Resonanzen auf Thematisierung von Antisemitismus-Kritik können unterschiedlich ausfallen

Die öffentliche Aufmerksamkeit für den gesellschaftlich vorhandenen Antisemitismus wächst, allerdings fällt die Resonanz auf wissenschaftliche Diskurse zu diesem Feld sehr unterschiedlich aus. Am 16.01.2025 hielt Katharina von Kellenbach  einen Vortrag an der Universität Leipzig in Rahmen einer Ringveranstaltung zum Thema „Traditionen und Gegenwart des Antisemitismus“ mit dem Titel „Christliche Signaturen im Slogan „Kindermörder Israel“. Dabei ging es um Kindermordmotive, die sowohl an Weihnachten in Bildern des „palästinensischen Jesus“ angespielt wurden, als auch um Verschwörungs- und Verratsmotive in der Passionsgeschichte. Die anschließende Diskussion verlief sachlich und konstruktiv.

Ganz anders verlief der Vortrag im Dezember 2024 von Prof. Benny Morris, der als Historiker den  „Krieg von 1948 und Jihad“ besprechen wollte, und der aus Sicherheitsgründen abgesagt werden musste. Diese Absage wurde in der Presse heftig diskutiert (kürzlich von Ronen Steinke in der Süddeutschen Zeitung vom 09.01.2025 Deutsche Universitäten: Wo bleibt die Freiheit?). Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit wurden sowohl im durchgeführten als auch im abgesagten Vortrag gewahrt, auch wenn die Absage aus Perspektive des Journalisten kritisch beurteilt wurde. Bestätigt sich hier, dass nur schlechte Nachrichten zu Pressenachrichten werden? Tatsächlich werden an deutschen Universitäten täglich schwierige und schmerzhafte Themen angesprochen und kontrovers diskutiert. Aber dieses Tagesgeschäft wissenschaftlicher und politischer Bildung ist nicht berichtenswert, solange Protestaktionen und Störungen wichtig erachtet werden. Das verzerrt die Realität. Wer über Antisemitismus und Israel-Kritik ins Gespräch kommen will, kann sich gerne bei Katharina von Kellenbach melden.