Die Schüler:innen bekommen im Jahr 2023 einen Tag im Schuljahr mehr frei (vgl. https://www.schulministerium.nrw/presse/pressemitteilungen/digitale-fortbildungsoffensive-wird-verlaengert-08-12-2022).
Auf den ersten Blick hört sich dies natürlich für jeden super an. Doch wenn man erfährt, wofür dieser Tag eigentlich gedacht ist, scheint es eher erschreckend, als gut zu sein.
Madita Schmidt (Von Studierenden für Studierende)
Der extra Tag wurde als pädagogischer Tag für Lehrkräfte bereitgestellt. Soweit ist dies auch noch nicht wirklich ungewöhnlich, denn Lehrer:innen haben ja bekanntlich nie frei. Während Schüler:innen im Schuljahr 2023/24 63 Ferientage haben, haben Lehrkräfte offiziell nur einen Anspruch auf 30 Urlaubstage im Jahr (vgl. https://www.ruhrnachrichten.de/regionales/freier-extra-tag-fuer-schueler-in-nrw-eine-skandaloese-anordnung-aus-dem-schulministerium-w671373-2000692810/). Und die Ferien werden ebenfalls oft genutzt, um Unterricht vorzubereiten oder Klausuren und Tests zu korrigieren.
Was also ist an diesem Tag im Schuljahr nun so besonders, dass die Schüler:innen einen weiteren Tag unterrichtsfrei bekommen?
Nun, der pädagogische Tag steht ganz im Zeichen der Digitalisierung. Die Schulen in NRW bekommen Sonderbudgets von rund 1000 Euro, um die digitale Fortbildungsoffensive auszubauen (vgl. https://www.sueddeutsche.de/bildung/schulen-duesseldorf-schulen-sollen-zusaetzlichen-paedagogischen-tag-einlegen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-221207-99-810035).
Doch wie kann es sein, dass erst jetzt Maßnahmen getroffen werden, um die Lehrer:innen im Umgang mit der Digitalisierung zu unterstützen? Und ist ein einziger Tag überhaupt ausreichend, um die Defizite aufholen zu können?
Vor allem zu Beginn der Corona-Krise wurde sehr deutlich, dass Schulen in Deutschland in der Vergangenheit nicht genug für die Digitalisierung getan haben. Viele Schulen hatten keine oder nur schlechte Möglichkeiten, um Schüler:innen einen guten Online-Unterricht bieten zu können. Oft fehlte es an technischen Ressourcen, aber auch die Lehrkräfte waren unvorbereitet, da sie es kaum gewohnt waren, mit Tablets oder Plattformen wie beispielsweise Zoom oder Teams zu arbeiten.
Das ganze ist mittlerweile fast drei Jahre her und deshalb ist die Kritik berechtigt. Warum wird erst jetzt mehr Wert auf die digitalen Fähigkeiten der Schulen resp. der Lehrkräfte gelegt? Hätte dies nicht schon viel früher geschehen müssen? Denn selbst vor der Corona-Krise gab es beispielsweise schon Tablets, die für den Unterricht oder die Kommunikation zwischen Lehrkräften und Schüler:innen genutzt werden könnten.
Außerdem sollte die Digitalisierung im Schulalltag immer präsent sein, um den Schüler:innen einen möglichst guten Start in ihr späteres Berufsleben zu ermöglichen. Denn um die Digitalisierung führt in der heutigen Zeit kein Weg vorbei.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass dieser eine Tag nicht aufholen kann, was in den letzten Jahren verpasst worden ist (vgl. https://www.ruhrnachrichten.de/regionales/freier-extra-tag-fuer-schueler-in-nrw-eine-skandaloese-anordnung-aus-dem-schulministerium-w671373-2000692810/). Außerdem sollte, wie oben bereits erwähnt, die Digitalisierung immer ein Thema im Lehr:innenzimmer sein, damit die Lehrkräfte es automatisch in ihren Unterricht einbauen können, ohne jedes Mal groß überlegen zu müssen, wie sie die Technik am besten einsetzen. Wenn beispielsweise jeden Tag das Tablet im Unterricht genutzt wird, wird es einfacher sein, seine Funktionen korrekt für den Unterricht nutzen zu können, als wenn es nur einmal im halben Jahr genutzt wird.
Die meisten Lehrer:innen wären auch durchaus bereit, mehr Zeit zu investieren, um ihr Wissen zum Thema Digitalisierung zu erweitern. Daher sollte ihnen keinesfalls die Schuld an einem weiteren schulfreien Tag für die Schüler:innen in NRW gegeben werden. Vielmehr sei es die Schulpolitik, die aus der Coronakrise nichts mitgenommen habe (vgl. https://www.ruhrnachrichten.de/regionales/freier-extra-tag-fuer-schueler-in-nrw-eine-skandaloese-anordnung-aus-dem-schulministerium-w671373-2000692810/), da zu dieser Zeit viele Schulen geschlossen waren und es somit auch zu vielen Unterrichtsausfällen kam.
Eine gute Möglichkeit hätte es sein können, den pädagogischen Tag einfach auf einen Brückentag oder einen Ferientag zu legen, an dem die Schüler:innen sowieso keinen Unterricht gehabt hätten (vgl. https://www.sueddeutsche.de/bildung/schulen-duesseldorf-schulen-sollen-zusaetzlichen-paedagogischen-tag-einlegen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-221207-99-810035).
Im Endeffekt sind es die Schüler:innen, die unter der Situation leiden. Obwohl der pädagogische Tag dazu dient, die Unterrichtsqualität zu verbessern, fallen trotzdem Stunden aus, die sich die Schüler:innen notfalls selbstständig erarbeiten müssen.