Eine bisher deutschlandweit einzigartige Schule in Frankfurt am Main versucht mit einer Spezialisierung auf Suchterkrankungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Problematiken bezüglich der Rehabilitation entgegenzuwirken.
Robin Klöpper (Von Studierenden für Studierende)
Ein Bericht der Tagesthemen vom 25.01.2023 weckte mein Interesse bezüglich des Themenbereiches Suchterkrankung und Schule (vgl. https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt-9887.html). Gerade durch verschiedene Diskussionen bezüglich der steigenden Zahl der Drogenkonsument:innen in den Jahren der Corona-Pandemie stellt sich immer mehr die Frage, wie man als Gesellschaft sinnvoll auf den Themenkomplex Suchterkrankung und Schule reagiert (vgl. https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-sucht-alkohol-drogen-100.html). Die steigende Zahl der Drogenkonsument:innen ist als sehr bedenklich einzustufen, da Menschen mit einer Suchterkrankung beispielsweise große Schwierigkeiten aufweisen, ihren Alltag zu bewältigen. Desweiteren gibt es die Problematik, dass sich eine langfristige Therapie als Hürde gestaltet, da die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr oft als Voraussetzung für eine Therapie einen erfolgreichen Entzug absolviert haben müssen. Dies kann durchaus einen Teufelskreis bedeuten, da gerade mit einer erfolgreichen Therapie oft erst ein dauerhaft erfolgreicher Entzug geschafft werden kann, aber die Therapie ja nicht beginnt, bevor der Entzug geschafft ist.
Diese Problematik greift eine private Schule in Frankfurt am Main auf. An dieser deutschlandweit bisher einzigartigen Halbtagsschule ist das Konzept der Schule klar auf suchterkrankte Jugendliche und junge Erwachsene ausgerichtet. Es gibt 15 Sozialarbeiter:innen, welche den Schüler:innen zugeteilt werden. Die Schule zeichnet sich auch dadurch aus, dass alle Schüler:innen einen erhöhten Sozialhilfesatz bekommen und kein Schulgeld bezahlen müssen, da der Schulbesuch als Rehabilitationsmaßnahme zu verstehen ist.
Eine weitere Besonderheit an dieser Schule ist, dass Rückfälle keinen automatischen Schulverweis nach sich ziehen. Solange die zu beschulende Person einen offenen und ehrlichen Umgang mit den Mitarbeiter:innen der Schule pflegt, kann diese weiterhin an der Schule bleiben. Im Gegensatz zu anderen Schulen können Jugendliche und junge Erwachsene hier zwölfmal im Jahr mit der Schule beginnen. Der Schulalltag beginnt bei Neueinsteiger:innen mit einer vier bis sechsmonatigen Eingangsstufe, in der sowohl das Gewöhnen an den Schulalltag im Vordergrund steht als auch das Training der Konzentration für den Schulunterricht und die Hausaufgaben. Unter anderem zeichnen diese Faktoren die Schule aus (vgl. https://bzh.jj-ev.de/ueber-uns).
In umgekehrter Form stellt sich nun die Frage, inwiefern andere Schulen auf diese Problematik richtig vorbereitet sind. Es ist von Suchterkrankten nicht erwartbar, dass diese sich auf Anhieb nahtlos in den Schulalltag einreihen und dadurch im ersten Versuch konsequent wieder „den geraden Weg“ gehen. Therapie, Entzug und das anschließende Leben, in dem einem die Sucht weiterhin verfolgt und ein Teil des Lebens bleibt, ist eine Achterbahn aus Höhen und Tiefen und es ist sehr angebracht, dass sich Schulen auch auf diese Problematik einstellen und Schüler:innen so betreuen, dass diese es schaffen können, sich ein neues Leben aufzubauen.
Das Bildungszentrum Hermann Hesse ist derzeit in Deutschland noch ein Einzelfall, aber es ist mehr als wünschenswert, dass sich diese Situation ändert. Es sollten weitere, speziell ausgerichtete Schulen für junge Menschen geben, damit diese eine gute Chance haben, einen Schulabschluss zu schaffen.