Exkursion zum Studientag Antisemitismus in Essen

Die alte Synagoge in Essen wird gerade von außen renoviert

Im Zusammenhang mit dem Studientag Antisemitismus haben Studierende der Universität Paderborn durch die Vorträge von Prof. Katharina von Kellenbach und Prof. Andreas Pangritz intensive Eindrücke über das wichtige Thema Antisemitismus als Schattenseite des Christentums erfahren.

Im Anschluss an den intensiven Austausch und die spannenden Workshops im Haus der evangelischen Kirche in Essen besuchten die Studierende die jüdische Synagoge in Essen und haben dort eine Führung durch das gesamte Museum bekommen, um einmal zu sehen, wie eine Synagoge von innen aussieht.

Das Besondere an der Synagoge war, dass diese nicht mehr aktiv durch Gottesdienste von der Gemeinde betrieben wurde, sondern heutzutage als Museum dient und von innen mit Gegenständen der jüdischen Religion und mit Bildern von jüdischen Schauspielerinnen und Schauspielern eine interessante Ausstellung anbietet. Beim Treppenaufgang konnte man an der ganzen Wand entlang Bilder von verschiedenen Künstlern und Künstlerinnen, vor allem aus der Musikbranche oder aus der Filmbranche, wie zum Beispiel Adam Sandler und Nicole Kidman sehen.

Dadurch ist einem bewusst geworden, wie viele Juden und Jüdinnen in unserer Gesellschaft leben und auch in der Öffentlichkeit auf ihren Glauben aufmerksam machen. Schließlich sieht man einer Person von außen auf den ersten Blick nicht an, welchem Glauben sie angehört, aber durch diese Darstellung in Form von Bildern und kurzen Namenstiteln der Personen hat man einen guten Eindruck davon bekommen, wie groß das Judentum in der Welt heutzutage vertreten ist und auch viele Bilder von Personen, die in die Geschichte eingegangen sind, gesehen, wie zum Beispiel Anne Frank, die auch in ihrem Tagebuch über ihren Glauben und die Zeit während des Krieges über ihre Situation als Jüdin berichtet hat.

Im Vergleich zu katholischen und evangelischen Kirchen muss man sagen, dass das Gebäude sehr groß ist, aber auch sehr leer wirkte. Man konnte den Tora-Schrein und die Tora sehen, das heilige Buch der Juden und Jüdinnen, sowie eine Torarolle. Das Besondere an der Tora ist, dass wenn man diese als Schenkung verschenken möchte, diese neu geschrieben werden muss. Die Tora wird dann von einer Person per Hand auf Tierhaut geschrieben, und zwar meistens auf Leder.

Sobald die Person beim Schreibprozess einen Fehler macht, muss das gesamte Stück neu geschrieben werden. Der Vorteil daran ist, dass diese Lederhäute aneinander genäht werden, sodass wenn in einem Stück ein Fehler ist, man das einzelne Stück auswechseln kann, da dies neu geschrieben werden muss. Die Tora muss fehlerfrei sein. Außerdem würde erklärt, dass die Tora abzuschreiben, wenn man darin geübt ist, circa ein Jahr dauert und die Person sich vorher reinigen muss, bevor sie anfängt zu schreiben.

Je nachdem wie offen oder konservativ, eine Gemeinde ist, sitzen die Männer beim Gottesdienst unten in der Synagoge und die Frauen oben auf einer höheren Etage getrennt von den Männern, so dass sie beim Beten nicht gestört werden. Die Männer einer jüdischen Gemeinde müssen eine Kippa tragen, bevor sie die Synagoge betreten. Bei unserem Besuch in der Synagoge mussten die männlichen Teilnehmer keine Kippa tragen, weil diese keine aktive Gemeinde mehr war, sondern die Synagoge heutzutage nur noch als Museum dient.

Nach dem Krieg wurde die Synagoge zeitweise als Museum für Luftraum-Technik verwendet, bis man sich irgendwann gefragt hat, ob das denn so richtig sei und die eigentliche Synagoge dann wieder als Museum für die Ausstellung von Bestandteilen des jüdischen Glaubens verwendet wurde.

Die Führung war sehr interessant, weil man Bilder von anderen Synagogen aus anderen Ländern gesehen hat, wie zum Beispiel eine Synagoge in Griechenland, die von außen vollständig in blauer Farbe angestrichen war, denn bei Synagogen gibt es keine Vorschriften, wie diese auszusehen haben. Im Judentum wird drei Mal täglich gebetet, am Morgen, am Nachmittag und am Abend. Am Schabbat und den Feiertagen betet man im Anschluss noch ein zusätzliches Gebet.

Die Synagoge in Essen ist auf jeden Fall einen Besuch wert!

Von Marie Luise Schlierkamp