Die möglichen Gründe für die PISA- Ergebnisse und was Sonderpädagog:innen dagegen tun können

Bekannterweise hat Deutschland auch 2022 in der weltweiten PISA- Studie nicht gut abgeschnitten. Deutschland ist nicht nur auf dem 25. Platz, sondern hat auch einen der höchsten Leistungsabfälle seit 2018 zu verzeichnen. Besonders betroffen sind die Kompetenzen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften (OECD 2023. PISA 2022. Ergebnisse (Band I): Lernstände und Bildungsgerechtigkeit, https://www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie/). Aber was sind die Gründe dafür? Und wie sollen wir mit diesen alarmierenden Erkenntnissen umgehen?

Hannah Ociepka (Von Studierenden für Studierende)

Der Bildungsforscher Olaf Köller vom Kieler Leibniz Institut äußert sich in einem Interview zum Thema ‚Der Blick auf die Schwachen kommt zu kurz‘ mit der Tageschau am 05.12.2023 zu Punkten, die seines Erachtens Ursachen für die Ergebnisse sind (https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/pisa-studie-interview-100.html)). Zunächst ist anzumerken, dass der Anteil der leistungsschwachen Kinder und Jugendlichen um einiges gestiegen ist. Grund dafür könnten die sozioökonomischen Hintergründe der Kinder und Jugendlichen sein. Zusätzlich weist Deutschland einen großen Migrationsanteil auf. Diese Phänomene scheinen in Anbetracht der aktuellen Situationen nicht abzuschwächen. Sei es aufgrund der aktuellen Kriege, wie der in der Ukraine und der im Raum Israel oder die Inflation und folglich steigender Preise. Für diese betroffenen Schüler:innen scheint es nicht ausreichend geeignete Förderprogramme zu geben. Das Bundesamt plant dazu ein Starthilfeprogramm, infolgedessen 4.000 Schulen in Brennpunkten staatliche Förderung in Milliardenhöhe bekommen sollen. 

Zudem hat sich die Lebenswelt der Jugendlichen verändert, ganz besonders in Hinblick auf Medien und Digitalisierung. Jedoch scheinen es die Schulen nicht zu schaffen, zumindest im Vergleich zu anderen Ländern, sich hinreichend an diese Veränderungen anzupassen. Somit ist auch der Unterricht nicht ausreichend an die Kinder und Jugendlichen adaptiert und lebensweltbezogen gestaltet. Zu einer besseren Anpassung gehört sicherlich nicht die Diskussion über das Verbot des Handys. Das Handy umfasst ein grundlegender Anteil im Leben der Kinder und der Jugendlichen. Wie das zu beurteilen ist, ist fragwürdig, in jedem Fall ist es nun mal so. Anstatt den Versuch zu unternehmen, dies zu verhindern, sollte diese Tatsache genutzt werden und das Handy mehr in Unterricht und Alltag einbezogen werden. Viel wichtiger ist es, über Medien und Digitalisierung aufzuklären und diese als sinnvolles Werkzeug in den Unterricht einzubauen, um zu zeigen, dass Handys nicht nur als Zeitvertreib, sondern auch als nützliches Instrument in Sachen Bildung eingesetzt werden können. Auch Köller weist darauf hin, dass es wichtig ist Kindern das Lernen zu lehren, ihnen also Selbstregulation beizubringen. Die Jugendlichen werden ihre Handys aber zum Lernen nicht weglegen, also warum nutzen sie sie nicht zum Lernen? In dem Fall liegt es an den Schulen, sich angemessen der Digitalisierung anzunehmen. Aber auch im Studium ist das digitale Lehren noch nicht ausreichend thematisiert. Zwar nutzen sowohl Dozent:innen als auch Studen:innen digitale Medien, doch wie angehende Lehrkräfte diese angemessen in den Unterricht einbringen, wird nicht behandelt. Außerdem geben die befragten Schüler:innen an, wenig Freude und Interesse, insbesondre an Mathematik, zu haben und sogar eher Angst zu empfinden. Die Generation wird als die „satte Generation Z“ bezeichnet, aber ist es die Generation wirklich satt zu lernen und zu arbeiten, oder entwickeln sie sich einfach in eine Richtung, an die sich die Bildung nicht ausreichend anpasst? 

In jedem Punkt erkennt man die Notwendigkeit von gut ausgebildeten sonderpädagogischen Lehrkräften, die in Bezug auf den Umgang mit leistungsschwachen Kindern und Jugendlichen ausgebildet sind und auf die Folgen der sozialen Herkünfte eingehen können, um „der neuen Generation“ entgegenkommen zu können. Die Generation, die nach außen so satt oder faul aussieht, aber in großen Teilen einfach missverstanden wird, da sie eine digitale Kultur leben und erleben, die die Bildungspraxis und Bildungspolitik kaum nachvollziehen können und die stattdessen diese Kultur zu verhindern versuchen. Diese Kultur birgt natürlich Gefahren, bietet aber dennoch viele unerforschte Möglichkeiten, insbesondere in sozialen und bildenden Angelegenheiten und vor allem ist sie nicht mehr wegzudenken. Man sollte aufhören, sich gegen diesen Wandel zu sträuben und anfangen mitzugehen …