem zu hohen Wassergehalt! Die Besucher wurden ihrerseits angehalten, das Gelernte nicht als „alternative Heilmethode“ anzusehen und gar an sich selbst auszutesten. So manch Rezeptur sei nämlich giftig!

Leider schließt die Dombauhütte nach diesem Wochenende ihre Pforten. Wer sie am Sonntag noch besuchen kann, sollte dies tun!

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner, Stadtschreiber Emeritus

 

 

 

 

 

 

 

 

17 Jahre undercover? Spekulationen zur Geschichte einer 500 Lira-Münze

Der 1. Januar 2002 war ein wichtiges Datum der europäischen Geldgeschichte: An diesem Tag kam der Euro zu uns, in Form neuer Geldscheine und Münzen! Seinerzeit 14 Jahre alt, stand ich der neuen Währung feindlich gegenüber. Der Grund war wirtschaftlicher Natur. Während mein Taschengeld dem offiziellen Wechselkurs entsprechend von 50 DM auf 25 Euro umgerechnet wurde, verfügten letztere längst nicht mehr über dieselbe Kaufkraft. Die Tüte Pommes im örtlichen Freibad, die vorher 3 DM gekostet hatte, kostete ab sofort 2 Euro. Der Trend hat sich bekanntermaßen fortgesetzt. Während es heute als normal empfunden wird, 10 Euro für einen Platz im Kino zu bezahlen, hätte man für 20 DM sowohl die eigene Karte als auch die der Freundin bezahlen können und hätte noch ein paar Mark für Popcorn übrig gehabt.

Wie mir ein Italienkenner vor einigen Jahren versichert hat, ist es den Italienern nicht anders ergangen. Während es vor dem 1. Januar 2002 noch möglich gewesen sein soll, mit 1 Millionen Lira im Monat eine bescheidene aber gesicherte Existenz zu führen, reichen die 520 Euro dafür hinten und vorne nicht!

Ein numismatisches Relikt aus den guten alten Zeiten fand vor einigen Tagen unerwartet Einzug in meinen Geldbeutel. Ich entdeckte eine 500 Lira-Münze aus Italien, geprägt im Jahre 1995, die man mir in irgendeinem Geschäft versehentlich als Wechselgeld gegeben hat. Der Fehler scheint verzeihbar: Die Münze sieht einem heutigen 2 Euro-Stück nämlich zum Verwechseln ähnlich. Auch sie besteht aus zwei Metallen. Einen goldenen Kern aus Bronzital (eine Legierung aus 82% Kupfer, 16% Aluminium und 2% Nickel) umgibt ein silberner Ring aus Acmonital (81,75 % Stahl, 18,25 % Chrom). Mit 2,58 cm entspricht ihr Durchmesser nahezu exakt dem einer 2 Euro-Münze. Lediglich im Gewicht gibt es einen klaren Unterschied: Während eine 2 Euro-Münze 8,5 g auf die Waage bringt, sind es bei der 500 Lira-Münze nur 6,8 g.

Die Vorderseite der italienischen Münze ziert ein nach links gerichteter Frauenkopf im Profil: Es handelt sich um eine Personifikation der Italienischen Republik. Darunter steht „CRETARA“, der Name der bekannten Künstlerin Laura Cretara, der die Gestaltung der Münze oblag. Die Rückseite bietet uns einen Blick über den Quirinalsplatz in Rom. Im Vordergrund steht der Dioskurenbrunnen mit seinem antiken Obelisken. Dahinter sehen wir die Fassade des Quirinalspalastes, dem heutigen Amtssitz des italienischen Präsidenten.

Die Prägung der Lira-Münzen endete bereits im Jahre 2001. Was hat dieses Exemplar seither getan? War die Münze tatsächlich 17 Jahre als vermeintliche 2 Euro-Münze Undercover im Umlauf? Oder war sie zeitweise aus dem Verkehr gezogen? Vielleicht lag sie einige Jahre unter einem Autositz oder in einer Sofaritze, wurde erst kürzlich wieder entdeckt und aufgrund  fehlender Betrachtung erneut in den Wirtschaftskreislauf eingespeist. Letzteres scheint mir die plausiblere Theorie. Rekonstruieren lässt sich freilich nichts.

