Inszenierte Räume in Bielefeld: Das Museum Huelsmann

Zu den inszenierten Räumen, die ich in Ostwestfalen besucht habe, gehören auch die Period Rooms im Museum Huelsmann in Bielefeld. Das Museum stellt unter anderem die Sammlungen des namensgebenden Ehepaares Huelsmann aus, welche ihre umfangreiche Kunstsammlung der Stadt Bielefeld vermachten, um diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Sammlungen werden in der Direktorenvilla im Ravensburger Park auf mehreren Stockwerken in Epochenräumen ausgestellt, die sich chronologisch von der Renaissance bis zum Klassizismus erstrecken. Die inszenierten Räume unterscheiden sich in ihrer Konzeption von denen, die beispielsweise in Freilichtmuseen zu finden sind. So sind die Räume nicht zwingend als Wohnräume zu erkennen, vielmehr werden Kunstgegenstände einer Epoche in Vitrinen zusammengestellt. Auf Schrifttafeln werden Informationen über die jeweilige Epoche und ihre Stilrichtungen gegeben. Der Eindruck eines belebten Raumes wird nur durch ein paar Möbelstücke angedeutet, vielmehr zeigen die Gegenstände die Trends und Strömungen ihrer Entstehungszeit. Streng genommen sind diese Räume nach Benno Schubiger somit nicht als Period Rooms, sondern als Epochenräume zu definieren.

Ein ungewöhnliches Exponat: Eine Terrine gestaltet als Kohlkopf, um 1750

Jedes Exponat ist durch ein paar Worte, die Auskunft über Klassifizierung, Material und Herkunft geben, beschriftet. Zusätzlich sind einige Objekte mit orangefarbenen Tafeln gekennzeichnet. Diese verweisen auf das Forschungsprojekt zur Provenienz der Kunstwerke in der Sammlung Huelsmann. Von 2017 bis 2020 wurde die Objektgeschichte der Sammlungsgegenstände untersucht und auf NS-Raubkunst überprüft.

Einblick in den Régence-Raum im Museum Huelsmann

Besonders fasziniert hat mich ein weiteres Ausstellungsthema, das im Museum zu sehen ist: Die Sammlung des Ehepaares Homann, welche aus zahlreichen Porzellantassen, vorwiegend aus dem Biedermeier stammend und mit Sprüchen, Gedichten und Widmungen versehen, besteht. Die Popularität dieser teils kitschigen, teils amüsanten Botschaften auf Trinkgeschirr war mir bis dahin nicht bekannt. Im Museum Huelsmann werden die Tassen gemeinsam mit Darstellungen der Mode des 19. Jahrhunderts präsentiert. Zum Museum Huelsmann gehört auch die Turmvilla, die nur wenige Meter von der Direktorenvilla entfernt liegt und zurzeit die Sonderausstellung „Design? Design!“ zeigt. Hier werden moderne Sammlungsstücke aus dem Bestand des Museums ausgestellt. Diese zeigen Einrichtungsstile von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart auf. Die Sonderausstellung ist noch bis zum 31. Oktober zu besichtigen.

Zwischen Traum und Wirklichkeit – das neue Stück in der Studiobühne

Nachdem ich bereits Anfang diesen Jahres Backstage-Luft bei der Studiobühne der Universität Paderborn schnuppern durfte, habe ich auch beim neuesten Theaterstück hinter der Bühne mitwirken können. Da ich lange Zeit Studentin in Paderborn war, liegen mir insbesondere Kunst- und Kulturprojekte von und mit Studierenden am Herzen, aber auch die Studiobühne als Ort kreativer Vernetzung zwischen jungen Kulturschaffenden ist mir wichtig. Das Theaterstück „NANTO“ wurde von Kathrin Binder und Maria Plogmeier geschrieben, die Musik komponierte Steven Speckmann. In dem Tanztheater geht es um die Studierenden Thea und Emil, die, unzufrieden mit ihren Lebensentwürfen, sich in einer Traumwelt begegnen. Ihre Emotionen und Anziehung zueinander verarbeiten sie im künstlerischen Ausdruck: Emil im Tanz und Thea durch das Zeichnen. Dabei werden sie von stummen Tänzerinnen, den sogenannten „Blacks“, unterstützt und zuweilen antagonisiert. Auch Emils bester Freund Timo und Theas Schwester Edda stehen ihnen zur Seite.

Das NANTO-Ensemble während einer Tanzszene

Die Autorinnen des Theaterstückes wohnen eigentlich in Göttingen: Binder studiert Humanmedizin und Plogmeier arbeitet auf der Frühchenstation in der Uniklinik. Sie haben bereits während ihrer Schulzeit gemeinsam Theaterstücke geschrieben, die dann in ihrer Schule aufgeführt wurden. Die Idee zu „NANTO“ entwickelte sich aus der Gegenüberstellung von Realität und Traum, die sie besonders spannend fanden. Von 2019 bis 2021 schrieben die Beiden an dem Skript. Über Kontakte in Paderborn kamen sie darauf, das Stück an der Studiobühne aufzuführen. Dabei konnten sie Steven Speckmann als Komponisten ins Boot holen, der in Paderborn Physik und Musik auf Lehramt studiert. Das Ensemble und die Mitwirkenden hinter der Bühne bestehen aus Studierenden der Universität Paderborn, einige davon konnten bereits erste Erfahrungen bei dem Musical „PaderBORN TO BE WILD“ der Studiobühne sammeln. Alle sind mit sehr viel Herzblut und Einsatz dabei, um eigenes, studentisches Theater zu schaffen.

