Homeschooling –Was halten Schüler*innen vom Lernen zuhause?

Vor der Corona-Pandemie war Homeschooling, also das Beschulen von Kindern zuhause, undenkbar bei uns in Deutschland. Mit dem Lockdown im März 2020 und den darauffolgenden Schulschließungen änderte sich dies. Die Eltern standen vor einer neuen Herausforderung, die es zu bewältigen galt. Die Fallzahlen der Corona-Infizierten steigen aktuell im Oktober und erreichen neue Höchstwerte. Ob es aber zum erneuten Lockdown kommt und somit wieder das Homeschooling beginnt, ist noch abzuwarten. Aber was halten die Schüler*innen vom Lernen zuhause? Und wie geht es nach den Herbstferien weiter?

Lisa Schelkowski (Von Studierenden für Studierende)

Die JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) ergab, dass das Homeschooling oft eine Belastung für die Schüler*innen ist und sie Probleme haben, zuhause ihre schulischen Aufgaben zu erledigen. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen gaben in der Befragung an, dass die fehlende Motivation das größte Hindernis sei. Aber auch den Überblick über die verschiedenen Lernplattformen zu behalten, eine schlechte Internetverbindung oder kein ruhiger Lernort wirken sich als sehr hinderlich aus (vgl. https://www.news4teachers.de/2020/10/studie-schuelern-fehlt-beim-homeschoolingdie- motivation/).

Doch nicht alle Kinder wurden während der Homeschoolingzeit nur zuhause beschult. Dies betraf fast drei Viertel der Schüler*innen; 12 Prozent dagegen konnten in der Schule lernen. (vgl. https://www.lifepr.de/inaktiv/geschaeftsstelle-medienpaedagogischerforschungsverbund- suedwest/Homeschooling-Barrieren-fuer-das-Lernen-daheim/ boxid/819874). Denn für die Kinder, deren Eltern einen systemrelevanten Beruf ausüben, wurden Notfallbetreuungen von der Schule bereitgestellt. Anzumerken ist hier aber, dass die Entscheidung, wer in die Notfallbetreuung aufgenommen wird, den Bundesländern beziehungsweise den Schulbezirken unterliegt ( vgl. https://www.focus.de/finanzen/praxistipps/schulenschliessen- wegen-coronavirus-systemrelevante-berufe-ab-wann-elternnotfallbetreuung- nutzen-duerfen_id_11773482.html).

Von den Schüler*innen, die zuhause lernten,  berichten diese, dass die Unterstützung der Schulen unterschiedlich ausgefallen ist . Mehr als die Hälfte der Befragten hatte Zugriff auf eine Schulcloud oder die Materialien und Aufgaben wurden per E-Mail versendet. Aber auch Videokonferenzen oder Chats wurden zum Austausch genutzt (vgl. https://www.lifepr.de/inaktiv/geschaeftsstellemedienpaedagogischer- forschungsverbund-suedwest/Homeschooling-Barrierenfuer- das-Lernen-daheim/boxid/819874).

Positiv anzumerken ist, dass sich während der Corona-Pandemie die technische Ausstattung der Schüler*innen verbessert hat. So besitzen nun mehr Schüler*innen einen Laptop oder ein Tablet als vor der Pandemie. Hier zieht die JIM-Studie einen Vergleich mit den Zahlen aus dem Jahr 2019 (vgl. https://www.lifepr.de/inaktiv/geschaeftsstelle-medienpaedagogischerforschungsverbund- suedwest/Homeschooling-Barrieren-fuer-das-Lernen-daheim/ boxid/819874), was mit dem Homeschooling in Zusammenhang steht. Eine bessere technische Ausstattung steht jedoch nicht im Zusammenhang mit einer guten Internetverbindung.

Damit alle Schüler*innen nach den Herbstferien die gleichen Chancen auf Homeschooling haben, falls es erneut soweit kommt, stehen nun, dank eines Sonderprogramms des Kultusministeriums, dem „DigitalPakt Schule“, den Kommunen mehrere Milliarden Euro zur Verfügung, um Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien zu unterstützen. Mit diesem Geld können Laptops und Tablets bereitgestellt werden, um so einen Beitrag zur Chancengleichheit zu leisten. Aufgrund strenger Vergaberegeln bedarf die Anschaffung jedoch etwas Zeit (vgl. https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Homeschooling-Kommunenkoennen- Laptops-fuer-Schueler-kaufen,corona4780.html). Mit dem „DigitalPakt Schule“ sollen Schulen zukunftsfähiger gemacht werden, damit die Schüler*innen den Umgang mit digitalen Medien selbstständig und souverän lernen. Außerdem sollen sie so auf ein Leben im digitalen Zeitalter vorbereitet werden. Dieses Sonderprogramm trat allerdings bereits weit vor der Pandemie, am 17. Mai 2019, in Kraft. Es soll die Schulen unterstützen, ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag weiterhin zeitgemäß umzusetzen (vgl. https://www.bmbf.de/de/mit-dem-digitalpakt-schulenzukunftsfaehig- machen-4272.html#:~:text=Mit%20dem%20DigitalPakt%20Schule %20zielen%20Bund%20und%20L%C3%A4nder,stehen%2C%20wollen%20Bund %20und%20L%C3%A4nder%20ebenso%20mitnehmen%20) und nicht nur die technische Ausstattung der Schüler*innen verbessern, sondern auch die der Schule. Des Weiteren zielt das „DigitalPakt Schule“ darauf ab, den Unterricht mit digitalen Medien flexibel und auf die Bedürfnisse der Schüler*innen abgestimmt zu verbessern. Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen stehen dem Sonderprogramm größtenteils positiv gegenüber. Es ist jedoch zu beachten, dass die Lehrer*innen auf eine Fortbildung im Umgang mit der technischen Ausstattung angewiesen sind. Ein Konzept für die Fortbildung muss jede Schule selbst ausarbeiten, welches aber gegebenenfalls durch den Schulträger ergänzt wird (vgl. https://www.bmbf.de/upload_filestore/pub/DigitalPakt_Schule.pdf). Diese Maßnahmen sollen in der aktuellen Situation dafür sorgen, dass die Schulen, Lehrkräfte und Schüler*innen besser auf das Unterrichten und Lernen zuhause vorbereitet sind, denn im Vergleich zum ersten Lockdown im Frühjahr waren die Schulen nur bedingt vorbereitet, wie die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey ergeben hat (vgl. https://www.focus.de/familie/eltern/familie-heute/exklusive-umfrage-fuer-focus-onlineund- netmoms-grosse-homeschooling-diagnose-eltern-stellen-schulen-verheerendescorona- zeugnis-aus_id_12489383.html).

Es lässt sich zusammenfassen, dass die neue Situation des Homeschooling nicht nur die Schüler*innen und Eltern gefordert hat, sondern auch die Lehrer*innen und Schulen. Es gibt auf jeden Fall genug Maßnahmen, das Unterrichten und Lernen, im Bezug auf die technische Ausstattung, auch von zuhause zu ermöglichen. Die Möglichkeiten müssen nur entsprechend genutzt werden. Jedoch müssten auch Maßnahmen entwickelt und ergriffen werden, die die Schüler*innen unterstützen, ihre Motivation zu steigern. Denn das Homeschooling funktioniert nur, wenn die Kinder auch bereit sind, am Lernen zuhause teilzunehmen. Ob es einen nächsten Lockdown gibt und somit wieder das Homeschooling startet, ist abzuwarten.

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