Zur Ausstellung „BILDWELTEN – WELTBILDER“ im neuen Stadtmuseum

Von den Innenräumen heutiger Kirchen sind wir weiße Wände und blanken Stein gewohnt. Ganz anders im Mittelalter: Hier wurden den Kirchengängern zentrale Glaubensbotschaften mit prächtigen Wandmalereien eindrücklich vor Augen geführt. Wichtig war dies zum einen, weil die Mehrheit der Menschen nicht lesen konnte und auch die in lateinischer Sprache gehaltenen Messen nicht verstand. Zum anderen wusste man bereits um die Macht der Bilder. So erklärte ein Franziskanertheologe im 13. Jh. treffend, „dass dasjenige, was gesehen wird, nicht so schnell in Vergessenheit gerät und besser in Erinnerung haftet, als jenes, von dem man nur gehört hat“. Diesem spannenden Thema widmet sich die aktuell im neuen Stadtmuseum gezeigte Wanderausstellung „BILDWELTEN – WELTBILDER. Romanische Wandmalerei Westfalens in neuem Licht.“ In zahlreichen Kirchen der Region haben sich die Bildprogramme des 12. und 13. Jh. nämlich zumindest in Teilen erhalten und waren jüngst Thema eines umfangreichen LWL-Forschungsprojekts.

Gezeigt wird die Ausstellung an einem Ort mit passender Aura: im Kreuzgang des ehemaligen Abdinghofklosters. Behandelt werden Kontext, Funktion, Herstellungstechnik, Inschriften, Stil und Motive sowie die jüngere Geschichte der in dreizehn westfälischen Kirchen erhaltenen Malereien. Zu ihnen gehören neben Fragmenten auch ganze Bildprogramme wie die Ausmalung der Chorapsis der Katholischen Kirche St. Cyriakus in Berghausen.

Gemäß der christlichen Lehre stellt unsere irdische Existenz lediglich eine Bewährungsprobe zur Erlangung des ewigen Lebens da. Entsprechend prominent sind Darstellungen vom Jüngsten Gericht. Ihren Verdiensten entsprechend werden die von den Posaunen der Engel geweckten Menschen entweder vom Erzengel Gabriel in den Himmel geführt, oder vom Teufel in den Höllenschlund geworfen. Dass so manch Verdammter seine Lektion immer noch nicht gelernt hat, zeigt eine Darstellung aus der Evangelischen Kirche St. Johann Baptist in Brechten: So packt eine Sünderin den Teufel frech an der Nase.

Womit sie sich ihren Platz in der Hölle verdient haben könnte, zeigt eine Malerei in der Evangelischen Kirche St. Urbanus in Weslarn. Hier sehen wir eine Dame, die einen deutlich jüngeren, langhaarigen Knaben in unkeuscher Umarmung an sich gedrückt hält. Flankiert wird das Paar von zwei Monstern, die verdeutlichen, wie sehr dieses Handeln im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stinkt! Oder vielleicht gehörte die Sünderin auch nur zu den Frauen, die glaubten, den Gottesdienst mit ihrem Geschwätz stören zu können. In der Katholischen Kirche St. Maria in Neuenbeken ist zu sehen, wie sich der Teufel den Vorfall eifrig in seinem Sündenregister notiert.

Natürlich finden sich auch vorbildliche Frauen, wie die heilige Katharina von Alexandrien. Der Legende nach trotzte sie dem heidnischen Kaiser Maxentius und konnte neben 50 seiner besten Gelehrten und Philosophen auch seine Ehefrau Faustina zum Christentum bekehren. In der Evangelischen Kirche zu Lippstadt sehen wir bis heute die heilige Katharina, wie sie unter den Augen des Kaisers unerschrocken ihre Argumente für die christliche Religion vorträgt.

Leider können in der Ausstellung (selbstverständlich) keine Originale gezeigt werden. Sie bleiben uns und künftigen Generationen fest an den Wänden ihrer Kirchen erhalten. Doch stellt die Ausstellung einen mächtigen Anreiz da, sie dort einmal besuchen zu gehen sowie generell beim Betreten einer Kirche nach derartigen Bildwerken Ausschau zu halten. Das Rüstzeug zu deren Verständnis hat sich der Besucher der Ausstellung „BILDWELTEN – WELTBILDER“ bereits angeeignet und kann es mit Hilfe des äußerst preiswerten Begleitbands (5 Euro) jederzeit auffrischen.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

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