„Best of Spring“: Junge Kunst in der Uni-Bibliothek

Auch wem gerade nicht nach Büchern zumute ist, für den lohnt sich ein Gang in die Universitätsbibliothek. Wo im Februar die von Kulturwissenschafts-Studenten gestaltete Ausstellung „Was haben Hühner, Kinderbücher, Mäuse…“ gezeigt wurde, können jetzt die Abschlussarbeiten der diesjährigen Absolventen künstlerischer Fächer bewundert werden. Es finden sich Malereien, Zeichnungen und Druckgrafiken zu den Themen Märchen, Mythologie, Natur und Familie, zur Zeche Zollverein und zu den Schlössern Augustusburg und Falkenlust. Hier einige Beispiele!

Dem Schlossinterieur widmet sich Jula Timmers sechsteilige Bilderreihe „Espace au miroir“. Besonders beeindruckt die Fähigkeit der Künstlerin zur detaillierten Darstellung von Gemälden, Bilderrahmen, Vasen, Möbeln und Architektur-elementen im Raume wie im Spiegelbild. Was stellenweise wie ein Hauch Hyperrealismus anmutet, lädt den Blick des Betrachters ein, auf der Bildfläche hin und her zu wandern. Dabei treten immer neue Einzelheiten des prächtigen Interieurs ins Bewusstsein, ganz so als befände man sich auf einer echten Schlossführung.

Mit ihrem „Märchenhaften Wimmeln“ erweckt Maria Gehle unsere Trickfilm-geprägten Kindheitserinnerungen zu neuem Leben. Im Vordergrund stehen die Heldinnen diverser Disney-Märchenfilme. Wir erkennen jenen unverwechsel-baren Disney-Stil, der wie die Barbie-Puppe geeignet war, ein (ungesundes) Ideal von weiblicher Schönheit in unsere jungen Köpfe zu pflanzen. Die Fräuleins stehen, sitzen und hüpfen vor dem Hintergrund einer aus komplexen Mustern zusammengesetzten mythologischen Landschaft aus der Objekte, Pflanzen und Nebencharaktere hervorwachsen. Die Gestaltung erinnert an orientalische Teppiche. Wie im Falle von „Espace au miroir“ gilt: Je länger man hinsieht umso mehr entdeckt man, umso länger möchte man vor dem Bild verweilen.

Einen deutlichen Kontrast zur vorangegangenen Komplexität bietet ein Bild aus der Reihe „Bergarbeiterfamilie“ von Teresa Schoenen. Es zeigt den Familienvater nach getaner Arbeit in einer unbequem engen Badewanne hockend. Mit einem weißen Schwamm, dem hellsten Objekt im Bilde, versucht er sich den Kohlenstaub vom Körper zu reiben. Verdrecktes Wasser läuft über Rücken und Oberschenkel. Inmitten der grauen Umgebung, die man sich als ebenso verschmutzt wie den Menschen vorstellen möchte, erscheint der Kampf um Sauberkeit aussichtslos oder im besten Falle nur vorübergehend zu gewinnen. Ist es die Botschaft des Bildes, dass es kein sauberes Leben in einer von uns verschmutzten Umwelt gibt? Das wäre zumindest meine persönliche Interpretation.

Die Ausstellung „Best of Spring“ wird noch bis 18. Juli zu sehen sein.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

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