Die seit 2020 in Deutschland vorherrschende Coronapandemie betrifft die gesamte Bevölkerung und beeinträchtigt alle gesellschaftlichen Bereiche; sei es das nun überlastete Gesundheitswesen, wirtschaftliche Krisen oder die Einschränkung des öffentlichen und sozialen Lebens (https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/_inhalt.html). Doch auch das Bildungssystem wurde durch die Pandemie auf die Probe gestellt, wobei vor allem die Lernenden betroffen sind. „[…] reduzierte Lernzeiten, geringere Lern- und Unterstützungsangebote, fehlende Zugänge zu digitaler Bildung sowie ungünstige häusliche Lernbedingungen […]“, so urteilt die Kommission der Friedrich-Ebert-Stiftung (http://library.fes.de/pdf-files/a-p-b/17249.pdf) und dies sind nur einige der Auswirkungen, die meist ohnehin sozial benachteiligte und oft multipel deprivierte Heranwachsende betreffen.
Leonie Sporleder (Von Studierenden für Studierende)
Wie die Pandemie die Psyche von Kindern und Jugendlichen beeinflusst, sollte u.a. mithilfe der COPSY-Längsschnittstudie erfasst werden. Diese war bundesweit die erste und international eine der wenigen Studien ihrer Art. Die erste Online-Befragung fand vom Mai 2020 bis zum Juni desselben Jahres statt. Die Stichprobe umfasst dabei mehr als 1.000 11- bis 17-Jährige sowie 1.500 Eltern. Überdies fand eine Folgebefragung vom Dezember 2020 bis Januar 2021 statt. In beiden Befragungen füllten die Teilnehmenden Online- Fragebögen aus, mittels derer u.a. der Umgang mit der Krisensituation, die Bereiche Schule, Freunde und Familie, psychische Probleme und psychosomatische Beschwerden erfragt wurden. Auch das Familienumfeld, der Medienkonsum und Ernährungsgewohnheiten wurden erfasst.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Lernende aus sozial schwächeren Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund durch Corona eine schlechtere Lebensqualität und mehr psychische Krankheiten entwickelt haben. Viele dieser Befragten wiesen depressive Symptome, psychosomatische Beschwerden sowie mehr Sorgen und Ängste auf. Überdies konnte ein Zuwachs an familiären Krisen und Störungen freundschaftlicher Verhältnisse durch die Pandemie registriert werden. Die genannten Schwierigkeiten ergaben sich weniger für Kinder aus gut situierten Elternhäusern; diese überstehen laut COPSY-Studie die Pandemie verhältnismäßig gut (https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s00103-021-03291-3.pdf).
Zudem ergeben sich seltener bildungsspezifische Probleme für gut situierte Heranwachsende als für sozial benachteiligte. Da das Lernen nun vermehrt Zuhause stattfindet, lernen besonders Letztgenannte deutlich weniger und ineffektiver. Denn Kinder aus bildungsfernen Haushalten können oftmals aufgrund der Unkenntnisse ihrer Eltern keine Unterstützung bei Schularbeiten erhalten; anders als Kinder aus Akademiker-Familien. Ebenso sind Schüler*innen aus sozial schwächeren Verhältnissen meist materiell benachteiligt. Sie haben keine oder nur unzureichende Zugänge zu digitalen Lernplattformen sowie ungünstige häusliche Bedingungen und auch Unterstützungsangebote wie Nachhilfe können nicht wahrgenommen werden. Diese Ressourcen wären jedoch elementar, um Lernanforderungen im Homeschooling, oder Hybridunterricht gerecht zu werden.
Klar ist: Es müssen mehr Unterstützungs- und Förderangebote geschaffen werden, um die dargestellten problematischen Auswirkungen für Schüler*innen aus sozial schwächeren Verhältnissen auffangen zu können. Überdies sollten die vorausgesetzten Ressourcen und digitale Zugänge für alle Heranwachsenden verfügbar gemacht werden (http://library.fes.de/pdf-files/a-p-b/17249.pdf).
In Anbetracht wieder steigender Inzidenzwerte und möglicher verstärkter Einschränkungen (aktuelle Fallzahlen unter: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html) kommt Summa Summarum vor allem der Bildungs-, Sozial- und Familienpolitik die Verantwortung zu, Lösungswege und einen angemesseneren Umgang mit der Pandemie und der verstärkten Bildungsungleichheit zu finden.