Im stadtschreiberlichen Schreibtischfach hat die Münze nun ihre vorerst letzte Ruhestätte gefunden. In einigen hundert Jahren wird man sie vielleicht in einem Museum bewundern können als Relikt aus einer Zeit, als man für 3,50 DM (sprich 1 Euro und 75 Cent) noch mit einem Tankstellendöner satt werden konnte.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

Erfolgreicher Abschlussvortrag und ein Spaziergang über Libori

Am 1. August um 19:00 war es soweit: Etwa 25 Menschen waren trotz der Sommerhitze ins offene Foyer des Stadtmuseums gekommen, um meinem Stadtschreiber-Abschlussvortrag zu lauschen. Begrüßt wurden sie von Museumsleiter Markus Runte und dem Vereinsvorsitzenden Michael Wittig.

Der Schwerpunkt des Vortrags lag auf der Bedeutung von persönlichen Erwartungen und Interessen für die Wahrnehmung und Interpretation einzelner Museumsstücke oder ganzer Ausstellungen. Dazu wurde jeweils ein Befund aus den fünf Stadtschreiber-Umfragen besprochen, an denen sich zwischen Februar und Juli über 400 Paderborner und Touristen beteiligt hatten. Eine vollständige Präsentation der Ergebnisse wird in der kommenden Ausgabe der Zeitschrift des Vereins für Geschichte an der Universität Paderborn erscheinen. Im Anschluss an den Vortrag gab es eine rege Diskussion, die sich vor allem um die Konzeption des neuen Stadtmuseums drehte.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

p.s.: Am Tage nach dem Vortrag hatte ich erstmals Zeit und Muße für einen entspannten Gang über das Libori-Volksfest. Dabei gelang es mir sogar, an einem der Stände einen sprechenden („I Love You“-)Plüschfrosch zu gewinnen.

Ein Spaziergang über den Paderborner Mittelaltermarkt

Das Fest des Heiligen Liborius steht vor der Tür. In der Innenstadt sind die Aufbauarbeiten überall zu beobachten. Doch schon heute gab es Grund zum Feiern: Zum ersten Mal erklingen die neuen Domglocken! Zu Fuße des größten städtischen Wahrzeichens findet deshalb dieses Wochenende ein Mittelaltermarkt statt. Diesen habe ich natürlich besucht. Hier einige Eindrücke:

Es gibt ein breites Angebot an Verkaufsständen für Spielzeug,  Schmuck, Kleidung und natürlich für die leibliche Verpflegung. Dazu kommen muskelkraftbetriebene Fahrgeschäfte für Kinder. Vor dem Museum in der Kaiserpfalz können sie ihre eigenen Ritterschilde gestalten.

Live-Musikanten sorgen für Stimmung. Viele Menschen zieht es in die geschichtsträchtige Bartholomäuskapelle, wo eine Harfenspielerin ihr Können zum Besten gab.

Wie bei jedem guten Mittelaltermarkt gibt es auch einen Met-Stand mit Probieroption!

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

 

1. August, 19:00 Uhr, Stadtschreiber-Vortrag: „Paderborn hinter Glas: Stadtgeschichte im Museum“

Das große Fest des Heiligen Liborius rückt näher und mit ihm auch das Ende meines Stadtschreiber-Projekts. Am 1. August halte ich um 19:00 Uhr meinen Abschlussvortrag im Offenen Forum des Museums für Stadtgeschichte. Dazu möchte ich alle Interessierten ganz herzlich einladen!

Präsentiert werden die Ergebnisse meiner Stadtschreiber-Umfragen, an denen sich einige hundert engagierte Paderborner und Touristen beteiligt haben.  Vier waren Exit-Umfragen. Die Besucher des Museums für Stadtgeschichte, des Residenzmuseums in Schloss Neuhaus, des Museums in der Kaiserpfalz und des Heinz-Nixdorf-MuseumsForum waren aufgefordert, ihre Eindrücke und Vorschläge mit uns zu teilen.

Einige der Fragen waren allgemeiner Natur: Wie lange waren Sie in der Ausstellung? Zum wievielten Male sind sie heute hier? usw. Andere zielten auf die inhaltlichen und gestalterischen Besonderheiten der Museen und auf die Art, wie die ausgestellten Objekte von den Besuchern wahrgenommen werden: Handelt es sich um historische Sachquellen oder um zeitlose Kunstwerke? Verstehen wir sie als Zeugnisse der Lokal- oder der Globalgeschichte? Können sie persönliche Erinnerungen in uns wecken? Ist das Schwelgen in diesen Erinnerungen ein wichtiger Teil des Museums-erlebnisses?

