Immer mehr Kinder haben Entwicklungsstörungen und zeigen Verhaltensauffälligkeiten im emotionalen und sozialen Bereich. Es ist sehr wichtig, sich mit den Gründen zu beschäftigen, da Verhaltensauffälligkeiten primär nicht genetisch bedingt sind. Äußere Umstände können ebenfalls Verhaltensauffälligkeiten verursachen. In Duisburg wird diesbezüglich in eine bestimmte Richtung geforscht.
Jana Struß (Von Studierenden für Studierende)
Dr. Guido Wolf leitet als Chefarzt das sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) am Helios St. Anna-Krankenhaus in Duisburg (https://www.waz.de/staedte/duisburg/chefarzt-kritisiert-kinderleiden-durch-lebensumstaende-id237432097.html ). Dort wird nach Gründen für Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsverzögerungen gesucht. Untersucht werden schulpflichtige Kinder und Jugendliche aus ganz Duisburg, besonders jene, die trotz Schulpflicht nicht schulreif sind.
„Würden diese Kinder in vernünftigen Verhältnissen leben, würden sie nicht vor unserer Tür stehen.“ Diese Aussage von Dr. Wolf fokussiert all die Kinder, welche nicht aus medizinischen Gründen emotionale und soziale Verhaltensauffälligkeiten zeigen, sondern jene, deren Lebensumstände diese Auffälligkeiten verursacht haben.
Besonders die mangelnden Plätze in Kitas fördern das Ansteigen der Zahlen von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten im sozialen und emotionalen Bereich. Viele Kinder können so vor der Schule keine Kita besuchen. Für Kinder mit Migrationshintergrund hat dies besonders starke Auswirkungen, wenn die Eltern mit ihren Kindern zu Hause kein Deutsch sprechen. So können diese betroffenen Kinder nicht ausreichend Deutsch lernen, bevor sie in die Schule kommen und starten somit direkt von der ersten Klasse an mit einer Benachteiligung. Auch bei Kindern ohne Migrationshintergrund, aus sozial schwachen Familien, kann dieses Problem festgestellt werden. Gründe dafür sind, dass mit ihnen zu Hause zu wenig gesprochen und sich zu wenig beschäftigt wird. So bekommen sie zu wenig Förderung seitens der Eltern. Besonders das Berufsleben der Eltern trägt dafür oft Verantwortung, da viele Eltern neben ihrem Beruf nicht genügend Zeit für die Förderung ihrer Kinder finden. So führt besonders die Kombination der mangelnden Kitaplätze und die mangelnde Zeit der Eltern, ihre Kinder zu fördern dazu, dass sie zu Beginn der schulpflichtigen Zeit nicht schulreif sind.
„Wir haben keine Kindergesellschaft.“ – schlussfolgert Dr. Wolf. So führen die eben genannten Lebensumstände dazu, dass viele Kinder unzureichend gefördert werden können. Die Tatsache, dass dadurch Verhaltensauffälligkeiten entwickelt werden, welche es ansonsten nicht in dieser ansteigenden Häufigkeit geben würde, beschreibt ein aktuelles Problem. Ein aktuelles Problem der Gesellschaft, für das eine Lösung gefunden werden muss.