Dauerbaustelle Lehrkräftemangel

Nach den neusten Datenanalysen des Ministeriums für Schule und Bildung (MSB) des Landes NRW, welche am 01.12.2022 veröffentlicht wurden, sind aktuell 8.000 Lehrkräftestellen in Nordrhein-Westfalen unbesetzt. Davon sind die meisten unbesetzten Stellen an Grundschulen, dort fehlen rund 3.400 Lehrkräfte (vgl. https://www.ruhrnachrichten.de/regionales/tausende-lehrerstellen-an-schulen-in-nrw-unbesetzt-schulministerium-legt-neues-konzept-vor-w669724-2000688978/).

Im Schulausschuss des Landtages NRW, Anfang Dezember 2022, hat die NRW- Schulministerin Dorothee Feller ein neues Maßnahmenkonzept gegen den extremen  Lehrkräftemangel vorgestellt. Das langfristige Ziel mehr grundständig ausgebildete Lehrkräfte zu gewinnen, erfordert einen langjährigen Prozess, weshalb akute Maßnahmen mit sofortigem Effekt gebraucht werden.

Joline Dieckmann (Von Studierenden für Studierende)

Die wichtigsten Punkte des Maßnahmenpakets lauten (vgl. https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/konzept-lehrermangel-unterrichtsversorgung-100.html):

  • ‚Alltagshelfer:innen‘ dürfen vermehrt in Schulen eingestellt werden, um freie Lehrkräftestellen befristet zu übernehmen. Auch wenn diese Personen nicht für den Unterricht eingesetzt werden, so sollen sie im Alltags- und Unterrichtsgeschehen die Lehrkräfte unterstützen und bei Betreuung der Schüler:innen helfen. Sie sorgen für eine Entlastung der Lehrkräfte.
  • Zudem sollen die unbesetzten Lehrkräftestellen vermehrt für andere Berufsgruppen geöffnet werden, um den Seiteneinstieg in den Lehramtsberuf zu erleichtern. ‚Seiteneinsteiger:innen‘ dürfen nach einer 24-monatigen Ausbildung, mit abschließender Staatsprüfung, die Befähigung zum Lehramt erlangen. Besonders in Grundschulen soll dies für Entlastung sorgen, denn aktuell sind 7.500 Gymnasiallehrer: innen für das Schuljahr 2022/23 an Grundschulen versetzt worden, um dort die personellen Engpässe auszugleichen.
  • Zukünftig soll diese Form der Abordnungen länger und vermehrt durchgeführt werden. Lehrer:innen können an Schulen versetzt werden, wo die Not am größten ist. Bisher war dies nur für ein halbes Schuljahr möglich, diese Zeitspanne soll auf bis zu zwei Jahre ausgeweitet werden.
  • Ein weiterer Beschluss mit dem Ziel der Lehrkräfteentlastung ist die Reduzierung von Klassenarbeiten in der 10. Klasse, von aktuell „4 bis 5“ auf „3 bis 5“. Grund dafür sind die vorgesehenen Zentralprüfungen Ende der Klasse 10, die nun eine Klassenarbeit ersetzen.

Um das langjährige Ziel der grundständig ausgebildeten Lehrkräfte zu verfolgen und den Lehrkräftemangel zukünftig zu mindern, werden die Studienplätze für künftige Lehrer:innen ausgeweitet.

Die Idee, dass Lehrer:innen pro Woche eine Stunde mehr arbeiten, werde nicht umgesetzt, so Feller im Interview mit dem WDR. Lehrkräfte fühlten sich schon genug belastet, da möchte man nicht noch zusätzliche Arbeitszeit fordern (vgl. https://www.youtube.com/watch?v=4eNrQZqE4Ro).

Doch auch mit ihrem neuen Maßnahmenpaket ist sich Schulministerin Feller bewusst, dass der Lehrkräftemangel erstmal eine Dauerbaustelle bleiben wird.