Seit Beginn der Corona Pandemie sind immer mehr Kinder dort gefährdet, wo sie am sichersten sein sollten – zu Hause in ihrer Familie. Zunehmende Verwahrlosung und mehr Gewalt durch überforderte Eltern – die Lage von gefährdeten Kindern und Jugendlichen hat sich verschärft.
Doch was ist, wenn Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung vorliegen? Wer schreitet ein und überprüft die Missstände in den Familien?
Die Dokumentation des rbb „Kinder in Not | Mit Krisenhelfern des Jugendamtes unterwegs“ zeigt die tägliche Arbeit des Kriseninterventionsteams des Jugendamtes Marzahn-Hellersdorf, das dann tätig wird, wenn Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung vorliegen (https://www.youtube.com/watch?v=WtDa4kYq5BA&t=1172s).
Katharina Schulte (Von Studierenden für Studierende)
Vermüllte Wohnungen, verwahrloste Kinder, gewalttätige Übergriffe und problematische Familienverhältnisse – zuständig für akute Notfälle erleben die Mitarbeitenden des Kriseninterventionsteams Marzahn-Hellersdorf in Berlin die Missstände in den Familien hautnah. Die Reportage liefert Einblicke in prekäre Familiensituationen und macht darüber hinaus auf die herausfordernde Situation der Mitarbeitenden des Teams aufmerksam.
Zu Beginn begleitet das Kamerateam das Interventionsteam bei einem unangekündigten Wohnungsbesuch. Auf die Familie, die aus sechs Kindern, den Eltern und einem Hund besteht, ist das Jugendamt durch eine Anzeige einer Verwandten alarmiert worden.
Nach Einschätzung der Situation vor Ort nimmt das Team alle sechs Kinder aufgrund akuter Gefährdung von Leib und Seele in Obhut. Bei der Suche nach einer gemeinsamen Unterbringung für die Geschwister müssen sie durch einen Mangel an freien Plätzen schließlich alle Kinder in unterschiedlichen Standorten unterbringen, die weit voneinander entfernt sind.
Mit ihrem Anspruch den Kinderschutz zu gewährleisten und die Situation von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, stoßen die Mitarbeitenden des Teams immer wieder an ihre Grenzen. Als eine Art Feuerwehr greifen sie in akuten Gefährdungssituationen ein, doch fehlende Ressourcen erschweren die tägliche Arbeit. „Im Prinzip sind wir diejenigen, die den Brand löschen sollen, aber mit wenig Schlauch und wenig Wasser“, berichtet Anja Schauer, Mitarbeiterin des Kriseninterventionsteams.
Bereits vor Beginn der Pandemie waren die Teams bundesweit dramatisch unterbesetzt. Durch Corona hat sich die Situation in den Ämtern weiter verschlechtert. Pandemiebedingte Einschränkungen trafen Familien in prekären Lebenssituation besonders hart. Wenn Kinder in beengten Verhältnissen betreut werden müssen, Freizeitaktivitäten wegfallen und Existenzsorgen den Tag begleiten, kann es zu schwierigen Dynamiken in den Familien kommen. Die damit einhergehende steigende Fallzahlbelastung in den Jugendämtern stößt auf fehlendes Personal, begrenzte Unterbringungsmöglichkeiten, finanzielle Engpässe und fehlende Präventionsarbeit. Der Druck auf die Mitarbeitenden des Krisenteams steigt. Nicht selten müssen sie mit Prioritätenlisten arbeiten und sich entscheiden, welchem Kind sie zuerst helfen.
Es wird deutlich, dass sich viele Familien trotz der Lockerungen noch nicht von den Belastungen der Corona Pandemie erholt haben und wir als Gesellschaft noch lange mit den Auswirkungen der Pandemie konfrontiert sein werden.
Insgesamt leistet die Dokumentation Aufklärungsarbeit und porträtiert die fordernde Situation der Mitarbeitenden des Jugendamtes, die nicht allein gegen die Missstände in den Familien, sondern auch gegen die Missstände im Jugendamt selbst kämpfen.