Kommentar zur Pisa-Studie 2018: „Chancengerechtigkeit bleibt eine der Herausforderungen für das deutsche Bildungssystem“

In der am 03.12.2019 veröffentlichten Pisa-Studie wird gezeigt, dass sich die schulischen Leistungen von Jungen und Mädchen einander annähern, die Differenz in den Noten also geringer wird. Der allgemeine Bildungserfolg jedoch steht nach wie vor in hohem Zusammenhang mit der sozialen Herkunft, was vor allem an der Lesekompetenz fest zu machen ist, welche auch der Schwerpunkt dieser Pisa-Studie war.

Die Lesekompetenz ist der Faktor für Bildungserfolg, der am meisten vom sozioökonomischen Status der Familie beeinflusst wird (vgl. Kebnier 2014). Vereinfacht gesagt heißt das, wenn zu Hause beispielsweise viel vorgelesen wird, kommt dies der Lesefähigkeit der Kinder zu gute. Wenn das Lesen und Bücher hingegen im häuslichen Umfeld weniger thematisiert werden, wirkt sich das ebenso (eher negativ) auf die Lesefähigkeit der Kinder aus. Neben dem Fach Deutsch ist die Lesekompetenz auch für alle anderen schulischen Fächer, so wie für das alltägliche Leben relevant. Dementsprechend ist es von enormer Wichtigkeit, dass die Lesekompetenz unabhängig vom familiären Hintergrund erworben werden kann.

Als Reaktion auf den Pisa-Schock 2001 wurde die frühkindliche Sprachförderung in Kindergärten und Kitas ausgebaut, um Sprach- und Vorläuferfähigkeiten der Lesekompetenz zu verbessern. Ebenso gibt es nun (fast) flächendeckend Ganztagsangebote an Schulen, was zu einem Abbau der (negativen) Einflüsse durch familiäre Umstände beitragen soll. Indem die Kinder mehr Zeit im Lebensraum Schule verbringen, erhält diese mehr Möglichkeiten für eine adäquate Förderung. Dadurch wird zwar zu einer Verringerung des Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg beigetragen, aber wie an den Ergebnissen der aktuellen Pisa-Studie zu sehen ist, scheint das nicht zu reichen! An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, wo sich die relevanten Stellschrauben befinden und wie sie zu drehen sind? Dazu hier interessante Gedanken von Buddeber, Dresel, Felten, Gerber, Kuhl, Siegrist und Sternberg (Hrsg.): http://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2012/3529/pdf/PL_102_Soz_Ungleichheit_28_4S_web.pdf

Lina Kreutzkamp (Von Studierenden für Studierende)

Quellen und weiterführende Links:

  • Kebnier S. (2014): Die Prädiktoren der Lesekompetenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275364 (zuletzt abgerufen am 08.12.2019)
  • http://www.bpb.de/apuz/29164/pisa-konsequenzen-fuer-bildung-und-schule?p=all
  • http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/174546/pisa-studie
  • https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/pisa-studie-lesen-muss-geuebt-werden-16516673.html
  • http://www.oecd.org/berlin/presse/pisa-studie-2018-leistungen-in-deutschland-insgesamt-ueberdurchschnittlich-aber-leicht-ruecklaeufig-und-mit-grossem-abstand-zu-den-spitzenreitern-03122019.htm

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