In einer fünften, im Paderquellgebiet durchgeführten Umfrage wurden die Paderborner ganz allgemein zu ihren Museen befragt: Ist man mit dem aktuellen Angebot zufrieden? Gibt es Dinge die fehlen oder die man dringend ändern sollte? In den aktuellen Museumsdebatten wird viel von Partizipation gesprochen. Museen sollen den Menschen die Möglichkeit zur aktiven Mitarbeit geben. Doch von wie vielen Paderbornern wird das tatsächlich gewünscht?

Soviel vorweg: Stoff für eine spannende Abschlussdiskussion scheint mir reichlich gegeben. Ich freue mich darauf.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

Computer und Kunst: „Bits-Bytes-Art!“

Bei seinem diesjährigen Sommerfest konnte der Kunstverein nicht nur die warme Jahreszeit begehen, sondern auch sein eigenes 50-jähriges Bestehen! Der gesellige Austausch bei Kaffee und Kuchen wurde eingeleitet von der Vorsitzenden Alexandra Sucrow, die die aktuelle und eigens zum Jubiläumsanlass konzipierte Ausstellung vorstellte: „Bits-Bytes-Art“. Diese soll ganz bewusst keine vereinsgeschichtliche Rückschau enthalten, da, in den Worten Sucrows, der Blick stets nach vorne gerichtet sei. Stattdessen werden Beispiele für computergenerierte Kunst gezeigt, eine Gattung, die wie der Verein in den späten 1960er Jahren ihren Anfang nahm. Ihre ersten Vertreter waren Informatiker, die ihre Computer dazu nutzten, mathematische Codes in visuelle Formen zu übersetzen. Dabei entstehen komplexe, ästhetisch ansprechende Gebilde. Angesichts der jüngeren Paderborner Geschichte, die wesentlich von der Firma Nixdorf geprägt wurde, erstaunt es nicht, dass diese Kunstform hier ein frühes Zentrum hatte und sich dann über Deutschland verbreitete. Die noch bis zum 5. August gezeigte Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit Kunststudenten der hiesigen Universität und mit dem Heinz-Nixdorf-MuseumsForum entwickelt.

In der Ausstellung finden sich alte und neue Beispiele für Computerkunst, wobei viele Werke für uns anonym sind oder ihre Hersteller später andere berufliche Laufbahnen verfolgten. Während sich auf der Empore Graphiken mit Künstlerzitaten abwechseln, stehen im ebenerdigen Teil der Räume interaktive Inszenierungen bereit, vom Besucher ausprobiert zu werden. Da gibt es zum Beispiel den kleinen Computer, der vor der Wand hängt und ein bekanntes Gemälde zeichnet, ohne einmal abzusetzen; die Kamera, die Ihre Gesichtszüge in Schwarz-Weiß-Aufnahmen verwandelt, zusammengesetzt aus Zahlen und Buchstaben (aber nur jenen, die in dem Satz „50 Jahre Kunstverein Paderborn“ enthalten sind); die ersten Filmchen, die mit Effekten und Animationen experimentieren; eine Station, in der Ihre Körperbewegungen als geometrische Formen an die Wand geworfen werden – wer ist nun der Künstler, Sie oder die Maschine?

Ferner gibt es die Möglichkeit zum eigenständigen Experimentieren, auch vom häuslichen Computer aus: Mittels eines Internetprogramms können einem digitalen Bild geometrische Formen zugefügt werden, und zwar gleichzeitig von der ganzen Welt aus. Der Haken an der Sache: Statt die Formen direkt einzufügen, wie wir es gewohnt sind, werden Koordinaten auf der x- und y-Achse verlangt! Die Entwicklungsgeschichte dieses von unzähligen Menschen kreierten Bildes kann auf einem großen Bildschirm in der Ausstellung nachvollzogen werden. Das „rote Pferd“ stellt meinen Versuch da, das abstrakte Geschehen durch einen konkreten Inhalt zu bereichern.

Abgerundet wurde der Abend durch passend elektronische Klänge der Paderborner Bedroomproducers.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

„Best of Spring“: Junge Kunst in der Uni-Bibliothek

Auch wem gerade nicht nach Büchern zumute ist, für den lohnt sich ein Gang in die Universitätsbibliothek. Wo im Februar die von Kulturwissenschafts-Studenten gestaltete Ausstellung „Was haben Hühner, Kinderbücher, Mäuse…“ gezeigt wurde, können jetzt die Abschlussarbeiten der diesjährigen Absolventen künstlerischer Fächer bewundert werden. Es finden sich Malereien, Zeichnungen und Druckgrafiken zu den Themen Märchen, Mythologie, Natur und Familie, zur Zeche Zollverein und zu den Schlössern Augustusburg und Falkenlust. Hier einige Beispiele!