„NANTO“ wird in zwei Besetzungen gespielt. Die erste Premiere fand bereits am 03. September statt, die zweite ist am 20. Oktober zu sehen. Weitere Spieltermine sind: 22. Oktober, 24. November, 26. November, 07. Dezember, 08. Dezember, 19. Januar 2023 und 21. Januar 2023.

Jobran Al Beb wünscht sich mehr Offenheit in Paderborn

Heute möchte ich abermals einen Einblick in meine Gespräche mit Paderbornern und Paderbornerinnen bieten. Jobran Al Beb kommt aus der syrischen Hafenstadt Latakia, fühlt sich jedoch mittlerweile als Paderborner. Die Stadt Paderborn hat er allerdings nicht durch das Stadtmuseum kennengelernt, sondern vielmehr durch das Liborifest, wie er sagt. Al Beb mag die Paderborner Kunst- und Kulturszene, jedoch findet er, dass Veranstaltungen stärker beworben werden müssten. Außerdem wünscht er sich mehr Offenheit von den Paderborner Bürgern und Bürgerinnen, die sich oft nur zögerlich auf Neues und Unbekanntes in der Kunst und Kultur einließen. Er selbst ist häufig beim Poesie Hafen zu Gast, wo er seine auf Arabisch und Deutsch verfassten Gedichte vorliest.

Im Bereich der Museen kann Al Beb sich insbesondere für solche begeistern, die eine berühmte Persönlichkeit zum Thema haben, wie etwa das Chopin-Museum in Warschau. Eines Tages möchte er unbedingt das Van-Gogh-Museum in Amsterdam besuchen. Die Ausstellungsform der Period Rooms kann ihn jedoch nicht überzeugen: Diese empfindet er schlichtweg als uninteressant. In den Ausstellungen der Paderborner Museen wünscht er sich mehr Partizipationsmöglichkeiten. Hier könnt ihr einen kurzen Eindruck von dem Interview gewinnen:

Paderborn bei Nacht

Am letzten Wochenende fanden in Paderborn die Padernacht und die Museumsnacht statt. Natürlich durfte ich als Stadtschreiberin bei diesen Veranstaltungen nicht fehlen.
Die Padernacht bildete zugleich auch den Abschluss des Secret City Festivals, welches ich in den letzten Wochen an mehreren Standorten besucht habe. Beim Secret City Festival wurden verschiedene Fassaden in Paderborn und Umgebung von Künstlern und Künstlerinnen bemalt und besprüht. Dazu gehört das Musikhaus Dahl, welches in Begleitung von Livemusik und kulinarischen Angeboten von Studio Auckz gestaltet wurde. Die im Rahmen des Festivals entstandenen Werke wurden als großflächige Abbildungen während der Padernacht ausgestellt. Hintergrundinformationen gab es von Sven Niemann, der während der Veranstaltung kleine Touren zu den Graffitis anbot. Mit Sven Niemann habe ich bereits ein Interview geführt, welches mir unter anderem einen Einblick in seine Forschung zu Graffitis ermöglichte. Die Welt der Streetart finde ich sehr spannend, da sie mir noch sehr unbekannt ist und ich sie zuvor als Kunst verkannt habe. Dabei eröffnen die Bildsprache und vor allem die soziokulturellen Aspekte der Graffitigeschichte zahlreiche Forschungsansätze.
Des Weiteren bot die Padernacht Einblick in die Entstehung eines Kunstwerkes. So konnte man in der Stadtbibliothek Chris Campe bei der Gestaltung einer Innenwand über die Schulter schauen. Außerdem waren verschiedene Musik- und Walkacts in der Innenstadt zu sehen.

Die Fassade des Musikhauses in Dahl, gestaltet von Studio Auckz


Am nächsten Tag ging es mit der Museumsnacht weiter. Hier boten die Museen und Galerien Paderborns ein abendliches Programm an. Das Stadtmuseum zeigte eine Performance der Band „Canvas” mit dem ukrainischen Künstler Petro Antyp, von dem ich bereits in einem Artikel zur Sonderausstellung ukrainischer Künstler und Künstlerinnen berichtet habe.
Im Kunstverein wurden unter dem Namen „Collecting 3” Sammlungsstücke von Mitgliedern des Kunstvereins ausgestellt. Das Diözesanmuseum zeigte neben der Fotografieausstellung „SO GESEHEN” eine Camera obscura, Vorläuferin der Fotokamera, deren Funktionsweise und Geschichte man sich erklären lassen konnte.

Die Ausstellung „Traumwelt“ in der KleppArt


Mein Highlight war die Ausstellungseröffnung von „Traumwelt” in der KleppArt – Räume für Textiles und Kultur der Universität Paderborn. Die südkoreanische Künstlerin Gisoo Kim vereint durch Nähtechniken Fotografien, wodurch eine einmalige Komposition und Greifbarkeit der Werke entsteht. Die Vernissage wurde mit Ansprachen von Prof. Alexandra Kürtz und Christine Steuernagel eröffnet. Bis zum 08.11.2022 ist die Ausstellung noch zu sehen.

Eine Arbeit von Gisoo Kim, zu sehen in der KleppArt


Am Wochenende des 09. bis 11. September wird es übrigens wieder etwas Besonderes in Paderborn geben: Das Kuppelfest geht in die nächste Runde! Auf dem dreitägigen Kulturfestival, welches die Kuppel e.V. in Paderborn organisiert, wird es Kunst, Theater, Musik und vieles mehr zu entdecken geben. Die zahlreichen Veranstaltungen, die ich in letzter Zeit in Paderborn besucht habe, bestätigen meinen Eindruck, den ich während meines Projektes gewonnen habe: In Paderborn gibt es doch mehr zu sehen, als man denkt!