Welche Lehren sollten wir aus der Corona-Pandemie ziehen? Wie das gemeinsame Unterrichten durch das Schulsystem erschwert wird.

Inklusiver Unterricht ist „nicht praktikabel“, so das Resümé der Forsa Umfrage 2020 (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrkraefte-geben-bedingungen-fuer-inklusion-schlechte-noten/). Es gäbe „[z]u große Klassen, zu wenig Personal, zu schlechte Vorbereitung und Fortbildung.“ Noch immer gehen „mehr Kinder, die einen Förderbedarf haben, in die Förderschule als in die Regelschule.“ Dadurch sind die Verhältnisse des deutschen Schulsystems bereits ohne Corona-Pandemie für die Inklusion schlecht gestellt. Nur langsam käme Inklusion voran und leider nicht überall, so formuliert es der deutsche Bildungsforscher, Prof. Dr. Rolf Werning bereits 2020 (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/bildungsforscher-rolf-werning-inklusion-gelingt-nicht-indem-man-einen-schalter-umlegt/).

Anna-Lena Rogg (Von Studierenden für Studierende)

Obwohl nach den Ergebnissen der Forsa Umfrage 2020 56% der Lehrkräfte für Inklusion sind, sprechen sich 31% gegen Inklusion aus. Die Gründe: fehlendes Fachpersonal und schlechte materielle Ausstattung. 21% der Lehrkräfte geben an, individuelle Förderung sei in einem gemeinsamen Unterricht nicht möglich. Besonders während der Corona-Pandemie verschlechterten sich die Zusprüche für ein gemeinsames Lernen drastisch – nur noch 27% der Lehrkräfte sprechen sich für Inklusion aus (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrkraefte-geben-bedingungen-fuer-inklusion-schlechte-noten/). Doch wie kann das sein?

Im Bereich Inklusion kommt die Primarstufe am besten voran. Doch vor allem hier verschlechterten sich die Zahlen der Befürworter:innen. Während der Pandemie hielten die Grundschulen Inklusion nur mit 28% für sinnvoll und lagen hiermit hinter den Haupt-, Real- und Gesamtschulen (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrkraefte-geben-bedingungen-fuer-inklusion-schlechte-noten/). Interessant ist, dass es offensichtlich als Schulsache angesehen wird, was Inklusion bedeutet. Manche Schulen sollen „gute Schulentwicklungsprozesse“ angestoßen haben, andere Schulen verstehen Inklusion wohl nur als „Zusatz“ (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/bildungsforscher-rolf-werning-inklusion-gelingt-nicht-indem-man-einen-schalter-umlegt/). Trotzdem vertreten viele Schulen den Ansatz, „sie könnten Inklusion unter den gegebenen Bedingungen nicht umsetzen“ (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/bildungsforscher-rolf-werning-inklusion-gelingt-nicht-indem-man-einen-schalter-umlegt/). Das zeige sich vor allem im personellen Mangel. Um Inklusion umzusetzen, halten 96% eine Doppelbesetzung der Lehrkräfte für notwendig, was jedoch nur in 47% der Fälle gegeben ist (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrkraefte-geben-bedingungen-fuer-inklusion-schlechte-noten/). Viele Lehrkräfte halten sich auch für nicht ausreichend ausgebildet. So haben nur 26% der Lehrkräfte „Erfahrungen mit inklusivem Unterrichten […], 14 Prozent hatten an Fortbildungen teilgenommen, 6 Prozent brachten sonderpädagogische Kenntnisse mit, und nur für 5 Prozent der Befragten war Inklusion Teil der Lehrkräfteausbildung“ (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrkraefte-geben-bedingungen-fuer-inklusion-schlechte-noten/). Zudem gibt es noch immer Schulen, deren infrastrukturelle Ausstattung nicht für Inklusion ausreicht, so sind 45% der Schulen zum Beispiel überhaupt nicht barrierefrei (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrkraefte-geben-bedingungen-fuer-inklusion-schlechte-noten/).

Auffällig ist zudem, dass bei vielen Schüler:innen ein Anstieg an Verhaltensproblemen beobachtet werden konnte.  So gab es einen deutlichen Anstieg an Motivationsproblemen (68%), an Konzentrationsmangel (67%), an körperlicher und motorischer Unruhe (42%), Zurückgezogenheit (39%), Absentismus (26%) und aggressiven Verhalten (23%) (https://deutsches-schulportal.de/unterricht/lehrer-umfrage-deutsches-schulbarometer-spezial-corona-krise-september-2021/). Dies kommt zu den 70% der Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die während der Corona-Pandemie und den Schulschließungen nicht ausreichend gefördert werden konnten hinzu. Somit benötigt es noch mehr „multiprofessionelle Teams […], um die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler sicherzustellen“ (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrkraefte-geben-bedingungen-fuer-inklusion-schlechte-noten/). Nach den aktuellen Zahlen ist dies jedoch nicht gegeben.

All diese Schwierigkeiten und nicht erfüllten Voraussetzungen für Inklusion verschärfen die Bildungsungleichheit in Deutschland in extremer Weise, vor allem während der Corona Pandemie (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/bildungsforscher-rolf-werning-inklusion-gelingt-nicht-indem-man-einen-schalter-umlegt/). Viele „Bundesländer tun sich aber schwer damit, Lehrerbildung auf ein inklusives Fundament zu stellen“ (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/bildungsforscher-rolf-werning-inklusion-gelingt-nicht-indem-man-einen-schalter-umlegt/). Deutschland benötigt jedoch mehr gut ausgebildetes Fachpersonal in Schulen, die nicht nur die Voraussetzungen für Inklusion in den Schulen umsetzen, sondern auch mit den Schwierigkeiten, die Inklusion mit sich bringt, umzugehen wissen. Das deutsche Schulsystem benötigt Lehrkräfte, die „für den Unterricht mit heterogenen Lerngruppen ausgebildet sind“ (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/bildungsforscher-rolf-werning-inklusion-gelingt-nicht-indem-man-einen-schalter-umlegt/).