Auf Instagram werden bekanntlich die schönen Seiten des Lebens zur Schau gestellt – Urlaube, gutes Essen, Konzerte. Mit vermeintlich harmlosen Postings wissen sich allerdings auch rechtsextreme Gruppierungen die Schwachstellen des Algorithmus zu Nutze zu machen. Instagram hat sich für sie zu einem der Mittel etabliert, um ihr Netzwerk zu vergrößern (https://correctiv.org/top-stories/2020/10/06/kein-filter-fuer-rechts-instagram-rechtsextremismus-frauen-der-rechten-szene/).
Es ist bekannt, dass die Unzufriedenheit mit dem eigenen sozialen Status einer der Push-Faktoren sein kann, sich Subgruppen wie der rechten Szene anzuschließen. Für Unzufriedenheit kann Instagram durch die zahlreichen Darstellungen vermeintlich perfekter Leben mit vermeintlich endlosen Möglichkeiten einen Nährboden darstellen, wie es wohl nur wenige vergleichbare gibt. Da Schüler:innen mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung besonders von der Entwicklung des Gefühls der Anomie (einer mangelhaften, gesellschaftlichen Integration) und damit vom Anschluss an Subgruppen betroffen sind, soll im Folgenden herausgestellt werden, wie Rechtsextreme diese Ausgangslage auf Instagram für sich nutzen und wie junge Menschen dahingehend sensibilisiert werden können.
Lara Kolodzeizik (Von Studierenden für Studierende)
Der Instagram-Algorithmus ist darauf ausgelegt, Nutzer:innen Inhalte zu zeigen, die denen ähneln, mit denen sie zuvor interagiert haben. Rechte Gruppierungen haben diese Dynamik lange verstanden. Sie wissen sich und ihre Inhalte so zu tarnen, dass Beiträge zunächst harmlos wirken. Häufig gehen rechte Gesinnungen nur aus Hashtags oder Symbolen hervor, die ohne Weiteres kaum zu erkennen sind. Gezielt wird auf Influencerinnen und Lifestyle gesetzt, Themen wie Familie oder Weiblichkeit bespielt. Die scheinbar unpolitischen Frauen bilden eine erste Brücke zum rechten Weltbild, wobei ihre Verbindungen zu Organisationen (z.B. Junge Alternative, Dritter Weg, Identitäre Bewegung) nicht offen gezeigt werden. Dass diese oftmals aber bestehen, geht maximal aus Followerlisten hervor. Den rechten Netzwerken ist bewusst, dass dort, wo klare Grenzen verschwimmen, radikale Inhalte breit gestreut werden können.
Kommt es nun häufiger zur Interaktion mit Beiträgen besagter Kanäle, wird der Algorithmus weitere, ähnliche Inhalte anzeigen. Mit der Zeit entstehen auf diesem Wege Echokammern, in denen Inhalte zunehmend extremer, Gegenmeinungen immer seltener werden. Sich entwickelnde oder bereits bestehende Ansichten können dadurch bestärkt werden, gleichzeitig sinken die Möglichkeiten zur kritischen Auseinandersetzung. Problematisch ist weiterhin, dass Hassrede und das Nutzen verbotener Symbole auf Instagram nicht ausreichend überwacht wird. Rassistische, antisemitische und weitere höchstverwerfliche Inhalte bleiben teilweise über lange Zeiträume hinweg bestehen.
Rechtsextremes Gedankengut – im realen Leben wie in den sozialen Medien – frühzeitig erkennen zu können, bietet jungen Menschen wahrscheinlich den effektivsten Schutz. Um sie dazu zu befähigen, bedarf es einer umfassenden und altersgerechten Auseinandersetzung mit der Thematik. Die Recherche von Correcitv zu den Machenschaften der rechten Szene auf Instagram stellt beispielsweise umfangreiche Informationen über die Herangehensweisen und häufig genutzte Codes wie Hashtags (z.B. #DefendEuropa, #MutzurWahrheit) oder Emojis (z.B. die Kombination schwarzer, weißer und roter Emojis) bereit (https://correctiv.org/top-stories/2020/10/12/kein-filter-fuer-rechts-instagram-rechtsextremismus-kommunikation-hashtags-emojis-codes/#hashtag). Lisa Duhm zeigt in ihrem Buch „Sie sind überall – Gegen Faschismus in deinem Feed“ am Beispiel der fiktiven Influencerin Juli unter anderem, wie sie rechte Überzeugungen verbreitet und wie diese von Nutzer:innen erkannt werden können (https://www.lovelybooks.de/autor/Lisa-Duhm/Sie-sind-überall-2936525874-w/).