Seit der Corona-Pandemie leiden immer mehr Kinder und Jugendliche unter psychischen Erkrankungen. Die Zahlen aus aktuellen Studienlagen sind alarmierend. Der Zugang zu professionellen Hilfsangeboten in Form von Facharztterminen und Psychotherapieplätzen ist dabei beschränkt, die Wartezeiten erstrecken sich oftmals über Monate. Das Infoportal „ich bin alles“ bietet Kindern, Jugendlichen und Eltern einen niedrigschwelligen Zugang zum Thema Depression und psychische Gesundheit, räumt mit Vorurteilen auf und informiert über Diagnostik, Ursachen und Verlauf sowie Behandlungsmöglichkeiten und den Umgang mit Betroffenen (https://www.ich-bin-alles.de).
Tabea Bauß (Von Studierenden für Studierende)
Das Statistische Bundesamt veröffentlichte im Juli 2023 alarmierende Zahlen. Demnach waren psychische Erkrankungen im Jahr 2021 die häufigste Ursache für Krankenhausbehandlungen von 10- bis 17-Jährigen. Dabei ist die Depression die häufigste Diagnose. 21.900 Kinder und Jugendliche befanden sich aufgrund einer depressiven Erkrankung 2021 in stationärer Behandlung (vgl. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_N042_231.html).
Mit der Psychotherapiestrukturreform vom 1. April 2017 durch den Gemeinsamen Bundesausschuss sollte ein zeitnaher, niedrigschwelliger Zugang zur ambulanten Psychotherapie erfolgen. Insbesondere das sogenannte Erstgespräch sollte damit früher stattfinden können, um bei Bedarf eine zeitnahe psychotherapeutische Intervention einleiten zu können. Die Umfrageergebnisse der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung aus dem Jahr 2021 zeigen jedoch, dass lediglich 34,5% der Kinder und Jugendlichen ein Erstgespräch angeboten werden kann. Davon mussten 38,8% länger als ein halbes Jahr auf einen Therapiebeginn warten. Der Bundestag bietet unter (https://www.bundestag.de/resource/blob/916578/53724d526490deea69f736b1fda83e76/WD-9-059-22-pdf-data.pdf) einen umfassenden Blick auf Wartezeiten in der Psychotherapie durch verschiedene Studien und Umfragen.
Die Folgen langer Wartezeiten auf Psychotherapieplätze können verheerend sein. Prof. Dr. Julian Schmitz beschreibt die aktuelle Entwicklung in einem ZDFheute Interview als ausgebildeter Kinder- und Jugendpsychotherapeut wie folgt:
„Suizidversuche sind das dramatischste Ergebnis, wenn es Kindern und Jugendlichen sehr schlecht geht, das traurige Ende eines oft langen Leidenswegs. Im Zuge der Corona-Pandemie haben Depressionen und Essstörungen bei Heranwachsenden stark zugenommen. Und Studien belegen, dass das Stresserleben in dieser Altersgruppe weiter auf einem hohen Niveau ist“ (https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/jugendliche-kinder-psychotherapie-krise-hilfe-100.html).
Das Infoportal „ich bin alles“ dient als erste Informationsquelle und richtet sich an Kinder und Jugendliche mit und ohne Depression. Das LMU Klinikum München hat das Portal gemeinsam mit der Beisheim Stiftung entwickelt, es ist wissenschaftlich fundiert und evaluiert. Inhaltlich bietet es Tipps zur psychischen Gesundheit und Informationen zur Vorbeugung von depressiven Erkrankungen. Darüber hinaus räumt das Infoportal mit Klischees und Vorurteilen auf. Auch der Umgang mit Betroffenen wird thematisiert. Dabei wird das Thema durch Artikel, Videos und Podcasts altersgerecht aufgearbeitet. Eine spezielle Seite für Eltern und Bezugspersonen ist ebenfalls inbegriffen (vgl. https://www.ich-bin-alles.de).