Die Schule wird ein besserer Ort, wenn sich diese beiden Dinge verändern werden

Viele Jugendliche wissen nach dem Schulabschluss nicht, wie es weiter geht oder was sie machen wollen. Die Gründe dafür sind die fehlende Gestaltungskraft in der Schulzeit und der Verlust am Lernen und Tätigsein. Die Schule hat nämlich die Funktion die Schüler:innen auf die Aufgaben, die nach der Schule anstehen, vorzubereiten. Heutzutage wird der Fokus auf den Erwerb von Besitztümern und konsumgesichertem Wachstum gelegt. Unter diesen schulischen Vorgaben kommt allerdings die eigene Entfaltung der Schüler:innen viel zu kurz. In diesem Artikel klärt Gerald Hüther, einer der bekanntesten Neurobiologen, welcher sich mit verschiedensten Initiativen und Projekten neurobiologischer Präventionsforschung befasst, auf, wieso der Mangel an Motivation entsteht und durch welche zwei Veränderungen die Schule für die Kinder zu einem besseren Ort wird (vgl. https://www.focus.de/familie/schule/gamechanger-hirnforscher-gerald-huether-wenn-wir-zwei-dinge-aendern-waere-die-schule-ein-besserer-ort_id_136708518.html).

Vanessa Karwinkel (Von Studierenden für Studierende)

In einem Interview mit Gina Luisa Metzler, FOCUS-online-Redakteurin, nennt der Neurobiologe Gerald Hüther zwei Dinge, die geändert werden müssen, damit die Schule für die Kinder ein besserer Ort wird.

Der erste Punkt, der geändert werden sollte, ist der Selektionsmechanismus der Schule. Seiner Meinung nach sollten die Universitäten selbst die Entscheidung treffen, welche Bewerber:innen an der Universität angenommen werden und durch welche Verfahren dies entschieden wird. Universitäten könnten Testverfahren oder anderweitige Kriterien aufstellen und anhand dessen die Studierenden auswählen. Dadurch wird die Verbindung zwischen der Schule und dem weiteren Bildungsweg, in diesem Fall die Universitäten, getrennt, wodurch der Druck auf gute Noten sinkt oder sogar ganz wegfällt. Der Wegfall des Notendrucks kann dazu führen, dass die Kinder wieder mehr Freude am Lernen haben, wodurch das Lernen effektiver werden kann. Das Lernen ist nämlich laut Hüther am effektivsten, wenn die Kinder mit dem Herzen dabei sind. Dadurch wird nicht nur der kognitive Bereich des Cortex angesprochen, sondern auch die emotionalen Bereiche werden aktiviert.  Sobald Schüler:innen Erfahrungen sammeln, wird der kognitive mit dem emotionalen Bereich gekoppelt und dies verankert sich im Hirn.  Wird diese Erfahrung häufiger erzeugt, entsteht eine Meta-Erfahrung, welches ein Bündel von Erfahrungen ist und zu unserer inneren Einstellung und Haltung wird. Falls Schüler:innen somit häufiger negative Erfahrungen in der Schule sammeln, könnte eine negative Meta-Erfahrung entstehen und somit zur Motivationslosigkeit oder zu Lustlosigkeit am Lernen führen.

Zusätzlich sollten die Lehrkräfte laut Hüther nicht als Prüfer:innen agieren, sondern sie sollten eher Begleiter:innen für den Lernprozess werden. Dies begründet Hüther mit dem Beispiel der Fahrschule. In dieser lernen und üben die Schüler:innen mit dem Fahrlehrer/der Fahrlehrerin gemeinsam die Inhalte und die Grundlagen, die am Ende von einem unbekannten Prüfer/einer unbekannten Prüferin abgefragt werden. Somit steht der Fahrlehrer/die Fahrlehrerin nicht mit der Prüfung in Verbindung, wodurch eine bessere Beziehung zwischen dem Schüler/der Schülerin und dem Fahrlehrer/der Fahrlehrerin entsteht. Dies wirkt sich außerdem positiv auf das Lernklima aus, welches die Lernmotivation der Schüler:innen fördert. Wird dieses Verfahren auf die Schule übertragen, begleitet die Lehrkraft den Schüler/die Schülerin beim Lernprozess und sobald dieser Prozess beendet ist, meldet sich der Schüler/die Schülerin für die Prüfung an. Am Ende können sie sich gemeinsam über die erbrachte Leistung freuen und der weitere Lernweg wird gestärkt. Durch diese Veränderungen gelangen die Lehrer:innen auf die Schüler:innenseite, wodurch das Vertrauen gestärkt und das Lernen erleichtert wird.

Zusammenfassend zeigt sich also, dass in der Schule bzw. im Schulsystem wichtige Veränderungen stattfinden sollten, sodass die Schule ein Ort der Begegnung, des Vertrauens und Lernens an Stelle von einem Ort des Drucks und der Angst wird.