Inklusion – Herausforderungen und erfolgreiche Beispiele im inklusiven Schulsystem

Inklusion ist ein wichtiger Bestandteil einer gerechten Gesellschaft und stellt sowohl für Schüler:innen als auch Erwachsene eine große Herausforderung dar. Die Idee, dass Bildung für alle Schüler:innen zugänglich sein sollte, unabhängig von ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten, steht im Mittelpunkt dieses wichtigen Themas.

Ricardo Pieper (Von Studierenden für Studierende)

Inklusion ist ein zentrales Konzept, das darauf abzielt, dass jeder Mensch aktiv an der Gesellschaft teilhaben kann, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder etwaigen Behinderungen. Dabei bedeutet Inklusion nicht, bestimmten Gruppen besondere Privilegien zu gewähren, sondern vielmehr die Schaffung einer Gesellschaft, in der alle Menschen von ihr profitieren. Eine inklusive Gesellschaft ist geprägt von Zugänglichkeit, in der beispielsweise weniger Barrieren den Alltag für Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen oder Eltern mit Kinderwagen erleichtern. Unterschiede zwischen Menschen werden in einer inklusiven Gesellschaft immer unwichtiger, da jeder die Möglichkeit hat, am sozialen Leben teilzunehmen. Dabei wird im Folgenden der Fokus mehr auf das Schul- und Bildungssystem gelegt sowie die speziellen Herausforderungen und Erfolge der Inklusion in der Schule.

Die Bildungskompetenzen liegen oft beim Staat, was bedeutet, dass der Bund, die Länder und die Kommunen viele Bildungsentscheidungen treffen müssen. Leider arbeiten sie oft nicht effektiv zusammen, sondern teilweise gegeneinander, welches die Umsetzung von inklusiver Bildung erschwert. Hier zeigt sich ein strukturelles Problem im Bildungssystem wie Curricula, Lernstandards, usw. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Notwendigkeit der Öffnung von Schulen für die Zusammenarbeit mit außerschulischen Trägern wie Sportvereinen, Jugendämtern, Psycholog:innen, usw. Diese Vernetzung kann dazu beitragen, eine ganzheitliche Unterstützung für Schüler:innen zu gewährleisten, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Allerdings gibt es sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich oft mangelnde Beteiligungsmöglichkeiten, was dazu führt, dass verschiedene Akteure aneinander vorbei arbeiten und Inklusion und Partizipation nicht effektiv umgesetzt werden. Somit ist ein offener Raum für alle aktuell nicht gegeben, in dem sich Schüler:innen mit und ohne Behinderung sowie die Eltern treffen können. Dabei sind Kooperation und Partizipation besonders relevant, um dieses Ziel zu erreichen (vgl. https://www.aktion-mensch.de/inklusion/bildung/hintergrund/herausforderungen).

Die Erfahrungen von Schüler:innen sind entscheidend für das Lernen des:der Schüler:in und das Gelingen von Inklusion. Denn neben der Erweiterung des Horizonts zu den einzelnen Behinderungen, mit denen die Schüler:innen im inklusiven Kontext konfrontiert werden, profitieren Schüler:innen ohne Behinderungen ebenfalls von der Inklusion. Dies zeigte die Bertelsmann-Studie „Wie Eltern Inklusion sehen“, in der sich Eltern von Schüler:innen in Inklusion sehr überrascht und positiv gestimmt von dem Konzept der Inklusion zeigen. Denn neben besserer Schulnoten zeigte sich auch ein heterogenes Klassenklima, von dem Schüler:innen mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf profitiert haben und keine:r zurückgelassen wurde. Dabei wurde deutlich, dass Eltern ohne die Erfahrung von einer solchen Inklusionsklasse zunehmend skeptisch waren. Somit ist deutlich zu erkennen, dass die Erfahrung durch die Inklusion wichtig sein kann, um eigene Urteile und Einstellungen über Inklusion oder einer Behinderung bilden zu können (vgl. https://www.aktion-mensch.de/inklusion/bildung/hintergrund/herausforderungen; https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/IB_Studie_Elternbefragung_Inklusion_in_Deutschland.pdf).

Inklusion ist ein komplexes und vielschichtiges Konzept. Es hat sowohl globale als auch regionale Aspekte und ist nicht einfach eine Frage der Platzierung von Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Inklusion erfordert vielmehr ein grundlegendes Umdenken im Umgang mit Vielfalt und Verschiedenheit. Dabei ist die Suche nach dem richtigen Förderort für Schüler:innen mit und ohne Behinderung oft schwierig, da andere Benachteiligungsfaktoren und der Einfluss auf das Leben der Schüler:innen oft übersehen werden. Mit der derzeit laufende Veränderung in der Schulstruktur, welche die Auflösung der Förderschulen beinhaltet, ist es schwierig zu sagen, welches der richtig Lernort sein wird. Doch auch wenn diese Frage noch nicht beantwortet werden kann, lässt sich sagen, dass jede Lehrer:in die Qualifikationen oder Hilfsmöglichkeiten haben sollte, um diesen bevorstehenden Schritt der Beschulung aller Schüler:innen im Regelschulsystem zu ermöglichen. Denn heutzutage fällt es Lehrer:innen an Regelschulen nach wie vor schwer, mit „schwierigen Schüler:innen“ umzugehen und überlassen diese Aufgabe Sonderpädagog:innen und Förderschulen. Natürlich werden heutzutage Hilfsangebote wie sonderpädagogische Lehrkräfte im Klassenverbund oder Fortbildungen zum Umgang mit Heterogenität angeboten, jedoch stehen wird noch am Anfang des Prozesses, welcher sich in Zukunft verändern wird. Abschließend gibt es noch ein weites Problem in der Förderung von Schüler:innen mit Migrationshintergrund. Schließlich werden Schüler:innen mit Migrationshintergrund oft ohne angemessene Berücksichtigung ihrer individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse auf Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen platziert, was zu einem unangemessenen Bildungsangebot führen kann. Aspekte wie Sprachdifferenzen sollten sorgfältig berücksichtigt werden, anstatt globale Entscheidungen zu treffen. Dies könnte eine Öffnung und Flexibilisierung der Curricular bedeuten. Es muss in Zukunft geschaut werden, ob alternative Möglichkeiten oder sprachlose Lernangebote entwickelt werden können (vgl. https://www.friedrich-verlag.de/friedrich-plus/schulleitung/inklusion/inklusive-schulentwicklung-trends-und-herausforderungen/).

