Vor 50 Jahren wurde in Deutschland das Wahlalter von 21 auf 18 Jahre gesenkt. Viele Jugendliche wünschen sich heutzutage noch früher politisch mitbestimmen zu können. Vor allem die Fridays-for-Future-Bewegung, in der Schüler*innen und Student*innen sich für Klimaschutz- Maßnahmen einsetzen, hat dies innerhalb des letzten Jahres deutlich gemacht. Besonders Jugendliche interessieren sich für die Umwelt und die Zukunft, da sie diejenigen sein werden, die darin leben werden. Macht es nicht also Sinn, dass sie selbst über ihre Zukunft bestimmen dürfen? (vgl. https://www.sueddeutsche.de/politik/demokratie-wahlalter-senkung-1.4979587-0#seite-2).
Sophia Goldkuhle (Von Studierenden für Studierende)
Mit 16 Jahren treffen einige Jugendliche in Deutschland schon ihre Berufswahl, mit 17 Jahren darf man Auto fahren und manche erlangen sogar schon in diesem Alter ihr Abitur. Was spricht also dagegen Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren schon wählen zu lassen? Vor allem die Partei Die Grünen/Bündnis 90 möchte sich dafür einsetzen, dass das Wahlalter gesenkt wird. Dies möchten sie schon länger, doch vor allem das Verhalten der Jugend während der Corona Krise bietet ihnen noch mehr Argumente für die Senkung des Wahlalters. Die jungen Leute mussten/ müssen während der Krise auf vieles verzichten. Es beginnt damit, dass Schulen geschlossen wurden und nun nur unter strengen Hygiene Konzepten wieder öffnen durften. Auch das Sozialleben wurde durch die Pandemie stark eingeschränkt. Schwimmbäder, Kinos usw. waren zunächst geschlossen und auch Großveranstaltungen wie Konzerte oder Festivals mussten abgesagt werden. Trotz allem zeigten die Jugendlichen in dieser schwierigen Zeit Solidarität und Rücksichtnahme und hielten sich nicht selten sogar besser an die Corona Maßnahmen als manch älterer Mensch (vgl. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/corona-und-die-alte-forderung-das-wahlalter-zu-senken-16785264.html).
Doch was spricht noch für oder sogar gegen die Senkung des Wahlalters? Dafür spricht, dass derzeit etwa 13 Millionen Menschen in Deutschland unter 18 Jahren vom Wahlrecht ausgeschlossen werden und somit nicht auf die Wünsche dieser Generation eingegangen werden kann. Bei der nächsten Bundestagswahl wird jede*r dritte Wähler*in älter als 60 Jahre sein. Außerdem könnte das Verständnis für Politik und die verschiedenen Parteien früher und besser gefördert werden. Der Politikunterricht in der Schule bekäme somit eine größere Bedeutung als bisher. Die Kinder und Jugendlichen sind diejenigen, die am längsten mit den Folgen des Klimawandels leben müssen. Von daher sollte man es ihnen nicht verweigern politisch mitbestimmen zu dürfen, um gemeinsam gegen den Klimawandel ankämpfen zu können.
Als etwas aufwändig gestaltet sich die Umsetzung des Wahlrechts. Damit das Wahlalter gesenkt werden kann, muss eine Grundgesetzänderung vollzogen werden, denn aktuell steht in Art. 38 Abs. 2 Satz 1: „Wahlberechtigt ist, wer das 18. Lebensjahr vollendet hat (…).“ Außerdem müsste eine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat hergestellt werden. Eine Befürchtung ist, dass durch die Senkung des Wahlalters die Wahlbeteiligung sinken könnte, da die Beteiligung unter den Jugendlichen, die wählen dürfen, aktuell recht niedrig ist. In Österreich darf man bereits im Alter von 16 Jahren an allen Wahlen teilnehmen. Eine Studie hat dort herausgefunden, dass 16 -und 17-Jährige häufiger wählen als 18- bis 20-Jährige. Es besteht also Hoffnung, dass mit einer Senkung des Wahlalters für eine insgesamt höhere Wahlbeteiligung gesorgt wird. Die eher konservativen Parteien sind der Meinung, dass Jugendlichen die nötige Reife und politische Bildung zum Wählen fehlt. Charakter und Bildungsstand sollten allerdings kein Ausschlusskriterium für die Wahlbeteiligung darstellen, denn nur weil man zum Beispiel älter als 18 Jahre ist heißt das nicht unbedingt, dass man besser gebildet ist als ein*e 16-Jährige*r oder den geeigneteren Charakter hat, um politisch mitbestimmen zu dürfen (vgl. https://www.polyas.de/blog/de/wahlbeteiligung-steigern/wahlalter-senken-pro-contra).
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es zwar Argumente gibt, die für und gegen die Senkung des Wahlalters sprechen, die Pro Argumente allerdings stärker gewichtet sind, da sich für die genannten Contra Argumente eine Lösung finden lässt. Die Menschen, die noch die meiste Zeit auf diesem Planeten verbringen werden, sind ausgerechnet diejenigen, die aktuell politisch nicht mitbestimmen dürfen. Die Jugendlichen haben vor allem in den letzten Monaten unter Beweis gestellt, dass ihnen die Zukunft nicht egal ist und gerade deshalb sollte man ihnen gestatten, dass ihre Stimmen gehört werden und entsprechend gehandelt wird.