Ausstellung „noch immer – immer noch” im Kunstverein

Die erste Ausstellung, die ich im Zuge meiner Aktivität als Stadtschreiberin besucht habe, war „noch immer – immer noch”, eine Ausstellung der Künstlerin Renate Bühn, die sich mit sexualisierter Gewalt auseinandersetzt. Nachdem ich mir die Arbeiten, die im Kunstverein Paderborn ausgestellt sind, angesehen hatte und mich mit einer Mitarbeiterin unterhielt, fehlten mir zunächst die Worte. Alles was mir in den Sinn kam, schien der Offenheit und Brutalität dieser Ausstellung nicht gerecht zu werden.
In ihren Arbeiten legt die Künstlerin den Finger in eine Wunde, die nicht verheilt und nur mühsam verdeckt wird, um den Schein einer gesunden Gesellschaft zu wahren. In einer Lichtinstallation, welche die Namen von Betroffenen zeigt, die den Missbrauch nicht überlebt haben, wird deutlich, wie sich die Gewalt in nicht enden wollenden Linien durchs Leben zieht – als Essstörung, Drogensucht, dissoziative Identitätsstörung, Selbstverletzung und Suizid – während die Täter oft durch die Justiz geschützt werden.
geHEIMnis – dieser Ausspruch zeigt eine weitere Ebene, die in der Ausstellung beleuchtet wird. Die Täter stammen oft aus der Familie, dem näheren Umfeld, Freundes- und Bekanntenkreis; also aus ebendiesem Raum, der doch eigentlich ein Heim, ein Zuhause, eine Heimat sein soll. Ein pinkes Schaukelpferd im Eingangsbereich rattert in einem falsch klingenden Rhythmus vor sich hin. Das Geräusch ist im ganzen Haus zu hören und erinnert an die Gewalt, die immer und immer wieder stattfindet, an das Furchtbare, das im Kinderzimmer passiert.

Schweigen ist tödlich, Renate Bühn, 2001


Bis zum 08. Mai ist die Ausstellung noch im Kunstverein Paderborn zu besichtigen. Am 28. April findet außerdem der „Kunstgenuss” statt, eine Veranstaltung, bei der mit einem Imbiss über die Ausstellung diskutiert werden kann. Dort werde auch ich sicherlich anwesend sein. Mehr Infos sind unter https://kunstverein-paderborn.de/immer-noch-noch-immer-renate-buehn/ zu finden.
Eine erste, sehr schöne Erfahrung als Stadtschreiberin war für mich die Offenheit, mit der ich im Kunstverein begrüßt wurde. Ich konnte sofort ein interessantes Gespräch über Kunst und Kultur in Paderborn führen, mir Tipps zu Veranstaltungen geben lassen und ein paar Kontakte knüpfen. Ein gelungener Auftakt für das Stadtschreiber-Projekt!

Eine neue Stadtschreiberin für Paderborn

Hallo liebes Paderborn!

Es ist soweit und ich darf mich als die neue Stadtschreiberin von Paderborn vorstellen! Bevor es um das Projekt geht, möchte ich gerne ein paar Worte zu meiner Person verlieren.

Mein Name ist Lena Elster, ich bin in Berlin-Kreuzberg geboren, jedoch im beschaulichen Ostfriesland aufgewachsen. Einen großen Teil meines Lebens habe ich mittlerweile in Paderborn verbracht. Hier habe ich meinen Zwei-Fach-Bachelor der Deutschen Literatur und Germanistischen Sprachwissenschaft und den Master Kulturerbe absolviert. Einen kurzen, aber einprägsamen Ortswechsel stellte mein Auslandssemester in Paris an der Université Panthéon-Sorbonne dar.

In einem sehr besonderen Café in Paris

Während der nächsten sechs Monate möchte ich Paderborn aus einer anderen Brille als die der Studentin betrachten. Ich möchte Menschen jeglicher Couleur interviewen und sie insbesondere zu ihren Eindrücken der Museumskultur in Paderborn befragen. Ein Thema, das ich dezidiert und auch im weiter gesteckten Umfeld betrachten werde, ist das der sogenannten period rooms. Die inszenierten Räume, die in Museen oft als Abbild einer bestimmten Epoche dienen, sind eine Art der Ausstellung, die seit dem 19. Jahrhundert etabliert ist und diskutiert wird. Hier möchte ich neue Anknüpfungspunkte finden, um das Konzept solcher Ausstellungen weiterzuentwickeln.

Mein übergeordnetes Ziel für diese Zeit ist es, am Ende des Projektes einen kleinen dokumentarischen Film präsentieren zu können. Dazu lade ich alle Paderborner, egal ob zugezogen oder alteingesessen, ein, mitzumachen! Wer über die Kunst- und Kulturszene in Paderborn gemeinsam sprechen, diskutieren und nachdenken möchte, kann sich gerne über diesen Blog bei mir melden.

Ich freue mich auf eine rege Zeit des Austausches, Kennenlernens und Entdeckens!

Lena Elster