Vor emotionaler Ansteckung können wir uns nicht schützen, denn ohne, dass wir uns dessen bewusst sind, beeinflussen unsere eigenen Emotionen die Gefühle der Menschen, mit denen wir interagieren. Zeitgleich werden wir von diesen Menschen beeinflusst – mehr als wir vermutlich vermuten. Für die meisten ist diese Erkenntnis nicht neu, aber vor allem für uns angehende Lehrkräfte kann es von großer Bedeutung sein, sich dessen bewusst zu sein und immer wieder daran erinnert zu werden, wie groß unser Einfluss auf die Schulkinder ist. Was also ‚Chefs von Katzenvideos lernen können‘ und was das Ganze mit Schule zu tun hat, lest Ihr hier (https://www.wiwo.de/emotionale-ansteckung-was-chefs-von-katzenvideos-lernen-koennen/20205824-all.html).
Hannah Antonia Kirschner (Von Studierenden für Studierende)
Viele Verhaltensweisen nehmen wir an, ohne großartig über sie nachzudenken. Dabei ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, wie unbewusst wir handeln, ohne uns dem psychologischen Hintergrund unserer Handlungen bewusst zu sein. In einem seiner Artikel erklärt Prof. Dr. Nico Rose das Phänomen der emotionalen Ansteckung zwar im Kontext einer Firma, schreibt aber auch, dass dieses Phänomen überall, wo menschliche Interaktionen stattfinden, erlebt wird. Ohne, dass wir uns dieser emotionalen Ansteckung bewusst sind, beeinflussen wir also unter Gegenüber und lassen uns von ihm beeinflussen.
Auf Grundlage von Mimik und Gestik unserer Interaktionspartnerin/unseres Interaktionspartners ahmt unser Gehirn laut Prof. Dr. Rose nach, wie sich das, was unser Gegenüber fühlt, anfühlen könnte. Diese Vorstellung wirkt sich dann auf unser tatsächliches Empfinden aus. Intensive Emotionen, wie zum Beispiel Freude und Empathie, aber auch Trauer und Wut übertragen wir demnach von Personen, aber auch Filmen oder Geschichten auf uns selbst: „Wer jemals mit Tränen in den Augen oder […] ‚superheldenstark‘ einen Kinosaal verlassen hat“, einmal mit Freunden mitgeweint, einem Gruppen-Lachflash erlegen war oder das große Glück hatte, eine*n gut gelaunte*n und von positiven Emotionen geleitete*n Lehrer*in gehabt zu haben, die/der es geschafft hat, das gesamte Plenum mit ihrer/seiner Freude (auch am Lerngegenstand) anzustecken, der kann dieses Phänomen ganz bestimmt nachvollziehen, so Rose.
Ein Phänomen, das wir uns als angehende Lehrkräfte sehr zu Herzen nehmen sollten, denn: Wir sind im Schulgeschehen nicht mehr nur für unsere eigenen Emotionen, sondern, durch die emotionale Ansteckung, unbewusst auch für die Emotionen der Schüler*innen verantwortlich. Die Emotionen, die wir also in unseren Unterricht einbringen und im Umgang mit den Schüler*innen oder dem Kollegium an den Tag legen, werden in vielen Fällen auf uns zurückfallen. Kommen wir bereits gestresst oder verärgert in den Unterricht, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch die folgende Stunde weniger erfreulich verlaufen wird – ohne dass es dafür einen objektiven Grund gibt.
Wenn wir aber kreativ und effektiv handeln wollen, dann ist es unbedingt notwendig, dass wir uns rechtzeitig in eine positive Grundstimmung bringen. Selbstverständlich kann man seine Emotionen nicht 365 Tage im Jahr kontrollieren. Jeder hat mal bessere und mal schlechtere Tage. Empirische Studien weisen darauf hin, dass negative Emotionen aber weitaus ansteckender als positive Emotionen sind. Aus diesem Grund sollten wir als Lehrkräfte unbedingt Distanz wahren und zu starke negative Gefühle aber auch zu starke positive Gefühle in einem professionellen Lehrer*inendasein vermeiden. Ein Mittelweg in Form einer neutral-positiven Grundstimmung wäre in diesem Fall am besten.
Vermutlich lässt uns das Wissen darüber, dass guter und erfolgreicher Unterricht immer auch durch das positive Auftreten der Lehrkräfte zustande kommt, unbewusst mit einem Lächeln in den Schultag starten – hoffentlich.
Den vollständigen Artikel „Was Chefs von Katzenvideos lernen können“ von Prof. Dr. Nico Rose findet man unter dem folgenden URL: Emotionale Ansteckung: Was Chefs von Katzenvideos lernen können (wiwo.de).