Unsere Emotionen können wir in den allermeisten Fällen schlecht verbergen und wenn wir es versuchen, dann spricht unser Gesicht doch meist Bände, oder? Unsere Mimik zeigt den Menschen um uns herum unsere Emotionen und diese verstehen die nonverbalen, durch Gesichtsausdrücke versendeten Botschaften meist ganz ohne Probleme. Aber funktioniert das auch weltweit? Verstehen Menschen auf der ganzen Welt Mimik gleich und verbinden damit auch dieselben Emotionen? Ist Mimik ein universell angeborenes Verhalten, das bei allen Menschen identisch ist oder lernen wir Mimik erst im kulturellen Kontext? Diesen Fragen geht eine im Dezember 2020 veröffentlichte Studie auf den Grund und kann diese auch teilweise beantworten!
Alina Salmen (Von Studierenden für Studierende)
Bisher gab es noch keine groß angelegte Studie, die die Theorie von universellen Emotionen und dazugehöriger Mimik, wie Elkmann oder Darwin sie bereits aufgestellt hatten, verifizieren oder falsifizieren konnte. Immer wieder wurde in den letzten Jahren Kritik an diesen Theorien geübt. Forscher*innen wie die US-Psychologin Lisa Feldmann stellen sehr gegensätzliche Hypothesen auf (Emotionen und Mimik seien nicht einmal innerhalb einer Kultur eindeutig und einheitlich). Darum stellt die Studie der Forscher*innen ein Novum dar und ist die bis jetzt umfassendste Studie in dem Bereich der weltweiten Emotionsforschung. Durchgeführt wurde sie von Forschenden der University of California Berkeley und Google. Die Forschenden begannen unter gewissen Vorannahmen ein neuronales Netz darauf zu trainieren 16 Gesichtsausdrücke und so die damit assoziierten Emotionen (z.B. Wut, Trauer, Freude, Angst, Schmerz, Staunen …) in Video und Bild zu erkennen. Dieses „trainierte“ System analysierte dann insgesamt 6 Millionen Youtube-Videos aus 144 Ländern. Im nächsten Schritt wurden die erkannten Gesichtsausdrücke mit den Kontexten und Szenarien der Videos, in denen sie auftauchten in Verbindung gesetzt, sodass Rückschlüsse gezogen werden konnten, wie Menschen auf der ganzen Welt über geographische und kulturelle Grenzen hinaus in verschiedenen sozialen Kontexten Emotionen zeigen (https://science.orf.at/stories/3203563/).
Ergeben hat die Studie, dass sich viele Gefühle/Gesichtsausdrücke überregional in ähnlichen systematischen Korrelationen zeigen. Ein Feuerwerk ruft häufig einen Ausdruck des Staunens, Hochzeiten einen Ausdruck der Zufriedenheit hervor. Schmerz zeigt sich beim Gewichtheben und Triumph zeigt sich bei Rock-Konzerten und kompetitiven Sportveranstaltungen. Insgesamt konnte eine Korrelation von Gesichtsausdrücken und Situation in 70% der Fälle herausgestellt werden, was für eine gewisse Universalität des mimischen Ausdrucks spricht. Das heißt die Studie stützt zum Teil die Hypothese eines universellen Emotionsausdruckes, kann diese aber nicht verifizieren (https://science.orf.at/stories/3203563/; https://www.universityofcalifornia.edu/news/16-facial-expressions-most-common-emotional-situations-worldwide).
Für den schulischen Kontext können die Studienergebnisse insbesondere im Umgang mit Schüler*innen, die gerade erst Deutsch lernen oder die anderweitig an verbalsprachliche Grenzen stoßen relevant werden. Lehrkräfte können sich teilweise auf ein kulturübergreifendes Emotionsverständnis verlassen. Sie können Mimik ihrer Schüler*innen deuten und auch emotionale Signale senden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit kulturunabhängig verstanden werden. Auch für Kinder, die Schwierigkeiten haben Emotionen und Gesichtsausdrücke zu entschlüsseln (bspw. Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung), können demnach Gesichtsausdrücke relativ universell bestimmten Emotionen zuordnen (https://www.universityofcalifornia.edu/news/16-facial-expressions-most-common-emotional-situations-worldwide).
Also, wir Lächeln vielleicht nicht alle ganz gleich, aber auf jeden Fall sehr ähnlich, sodass ein Lächeln wohl überall auf der Welt verstanden wird und ein wenig Freude verbreiten kann!
Sollte Dein Interesse jetzt geweckt sein, gibt es auf dieser Webseite https://www.alancowen.com noch viele Informationen und auch die komplette Studie.