Dem Schlossinterieur widmet sich Jula Timmers sechsteilige Bilderreihe „Espace au miroir“. Besonders beeindruckt die Fähigkeit der Künstlerin zur detaillierten Darstellung von Gemälden, Bilderrahmen, Vasen, Möbeln und Architektur-elementen im Raume wie im Spiegelbild. Was stellenweise wie ein Hauch Hyperrealismus anmutet, lädt den Blick des Betrachters ein, auf der Bildfläche hin und her zu wandern. Dabei treten immer neue Einzelheiten des prächtigen Interieurs ins Bewusstsein, ganz so als befände man sich auf einer echten Schlossführung.

Mit ihrem „Märchenhaften Wimmeln“ erweckt Maria Gehle unsere Trickfilm-geprägten Kindheitserinnerungen zu neuem Leben. Im Vordergrund stehen die Heldinnen diverser Disney-Märchenfilme. Wir erkennen jenen unverwechsel-baren Disney-Stil, der wie die Barbie-Puppe geeignet war, ein (ungesundes) Ideal von weiblicher Schönheit in unsere jungen Köpfe zu pflanzen. Die Fräuleins stehen, sitzen und hüpfen vor dem Hintergrund einer aus komplexen Mustern zusammengesetzten mythologischen Landschaft aus der Objekte, Pflanzen und Nebencharaktere hervorwachsen. Die Gestaltung erinnert an orientalische Teppiche. Wie im Falle von „Espace au miroir“ gilt: Je länger man hinsieht umso mehr entdeckt man, umso länger möchte man vor dem Bild verweilen.

Einen deutlichen Kontrast zur vorangegangenen Komplexität bietet ein Bild aus der Reihe „Bergarbeiterfamilie“ von Teresa Schoenen. Es zeigt den Familienvater nach getaner Arbeit in einer unbequem engen Badewanne hockend. Mit einem weißen Schwamm, dem hellsten Objekt im Bilde, versucht er sich den Kohlenstaub vom Körper zu reiben. Verdrecktes Wasser läuft über Rücken und Oberschenkel. Inmitten der grauen Umgebung, die man sich als ebenso verschmutzt wie den Menschen vorstellen möchte, erscheint der Kampf um Sauberkeit aussichtslos oder im besten Falle nur vorübergehend zu gewinnen. Ist es die Botschaft des Bildes, dass es kein sauberes Leben in einer von uns verschmutzten Umwelt gibt? Das wäre zumindest meine persönliche Interpretation.

Die Ausstellung „Best of Spring“ wird noch bis 18. Juli zu sehen sein.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

Zu Besuch beim Tag der offenen Tür!

Kulturerben werben um Nachwuchs.

Gestern hatte die Universität ihren Tag der offenen Tür. Wie jedes Jahr bot dieser den verschiedenen Fachrichtungen, Hochschulgruppen und Initiativen die Möglichkeit, sich potentiellen Interessenten im Rahmen eines bunten Programms vorzustellen. Es gab Vorträge, musikalische Darbietungen, chemische Experimente und Infostände. Auch mein ehemaliger Master- und jetziger Promotionsstudiengang „Kulturerbe“ war würdig vertreten.

Simulierte Heimkehr mit der 0,8 Promille-Brille, die sich mehr wie eine 1,8 Promille-Brille anfühlte.

Die Polizei war ebenfalls gekommen, um für ein wichtiges Anliegen zu werben: Nüchternheit im Straßenverkehr! Um dieser Botschaft Nachdruck zu verleihen, gab es die Möglichkeit, die Auswirkungen von Alkohol auf das eigene Gang- und Reaktionsvermögen zu testen, mit Hilfe einer speziellen Brille, die dem Träger den Blick eines 0,8 Promille-Trinkers verleiht. Dieser Herausforderung habe ich mich natürlich gestellt, mit ebenso durchwachsenem Erfolg wie die übrigen Teilnehmer. Wer die Brille trägt, dem scheint sich der Boden unter den Füßen steil nach unten zu biegen, der Raum wirkt verzerrt und die Farben leuchten heller. Da fällt das Umfallen leichter als das Aufschließen einer Tür!

