Die Folgen der Pandemie und dessen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland lassen sich anhand der COPSY-Studie aufweisen. Nun soll jedoch der Blick auf die Belastung der Lehrer:innen gelenkt werden. Es lässt sich erkennen, dass sich das deutsche Schulsystem an der Belastungsgrenze befindet (vgl. Das Deutsche Schulbarometer: Erschöpft – Lehrerumfrage zeigt ein System an der Belastungsgrenze, https://deutsches-schulportal.de/unterricht/umfrage-deutsches-schulbarometer/).
Jule Kraienhorst (Von Studierenden für Studierende)
Die Robert Bosch Stiftung führt seit 2019 Befragungen unter dem Namen „Deutsches Schulbarometer“ (https://www.bosch-stiftung.de) durch und nimmt in den Lehrer:innenumfragen die Problematik in den Blick, was die größten Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Lehrer:innen sind. So können frühzeitig Probleme erkannt werden, um mögliche Entscheidungen für das Bildungssystem daraus abzuleiten. Bei der aktuellen Umfrage handelt es sich um eine Online-Befragung einer repräsentativen Stichprobe von 1.017 Lehrkräften von allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen.
Als die vier größten Herausforderungen für das Deutsche Schulsystem lassen sich die Coronamaßnahmen, der Lehrkräftemangel, das Verhalten von Schüler:innen sowie die Digitalisierung nennen. Wie schon in den vorgegangenen Umfragen erkannt, kristallisiert sich die Corona-Pandemie als größte Belastung heraus, welches durch die Mehrbelastung und erschwerte Planbarkeit beschrieben wird. Zudem stellt sich heraus, dass 71% der Lehrkräfte der Meinung sind, einigen Kindern keine ausreichende Unterstützung beim Lernen bieten zu können. Der Lehrkräftemangel gehört weiterhin zu den größten Schwierigkeiten (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrermangel-bleibt-bundesweit-ein-problem/?utm_source=+CleverReach+GmbH+%26+Co.+KG&utm_medium=email&utm_campaign=Newsletter+KW+35%2F2022&utm_content=Mailing_13822245), wodurch eine hohe Arbeitsbelastung resultiert. Einhergehend wird beschrieben, dass über drei Viertel der Lehrer:innen am Wochenende arbeiten, unter Erschöpfungen leiden und jede zehnte Lehrkraft eine Arbeitszeitreduzierung plant. Auf Seiten der Schüler:innen beobachten die Lehrer:innen einen deutlichen Anstieg von Verhaltensauffälligkeiten durch Konzentrations- und Motivationsprobleme, körperliche Unruhen sowie Niedergeschlagenheit. Zudem werden deutlich mehr Lernrückstände wahrgenommen, was sich dadurch erklären lässt, dass sich während der letzten Befragung viele Schulen im Home-schooling befunden haben oder sich erst auf längere Sicht die Folgen erkennen lassen.
Die Arbeitsbelastung im Kollegium wird von den Befragten ebenfalls als sehr hoch (46%) oder hoch (46%) eingeschätzt. Lediglich 7% geben eine angemessene Arbeitsbelastung an. Insbesondere an Grundschulen wird die Arbeitsbelastung sehr hoch eingeschätzt, wohingegen an berufsbildenden Schulen nur ein Drittel der Befragten diese Angaben machen. Zudem lässt sich eine überdurchschnittlich hohe Belastung der Lehrer:innen in Nordrhein-Westfalen (56%) sowie in der Mitte Deutschlands (55%) ablesen.
Ein ähnliches Bild lässt sich bei der Einschätzung der eigenen Belastung aufweisen. 84% der befragten Lehrkräfte geben an, hoch bis sehr hoch belastet zu sein. Auch hier zeigt sich, dass Berufsschullehrer:innen einen niedrigeren Wert (28%) angeben. Ab einem Deputat von 25 Wochenstunden lässt sich ein Punkt erkennen, an dem mehr Lehrer:innen angeben anstatt „hoch“ „sehr hoch“ belastet zu sein.
Als Folgen der Herausforderungen für Lehrer:innen lassen sich insbesondere sich körperliche Erschöpfung und Müdigkeit, mentale Erschöpfung, innere Unruhen und Angespanntheit, Nacken- und Rückenschmerzen sowie Schlafstörungen nennen. Diese Beschwerden treten gleichermaßen in Schulen mit kleinen sowie großen Schüler:innenschaften auf. Bei Frauen lässt sich ein deutlich höherer Wert als bei den Männern aufweisen. Außerdem lässt sich ein starker Zusammenhang zwischen Berufsunzufriedenheit und den gesundheitlichen Beschwerden aufweisen.
Glücklicherweise lässt sich jedoch sagen, dass trotz der hohen Eigenbelastung sowie der hohen Belastung im Kollegium und den resultierenden gesundheitlichen Beschwerden 74% der befragten Lehrkräfte mit ihrem Beruf eher zufrieden sind. Viele Lehrer:innen (13%) wollen jedoch ihre Deputatsstunden reduzieren, wobei sich dort insbesondere Teilzeitkräfte nennen lassen.