Stagnation der Inklusion in Deutschland? Neue Studie liefert die Antwort

Am 26. März 2009 trat die Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft und damit wurde die Idee der Inklusion als Ziel gesetzt. Ob dieses Ziel erreicht wird oder nicht gilt es dauerhaft zu bewerten. Im Juni 2020 veröffentlichte die Bertelsmann Stiftung eine neue Studie. Diese Studie hat den Fortschritt der Inklusion im Hinblick auf die formulierten Ziele untersucht. Nachzulesen ist die hier: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2020/juni/zoegerlicher-ausbau-des-gemeinsamen-lernens-trotz-hoher-gesellschaftlicher-akzeptanz. Nun stellt sich die Frage, ob die Inklusion in Deutschland stagniert. Auf diese Frage liefert die Studie Antworten.

Yannik Sechi (Von Studierenden für Studierende)

Zur Analyse einer möglichen Stagnation in der Inklusionsentwicklung in Deutschland muss zunächst die Förderquote, die Exklusionsquote und die Inklusionsquote betrachtet werden. Im Jahr 2008/2009 lagen die Förderquote bei 5,9%, die Exklusionsquote bei 4,8% und die Inklusionsquote bei 1,1%. Das bedeutet, dass im Jahr 2008/2009 bei 5,9% aller Schüler*nnen ein sonderpädagogischer Förderbedarf diagnostiziert wurde; von diesen besuchten 81,2% eine Förderschule und 18,8 ein inklusives Setting. In den letzten 10 Jahren hat sich viel getan. Die Förderquote und die Inklusionsquote sind gewachsen und die Exklusionsquote gesunken. Im Jahr 2018/2019 lagen die Förderquote bei 7,4%, die Inklusionsquote bei 3,2% und die Exklusionsquote bei 4,2%. Das bedeutet, dass im Jahr 2018/2019 bei 7,4% aller Schüler*nnen ein sonderpädagogischer Förderbedarf diagnostiziert wurde, davon wurden 43,1% in einem inklusiven Setting und 56,9% an einer Förderschule beschult. Dennoch muss man hier anmerken, dass es nicht in allen Bundesländern so aussieht. Als Beispiel ist anzuführen, dass in Bayern und Rheinland-Pfalz die Exklusionsquote gestiegen ist. So viel erstmal zu den reinen Zahlen.

Wenn man diese Zahlen jetzt betrachtet, dann sehen diese ja erstmal positiv und wie ein großer Fortschritt aus und es wirkt so, als würde keine Stagnation im Hinblick auf Inklusionsbemühungen im deutschen Bildungssystem stattfinden, aber dieser Schein trügt, wenn man die Prognosen bis zum Jahr 2030 betrachtet. Laut der KMK soll die Inklusionsquote bis zum Jahr 2030 stagnieren. In der Hälfte aller Bundeländer soll die Exklusionsquote sogar leicht steigen. Besonders auffällig sind hier Mecklenburg-Vorpommern und Bayern. Bayern soll eine Exklusionsquote von knapp über 5% und Mecklenburg-Vorpommern sogar knapp über 6% haben. Das ist eine meiner Meinung nach negative Entwicklung und hier müsste die Politik entschlossen entgegensteuern. Vor allem wenn man auch weitere Ergebnisse der Studie betrachtet, wie z.B., dass deutlich mehr Schüler*innen mindestens einen Hauptschulabschluss in einem inklusiven Setting erreichen. Weiterhin konnte man deutlich bessere Leistungen für Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in inklusiven Settings und keine schlechteren Leistungen bis hin zu besseren Leistungen der Schüler*innen ohne sonderpädagogischen Förderbedarf in inklusiven Settings beobachten.

Wenn man alle Erkenntnisse der Studie betrachtet, dann kann man zu dem Schluss kommen, dass die Politik sich deutlich mehr bemühen muss, um dieses Thema voranzutreiben und eine immer niedrigere Exklusionsquote zu erreichen.

Zum Abschluss kann ich nur allen Leser*innen empfehlen diese Studie zu lesen, denn diese enthält noch weitere spannende Erkenntnisse und vor allem auch noch Informationen zur Einstellung der Eltern zum Thema Inklusion.

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