Insgesamt zeigen diese Punkte die Komplexität und die drängenden Fragen im Zusammenhang mit der Umsetzung von Inklusion in der Praxis. Es bleibt eine wichtige Aufgabe, diese Herausforderungen anzugehen und Bildungssysteme zu schaffen, die für alle Schüler:in zugänglich und gerecht sind.

Ein Beispiel ist die Gesamtschule in Köln-Holweide. Die Gesamtschule in Köln-Holweide ist eine der größten Schulen in Nordrhein-Westfalen. Sie hat etwa 1750 Schüler:innen, die nach dem „Team-Kleingruppen-Modell“ in der Sekundarstufe I unterrichtet werden. Das Konzept der Schule umfasst den Gemeinsamen Unterricht, der seit 1986 praktiziert wird. Etwa 120 Schüler:innen in Sekundarstufe I haben einen sonderpädagogischen Förderbedarf, der sich auf verschiedene Förderschwerpunkte erstreckt. In den letzten Jahren gab es auch Schüler:innen mit einfachen oder mehrfachen Behinderungen, bei denen zuvor oft kein entsprechender Förderbedarf festgestellt wurde. Die Erfahrungen mit dem gemeinsamen Unterricht für schwer- und mehrfachbehinderte Schüler:innen sind gemischt, und es wurden spezifische pädagogische Fragen und Probleme aufgeworfen. Es bedarf weiterer Untersuchungen und Überlegungen, um sicherzustellen, dass dieser Ansatz die bestmögliche Bildung für alle Schüler:innen in der Zukunft ermöglicht (vgl. http://bidok.uibk.ac.at/library/schwager-sekundarstufe.html).

Ein weiteres Beispiel ist das Werner-von-Siemens-Gymnasium in Bad Harzburg. Hier wurde eine 5. Klasse im Schuljahr 2006/07 gebildet mit zwei Schülern und einer Schülerin mit Down-Syndrom, einem Mädchen mit körperlichen Beeinträchtigungen und 22 „Gymnasiasten“. Dabei stand dies als Pilotprojekt bereit und wurde in den folgenden Jahren weiterverfolgt. Wichtig ist das integrative Konzept, bei dem Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam mit ihren nicht behinderten Mitschüler:innen unterrichtet werden. Dadurch verspricht die Schule sich ein heterogenes und inklusives Klima innerhalb der Klasse. Bestätigung gab es von den Eltern der Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die sehr zufrieden sind. Ebenso auch die Eltern der nicht behinderten Mitschüler:innen, die viele Vorteile in dem inklusiven Unterricht sehen. Außerdem wurden das soziale Verhalten und die Leistungsfähigkeit der Klasse positiv beeinflusst, welches sich im Klassenklima und den Zeugnisnoten der Schüler:innen widerspiegelte. Heutzutage wird das gemeinsame Lernen nach der 6. Klasse weitergeführt und die Schule hat einen Schulpreis in der Kategorie „Integration“ gewonnen. Dieses Projekt hat das Klima in der gesamten Schule positiv beeinflusst und zeigt, wie wichtig die Bewusstseinsänderung für den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Schüler:innen ist (vgl. http://bidok.uibk.ac.at/library/schoeler-gymnasium.html).

Für weitere Beispiele steht die Website des Deutschen Bildungsserver offen und bietet anregende Beispiele aus ganz Deutschland (vgl. https://www.bildungsserver.de/inklusive-schule-beispiele-aus-der-praxis-11010-de.html).

Inklusion ist ein grundlegendes Konzept, das die aktive Teilhabe jedes Menschen an der Gesellschaft fördert, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Behinderung. Inklusion bedeutet, Barrieren abzubauen und Chancengleichheit zu schaffen. Es gibt jedoch Herausforderungen bei der Umsetzung von inklusiver Bildung, welche längst nur ein Ausschnitt aus dem Bildungssystem abdecken und sicherlich noch weitergeführt werden könnten. Erfahrungen zeigen, dass Inklusion nicht nur für Schüler:innen mit Behinderungen, sondern auch für ihre nicht behinderten Mitschüler:innen von Vorteil ist. Die Komplexität von Inklusion erfordert ein Umdenken und die Schaffung gerechter Bildungssysteme, die für alle Schüler:innen zugänglich sind. Beispiele erfolgreicher inklusiver Schulprojekte verdeutlichen den Wert dieses Ansatzes.