Inklusion im Klettersport – Wie Vielfalt die Höhe erklimmen kann

Klettern ist eine Sportart, die in Deutschland zunehmend beliebter wird und immer mehr Menschen möchten sich entweder in den Bergen oder in einer Kletterhalle den Hindernissen der vertikalen Welt stellen. Doch sind Boulderrouten, Felswände oder Seilgärten wirklich für alle Menschen zugänglich?

Zuerst wird man sich wundern, dass die Antwort immer häufiger „Ja!“ lautet, denn auch in der Kletter-Industrie wird immer mehr auf Inklusion geachtet. Letztes Jahr hat die erste inklusive Kletterhalle in Deutschland eröffnet, die Paraclimbing World Championships locken dieses Jahr unzählige Zuschauer:innen nach Bern und ganz in der Nähe von Paderborn gibt es einen inklusiven Kletterpark, in dem Rollstuhlfahrer:innen sich in die Höhe wagen können.

Yara Fay Oguntke (Von Studierenden für Studierende)

„Beim Klettern rückt die Behinderung in den Hintergrund“, meint Katrin Eisenhofer, die 2008 einen gemeinnützigen Verein gründete, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam klettern können (vgl. https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/archiv/inklusion-durch-klettern-1727752).

Der Verein „Ich will da rauf!“ setzt sich dafür ein, dass Menschen mit körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen sowie chronischen Krankheiten klettern können und durch ihr neues Projekt „Seilschafft Inklusion!“ helfen sie Menschen in ganz Deutschland weitere inklusive Klettergruppen zu gründen (vgl. https://www.iwdr.de/ich-will-da-rauf-e-v/).

Dies klingt sehr gut, doch worauf muss man achten, wenn man inklusives Klettern anbietet?

Durch das gemeinsame Klettern soll jede:r die eigenen Fähigkeiten einsetzen und von den Vorteilen der Sportart profitieren.

Hierfür braucht es natürlich Akzeptanz und Wertschätzung sowie veränderte Voraussetzungen, so dass alle Menschen beispielsweise zu den Kletteranlagen gelangen können, spezielle Sicherheitssysteme, die auch motorisch eingeschränkte Menschen optimal sichern können oder haptisch wahrnehmbare Klettergriffe (vgl. https://magazin.alpenverein.de/artikel/projekt-mitklettern-inklusion-kletterhalle_c9058e42-b090-4243-9e45-8224235f682c).

Dies wird beispielsweise in der ersten inklusiven Kletterhalle Deutschlands in Bad Aibling umgesetzt. Sie wurde im März 2023 eröffnet und bietet Menschen mit und ohne Einschränkungen einen Arbeitsplatz sowie die Möglichkeit zu klettern. Menschen mit Rollstuhl kommen zu jeder Route ohne Probleme und es gibt auch einen Ruheraum für Menschen mit Autismus und Epilepsie (vgl. https://kletterhalle-basislager.de/vision/).

Auch in der Nähe von Paderborn gibt es die Möglichkeit sich mit einem Rollstuhl in die Höhe zu schwingen. Der Seilgarten grenzenlos in Gütersloh bietet die Möglichkeit auch mit einem Rollstuhl sich in der Höhe auszuprobieren und dort die persönlichen Grenzen auszutesten (vgl. https://kletterhalle-basislager.de/vision/).

Auch im Profisport gibt es immer mehr Angebote. Paraclimbing ist seit den olympischen Spielen 2021 in Tokyo eine olympische Sportart und dieses Jahr im Sommer finden die Paraclimbing World Championships in Bern statt, bei denen sich Athlet:innen für die nächsten olympischen Spiele qualifizieren können (vgl. https://www.lacrux.com/klettern/neue-website-fur-ifsc-world-championships-in-bern-2023/).

Generell gibt es im Paraclimbing viele verschiedene Startklassen, um die Leistungen der Kletter:innen möglichst fair beurteilen zu können. Hierbei wird sich auf die Art und den Grad der Einschränkung fokussiert. Es wird unterschieden in:

AL – Athlet:innen mit Beinamputation

AU – Athlet:innen mit Armamputation

B – Blinde Athlet:innen

RP – Athlet:innen mit neurologischer Beeinträchtigung

(vgl. https://magazin.alpenverein.de/artikel/paraclimbing-wettkampfklettern-mit-handicap_8615ba5d-c215-4592-b9e1-58150984cfa9).

Grundsätzlich ist das Ziel, einen Parcours so weit wie möglich zu klettern, bevor man von der Wand abkommt und in die Sicherung fällt. Seheingeschränkte Athlet:innen haben zusätzlich noch einen Guide auf dem Boden, der/die ihnen Anweisungen und Informationen über die Griffe geben darf. Beinamputierte Athlet:innen dürfen selbst entscheiden, ob sie eine Prothese tragen wollen oder nicht. Sonst gilt die Regel, dass jegliche anderen Hilfsmittel verboten sind (vgl. https://paraclimbing.org/de/).