Arielle, Schneewittchen und Co. – Diversität und Inklusion in Märchen und Disneyfilmen   

Warum werden eigentlich in den meisten Märchen die Mädchen von Prinzen gerettet? Und wieso müssen sie meist harte Arbeit leisten, wie Putzen und Kochen? Darf nicht jede:r emotional, warmherzig und fürsorglich sein? Außerdem sind in den meisten Disneyfilmen die Hauptfiguren weiß – bis jetzt, im Jahr 2025 erscheint die Realverfilmung von „Arielle, die Meerjungfrau“ und die Hauptfigur wird von einer Schwarzen Schauspielerin dargestellt.   

Jede:r kann Held:in sein. Über notwendige Veränderungen für mehr Diversität und Inklusion in Märchen, Filmen und Büchern, damit Vorbilder für alle geschaffen werden.

Laura Nguyen (Von Studierenden für Studierende)

Wir alle kennen das Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. Schneewittchen ist die Schönste im ganzen Land und hilft den sieben Zwergen, indem sie deren Hausarbeiten verrichtet. Am Ende wird sie natürlich von einem Prinzen gerettet. Dieses Märchen haben wir bereits in früher Kindheit erzählt bekommen. Doch wollen wir die in alten Märchen vermittelten Werte wirklich Kindern und Jugendlichen weitergeben?

Nein, manche Werte sollten wir ihnen nicht vermitteln. Genau aus diesem Grund haben S. Kalinski und I. Botterrill das Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ neu geschrieben. Schneewittchen ist nicht mehr die Schönste im ganzen Land, sondern die Mutigste. Ihre sieben Freunde sind verschiedener Herkunft und Schneewittchen muss auch nicht für die Zwerge putzen und kochen. Sie trifft eigene Entscheidungen und wird nicht vom Prinzen gerettet. Das neu geschriebene Buch vermittelt Vielfalt, Selbstwirksamkeit und verabschiedet sich von traditionellen Geschlechterrollen.

Natürlich beinhaltet Diversität noch viel mehr. Die Repräsentation unterschiedlicher Kulturen, Menschen anderer Herkunft und marginalisierter Gruppen spielt auch eine große Rolle in der Vermittlung von Diversität an Kindern und Jugendlichen.

Das CCBS (Cooperative Children’s Book Center, Universitiy of Wisconsin-Madison) untersuchte den Anteil an Kinderbüchern, die von und über nicht-weiße Personen veröffentlicht wurden. Im Jahr 2016 lag der Prozentsatz bei 22%. Bis zum Jahr 2020 stieg der Anteil auf 30,25% (vgl. https://ccbc.education.wisc.edu/literature-resources/ccbc-diversity-statistics/books-by-and-or-about-poc-2018/). Eine andere Studie aus Nordamerika untersuchte Fernsehinhalte für Kinder bezüglich der Repräsentation unterschiedlicher Gruppen. Sie stellten unter anderem heraus, dass nur 1% der Figuren eine körperliche Behinderung oder eine chronische Krankheit aufwiesen (https://www.humanium.org/de/die-wichtigkeit-der-repraesentation-von-kindern-in-literatur-und-medien/). Dies macht deutlich, dass Diversität durch die Medien nicht angemessen vermittelt werden kann, da es an Repräsentation von den genannten Gruppen fehlt.

Doch warum ist die Repräsentation in Büchern und Filmen so wichtig?

Auf der einen Seite muss Diversität bereits im Kindesalter vermittelt werden, damit Kinder lernen, andere Kulturen und Menschen unterschiedlicher Herkunft zu verstehen, zu respektieren und diese nicht als fremd anzusehen.

Auf der anderen Seite ist eine Repräsentation aller marginalisierter Gruppen wichtig, damit sich jedes Kind in den Geschichten wiederfinden und sich mit den Charakteren identifizieren kann. Ist dies nicht der Fall, entwickelt sich der Glaube, dass sie all das, was die Figuren darstellen (z.B. bestimme Berufe) nicht sein können. Eine fehlende Repräsentation führt also zu fehlenden Vorbildern und zu mangelndem Selbstvertrauen, wodurch das Streben nach Wünschen und Träumen im heranwachsenden Alter gehemmt wird (vgl. https://www.spiegel.de/familie/diversitaet-in-kinderbuechern-schwarze-prinzessinnen-und-maennliche-meerjungfrauen-a-dc349201-c14d-4ffd-a182-9436832b967d).

Nicht nur in Büchern, sondern auch in Filmen gibt es seit einigen Jahren einen Umschwung.In der Neuverfilmung von „Die Schöne und das Biest“ verliebt sich LeFou in Gaston. Auch im Film „Rapunzel – Neu verföhnt“ werden stereotypische Geschlechterrollen gebrochen.

Der neulich veröffentliche Trailer für die Realverfilmung des Disneyfilms „Arielle, die Meerjungfrau“ schlug große Schlagzeilen. Die Hauptrolle wird von der Schauspielerin Halle Bailey verkörpert, einer Schwarzen Person. Im Netz wurden emotionale Videos und Beiträge gepostet, von Menschen, die sich endlich vertreten fühlen und sich endlich mit einer Disneyfigur identifizieren können.

Auch wenn die Statistiken einen positiven Trend aufweisen, ist es noch ein langer Weg bis Märchen, Bücher und Filme Diversität adäquat vermitteln können.

Es braucht mehr Aufklärung, Bewusstsein, Sensibilität und Respekt.Deshalb lass‘ uns diesen wichtigen Prozess aktiv mitgestalten, indem wir inklusiv denken, Diversität leben und gewissenhaft entscheiden, welche Werte wir Kindern und Jugendlichen weitergeben.

[Schwarze Menschen: Schwarze Menschen ist eine Selbstbezeichnung. Es geht hierbei um eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position und nicht um eine Eigenschaft, die auf die Hautfarbe zurückzuführen ist! Deshalb wird „Schwarz“ in diesem Kontext großgeschrieben (vgl. https://www.amnesty.de/2017/3/1/glossar-fuer-diskriminierungssensible-sprache)]