Die Schulgesundheitsfachkraft – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie

Die Schulgesundheitsfachkraft wird in vielen Ländern weltweit erfolgreich eingesetzt (vgl. https://www.tessin-zentrum.de/fileadmin/user_upload/download/Abschlussbericht_Machbarkeitsstudie_zur_Schulgesundheitsfachkraft-bf.pdf; https://link.springer.com/article/10.1007/s00608-022-01036-2). Deutschland fehlt es bisher jedoch an einer geregelten Gesundheitsversorgung in der Schule (vgl. https://www.tessin-zentrum.de/fileadmin/user_upload/download/Abschlussbericht_Machbarkeitsstudie_zur_Schulgesundheitsfachkraft-bf.pdf).

Dieser Beitrag befasst sich mit den Aufgaben der Schulgesundheitsfachkraft und fasst die Ergebnisse einer Studie der Universität Mainz bezüglich der Machbarkeit dieser Funktion an deutschen Grundschulen zusammen.

Kimberly Thater (Von Studierenden für Studierende)

In den USA sowie in den skandinavischen Ländern, in Spanien, England und Frankreich wird die Schulgesundheitsfachkraft bereits bewährt eingesetzt. Im Englischen wird der Begriff ‚School Nurse‘ verwendet. Der Schulgesundheitsfachkraft wird in der Regel innerhalb der Schule ein Raum zur Verfügung gestellt. In diesem Raum befinden sich Dinge, die zur pflegerischen Arbeit notwendig sein können, beispielsweise Ausruhmöglichkeiten, Wärmeflaschen und Tee (vgl. https://link.springer.com/article/10.1007/s00608-022-01036-2).

Zu den Aufgaben einer Schulgesundheitsfachkraft zählen die gesundheitliche Versorgung, sorgende Intervention sowie Prävention, Anpassungen im Schulumfeld, Information, Beratung und Schulung. Insgesamt trägt die Schulgesundheitsfachkraft die Sorge um das Wohlbefinden in der Schule (vgl. https://link.springer.com/article/10.1007/s00608-022-01036-2).

Die Aufgaben der Schulgesundheitsfachkraft fallen in Deutschland häufig in den Arbeitsbereich der Schulsekretär:innen und Lehrer:innen. Diesen kann es dabei an Kompetenzen fehlen, die die Schulgesundheitsfachkraft auszeichnen: Fachwissen, Vertrauensstellung und Ansprechbarkeit. Besonders hervorzuheben ist dabei die Schweigepflicht gegenüber Dritten, die das Vertrauen von Seiten der Schüler:innen besonders begünstigt. Die Schweigepflicht gegenüber Dritten ist besonders bedeutsam bei Fragen, die mit Scham verbunden sind, wie beispielsweise Menstruation, Missbrauch oder psychische Belastungen (vgl. https://link.springer.com/article/10.1007/s00608-022-01036-2).

Zudem ist es besonders für Schüler:innen mit chronischen Erkrankungen bedeutsam, eine Versorgungslücke zu vermeiden, da dies zu einer Bildungsbenachteiligung führen kann. Die Studie von Hoffmann et al. (vgl.https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0194846) zeigt, dass „Kinder mit erhöhtem medizinischen Versorgungsbedarf aufgrund einer chronischen Erkrankung geringere Fähigkeiten aufweisen als ihre gesunden [Mitschüler:innen]“ (https://www.tessin-zentrum.de/fileadmin/user_upload/download/Abschlussbericht_Machbarkeitsstudie_zur_Schulgesundheitsfachkraft-bf.pdf).

Essenziell für die Arbeit der Schulgesundheitsfachkraft ist eine enge Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeiter:innen, Schulpsycholog:innen und Schulärzt:innen. Der Fokus der Arbeit von Schulgesundheitsfachkräften liegt auf der Beobachtung und Betreuung der Gesundheit von Schüler:innen (vgl. https://link.springer.com/article/10.1007/s00608-022-01036-2). Dies kann eine Chance für das Erkennen von spezifischen Mustern sein, wie beispielsweise Schulabstinenz (z.B. aufgrund von Schulangst oder Mobbing) oder Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung.

In Deutschland wurde 2018 ein Modellprojekt an zwei Schulen in Mainz durchgeführt. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Machbarkeitsstudie mit dem Ziel, „die Voraussetzungen für die Etablierung von Schulgesundheitspflege an deutschen Grundschulen zu prüfen sowie die Umsetzung der Maßnahme zu evaluieren“ (https://www.tessin-zentrum.de/fileadmin/user_upload/download/Abschlussbericht_Machbarkeitsstudie_zur_Schulgesundheitsfachkraft-bf.pdf). Zudem wurde untersucht, welche Auswirkungen die Schulgesundheitspflege haben kann.

Die Ergebnisse zeigen, dass bis zu 80% der Schüler:innen über den Projektzeitraum hinweg die Schulgesundheitsfachkraft aufsuchten. Das Schulpersonal schilderte eine Entlastung im zeitlichen, kognitiven und emotionalen Bereich. Die Mehrheit der Erziehungsberechtigten gab ebenfalls eine Entlastung durch die Schulgesundheitsfachkraft an. Die Erziehungsberechtigten der chronisch kranken Kinder stimmten alle einer Entlastung zu. Die Mitarbeiter:innen der Schule gaben bei etwa zwei Drittel der Schüler:innen eine Verringerung der Fehlzeiten an. Anstatt vom Unterricht abgeholt zu werden, konnten die Kinder nach der Schulgesundheitspflege wieder am Unterricht teilhaben. Des Weiteren gaben einige Erziehungsberechtigte an, bei ihren Kindern eine psychische Erleichterung, erhöhte Selbstständigkeit sowie Konzentrationsfähigkeit und ein gesteigertes Wohlbefinden wahrgenommen zu haben. Insgesamt habe die Maßnahme laut Schulpersonal und Erziehungsberechtigten einen positiven Effekt auf den Schulerfolg (vgl. https://www.tessin-zentrum.de/fileadmin/user_upload/download/Abschlussbericht_Machbarkeitsstudie_zur_Schulgesundheitsfachkraft-bf.pdf).

Die Einführung einer Schulgesundheitspflege wird an deutschen Schulen als „machbar und sinnvoll“ (https://www.tessin-zentrum.de/fileadmin/user_upload/download/Abschlussbericht_Machbarkeitsstudie_zur_Schulgesundheitsfachkraft-bf.pdf) eingeschätzt.

Diese Studie gibt einen Anlass, den medizinisch-pädagogischen Nutzen und die Effektivität einer Schulgesundheitsfachkraft tiefergehend zu untersuchen. Zur gesicherten Beurteilung dessen müssen weitere Studien folgen.