Laut dem Online-Promillerechner bei „www.kenn-dein-limit.de“ müsste ich als 80kg schwerer, 1,78m hoher Mann nur 0,6 Liter Wein in einer Stunde konsumieren, um einen ähnlich unangenehmen Effekt zu erzielen. Ich habe nicht vor, es auszuprobieren und schon gar nicht im Vorfeld einer Autofahrt. Allerdings hab ich mich doch gefragt, ob die polizeiliche Promille-Brille die Auswirkungen von 0,6 Liter Wein auf einen Erwachsenen nicht aus didaktischen Gründen ein wenig übertreibt … Doch ist die zugrunde liegende Botschaft in jedem Fall richtig und so möchte ich die Art der Vermittlung nicht kritisieren.

Gemeinsames Musizieren.

Last but not least nenne ich meine materielle Ausbeute vom Rundgang um die Stände: eine asta-Stofftasche, einen „Studierendenzeitung“- Kugelschreiber, zwei „Lehramtsnavi“-Kugelschreiber, einen „Lehramtsnavi“-Bleistift, drei „Universität“-Paderborn Bleistifte, einen „Studierendenzeitung“-Notizblock und einen Anstecker, auf dem steht, dass ich die Universität Paderborn liebe. Vor allem Kugelschreiber kann man nie zu viele haben…

Herzliche Grüße und bis bald!

Paul Duschner

Eindrücke aus der Ausstellung „Kosmos Böckstiegel“

Peter August Böckstiegel

Freunde des Expressionismus aufgepasst! Seit letztem Freitag können bei Schloss Neuhaus die Werke des bekannten westfälischen Künstlers Peter August Böckstiegel (1889-1951) bewundert werden. Im ersten Teil der Ausstellung, untergebracht in der städtischen Galerie in der Reithalle, sind die von ihm gefertigten Bilder und Grafiken zu sehen. Sie stammen aus diversen öffentlichen und privaten Sammlungen. Im zweiten Teil werden die von Böckstiegel selbst zusammengetragenen Bilder und Skulpturen gezeigt. Unter ihren Machern finden sich prominente Namen wie Edvard Munch (Stichwort: „Der Schrei“) und Emil Nolde.

„Kartoffelernte“

Peter August Böckstiegel wurde in der Region Bielefeld geboren. Dort absolvierte er eine Maler- und Glaserlehre und besuchte die Handwerker- und Kunstgewerbeschule, ehe er mit Hilfe eines Stipendiums an der Königlich Sächsischen Akademie der Bildenden Künste in Dresden studiere. Nach dem 1. Weltkrieg war er Mitglied der Künstlervereinigung „Dresdner Sezession. Gruppe 19“ und wurde 1921 mit dem Großen Sächsischen Staatspreis ausgezeichnet. Einige seiner Werke fielen der Nazi-Diktatur als „Entartete Kunst“ zum Opfer. Andere wurden bei der Bombardierung Dresdens im Jahre 1945 zerstört. Nach dem Krieg kehrte Böckstiegel in die Stadt zurück, wo ihm ein Ehrenatelier an der dortigen Akademie zuteilwurde.

Gemeinsam illustrieren die in der Reithalle gehängten Werke den künstlerischen Werdegang Böckstiegels, von seinen impressionistischen Anfängen hin zum Expressionismus, als dessen wichtigster westfälischer Vertreter er heute gilt.

„Westfälisches Gehöft“

Viele seiner Werke zeigen Szenen des bäuerlichen Lebens: Wir sehen Menschen bei der schweißtreibenden Arbeit auf den Feldern. Weder auf romantisierende noch auf Mitleid erheischende Weise lässt uns der Maler ihre Anstrengung spüren. Böckstiegel kannte sie selbst zu Genüge. Er stammte aus kleinbäuerlichen Verhältnissen und suchte auch in späteren Jahren die Nähe zur Landbevölkerung. Daneben finden sich zahlreiche Porträts. Einige zeigen Familienangehörige und tragen Namen wie „Mein Vater 72 Jahre“ und „Meine Mutter und Tante König“. Dazu kommen unbelebte Landschaftsbilder, Stillleben mit Obst oder Blumen, Tierdarstellungen sowie der eine oder andere Männer- und Frauenakt.

