Trotz gelungener Inklusion plötzlich ausgeschlossen – wie Corona das Leben verändert

Das die Corona Pandemie das Leben aller von heute auf morgen auf den Kopf gestellt hat, ist kein Geheimnis mehr. Doch handelt es sich für den Großteil der Gesellschaft um Einschränkungen in ihrer Freizeit, wie der Besuch des Fitnessstudios, auswärts Essen oder der Kinobesuch. Menschen mit einer Behinderung trifft diese Entwicklung jedoch besonders hart: Die Pandemie baut neue Barrieren, vor allem auf dem Arbeitsmarkt.

In einem Bericht der Tagesschau (https://www.tagesschau.de/inland/inklusion-corona-krise-101.html) wird über Ruth Sartor und Marc Neumann erzählt, die trotz ihrer Inklusion in der Gesellschaft nun auf Grund der Pandemie wieder ausgeschlossen werden.

Larsina Auster (Von Studieremden für Studierende)

Ruth Sator leidet an einer Schädigung des zentralen Nervensystems und chronischer Bronchitis, trotzdem arbeitete sie 38 Jahre ihres Lebens in einer Mainzer Werkstatt für Menschen mit Behinderung als Telefonistin, bis zu ihrer Zwangspause. Durch das Aufkommen der Corona Pandemie rückte für Ruth Sator die soziale Teilhabe an der Gesellschaft und auch am Berufsleben in weite Ferne. Das Ansteckungsrisiko ist für sie zu hoch: Sollte sich die 59-Jährige mit dem Covid-19 Virus infizieren, endet diese Erkrankung für sie höchstwahrscheinlich tödlich.

Der Kontakt zu den anderen Mitarbeiterinnen und zu ihren Freundinnen fehlt ihr nun sehr. Sie haben noch Kontakt über Videokonferenzen, aber – wie wir mittlerweile alle erfahren konnten – ist dies natürlich nicht dasselbe.

Auch Kolleg*innen von Ruth Sator berichten über ähnliche Vorfälle: „Gut integriert – und dann kam die Corona-Krise“. Marc Neumann ist einer von ihnen: Der 32-Jährige arbeitete trotz seiner Lernbehinderung über die Werkstatt an einem Außenarbeitsplatz, im Restaurant eines Mainzer Hotels. Von heute auf morgen musste er diesen jedoch verlassen, da die Hotels geschlossen wurden. Heute arbeitet er in der Küche der Werkstatt: Die Arbeit sei ähnlich, jedoch mit dem Blick auf Inklusion sei dies ein deutlicher Rückschritt, so Neumann. Auch die Vermittlung von Praktika ist in diesen Zeiten erschwert, sodass sich Menschen mit Behinderung schwerer in den Arbeitsmarkt integrieren lassen, um dort Fuß fassen zu können.

Mindestens 20.000 Menschen arbeiten, wie Marc Neumann, auf solchen Außenarbeitsplätzen; wie viele davon nun weggefallen sind, konnte die „Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen“ nicht angeben. Bekannt ist jedoch, dass für die Beantragung von Kurzarbeitergeld die Entlassung dieser Außenarbeitsplätze notwendig ist. Eine solche Zahlung für Menschen mit Behinderung gibt es nicht, sodass diese in das Auffangnetz der Werkstätten zurückkehren müssen.

Ein Mutmacher in diesen schweren Corona-Zeiten ist jedoch die Digitalisierung und die Möglichkeit auf Homeoffice. Ruth Sator würde gerne wieder als Telefonistin arbeiten, dies auch im Homeoffice, um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten; eine aufwendige Umsetzung schrecke sie nicht ab. Ihr Kollege Marc Neumann möchte sich möglichst schnell durch Praktika oder ähnliches wieder am allgemeinen Arbeitsmarkt integrieren und seinen Traumberuf in einer Kindertagesstätte verwirklichen.