Die Ausstellung „Kosmos Böckstiegel“ bietet eine einmalige Gelegenheit, wichtige Werke dieses Künstlers an einem Orte versammelt zu sehen: sowohl jene, die er selbst angefertigt hat, als auch solche, die ihm von Freunden und Kollegen geschenkt als Quelle der Inspiration dienen konnten. Ich werde sie mit Sicherheit noch mehr als einmal besuchen.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

Zur Ausstellung „BILDWELTEN – WELTBILDER“ im neuen Stadtmuseum

Von den Innenräumen heutiger Kirchen sind wir weiße Wände und blanken Stein gewohnt. Ganz anders im Mittelalter: Hier wurden den Kirchengängern zentrale Glaubensbotschaften mit prächtigen Wandmalereien eindrücklich vor Augen geführt. Wichtig war dies zum einen, weil die Mehrheit der Menschen nicht lesen konnte und auch die in lateinischer Sprache gehaltenen Messen nicht verstand. Zum anderen wusste man bereits um die Macht der Bilder. So erklärte ein Franziskanertheologe im 13. Jh. treffend, „dass dasjenige, was gesehen wird, nicht so schnell in Vergessenheit gerät und besser in Erinnerung haftet, als jenes, von dem man nur gehört hat“. Diesem spannenden Thema widmet sich die aktuell im neuen Stadtmuseum gezeigte Wanderausstellung „BILDWELTEN – WELTBILDER. Romanische Wandmalerei Westfalens in neuem Licht.“ In zahlreichen Kirchen der Region haben sich die Bildprogramme des 12. und 13. Jh. nämlich zumindest in Teilen erhalten und waren jüngst Thema eines umfangreichen LWL-Forschungsprojekts.

Gezeigt wird die Ausstellung an einem Ort mit passender Aura: im Kreuzgang des ehemaligen Abdinghofklosters. Behandelt werden Kontext, Funktion, Herstellungstechnik, Inschriften, Stil und Motive sowie die jüngere Geschichte der in dreizehn westfälischen Kirchen erhaltenen Malereien. Zu ihnen gehören neben Fragmenten auch ganze Bildprogramme wie die Ausmalung der Chorapsis der Katholischen Kirche St. Cyriakus in Berghausen.

Gemäß der christlichen Lehre stellt unsere irdische Existenz lediglich eine Bewährungsprobe zur Erlangung des ewigen Lebens da. Entsprechend prominent sind Darstellungen vom Jüngsten Gericht. Ihren Verdiensten entsprechend werden die von den Posaunen der Engel geweckten Menschen entweder vom Erzengel Gabriel in den Himmel geführt, oder vom Teufel in den Höllenschlund geworfen. Dass so manch Verdammter seine Lektion immer noch nicht gelernt hat, zeigt eine Darstellung aus der Evangelischen Kirche St. Johann Baptist in Brechten: So packt eine Sünderin den Teufel frech an der Nase.

Womit sie sich ihren Platz in der Hölle verdient haben könnte, zeigt eine Malerei in der Evangelischen Kirche St. Urbanus in Weslarn. Hier sehen wir eine Dame, die einen deutlich jüngeren, langhaarigen Knaben in unkeuscher Umarmung an sich gedrückt hält. Flankiert wird das Paar von zwei Monstern, die verdeutlichen, wie sehr dieses Handeln im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stinkt! Oder vielleicht gehörte die Sünderin auch nur zu den Frauen, die glaubten, den Gottesdienst mit ihrem Geschwätz stören zu können. In der Katholischen Kirche St. Maria in Neuenbeken ist zu sehen, wie sich der Teufel den Vorfall eifrig in seinem Sündenregister notiert.

Natürlich finden sich auch vorbildliche Frauen, wie die heilige Katharina von Alexandrien. Der Legende nach trotzte sie dem heidnischen Kaiser Maxentius und konnte neben 50 seiner besten Gelehrten und Philosophen auch seine Ehefrau Faustina zum Christentum bekehren. In der Evangelischen Kirche zu Lippstadt sehen wir bis heute die heilige Katharina, wie sie unter den Augen des Kaisers unerschrocken ihre Argumente für die christliche Religion vorträgt.

Leider können in der Ausstellung (selbstverständlich) keine Originale gezeigt werden. Sie bleiben uns und künftigen Generationen fest an den Wänden ihrer Kirchen erhalten. Doch stellt die Ausstellung einen mächtigen Anreiz da, sie dort einmal besuchen zu gehen sowie generell beim Betreten einer Kirche nach derartigen Bildwerken Ausschau zu halten. Das Rüstzeug zu deren Verständnis hat sich der Besucher der Ausstellung „BILDWELTEN – WELTBILDER“ bereits angeeignet und kann es mit Hilfe des äußerst preiswerten Begleitbands (5 Euro) jederzeit auffrischen.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner