Darstellung von Inklusion in Filmen

Inklusion ist ein wichtiges Thema, welches auch oft in Filmen aufgegriffen wird. Doch werden dabei Filmcharaktere mit Behinderungen fast ausschließlich von Schauspieler:innen ohne Behinderungen gespielt. Auch die Darstellung von Menschen mit Behinderungen in Filmen ist oftmals sehr einfältig und nicht realitätsnah. Warum die Darstellung von Menschen mit Behinderungen in Filmen oftmals problematisch ist und warum kaum Menschen mit Behinderungen Schauspielschulen besuchen erfahrt Ihr hier! (https://www.zeit.de/kultur/film/2022-05/behinderung-inklusion-film-serie/komplettansicht )

 Jule Wapelhorst (Von Studierenden für Studierende)

In vielen Filmen werden Charaktere mit Behinderungen gezeigt, so zum Beispiel in Forest Gump. Dort wird der kognitiv eingeschränkte Forest Gump von Tom Hanks gespielt, also einem Menschen ohne Behinderungen. So wie in dem Beispiel Forest Gump passiert es in der Filmbranche oft, dass Charaktere mit Behinderungen von Schauspieler:innen ohne Behinderungen gespielt werden. Auch die Darstellung von Menschen mit Behinderungen in Filmen ist oftmals problematisch, da die Menschen als bemitleidenswerte Figuren präsentiert werden. Um dies zu veranschaulichen hat der Behindertenrechtsaktivist Andrew Pulrang den Tyrion-Lannister-Test entwickelt. Der Tyrion-Lannister-Test, der nach einem Charakter in ‚Game of Thrones‘ benannt wurde, beinhaltet verschiedene Fragen, die gestellt werden können, wenn in Filmen und Serien Figuren mit Behinderungen auftauchen. Unter anderem: Ist eine Figur mit einer Behinderung Teil eines wichtigen Aspekts der Handlung? Werden Behinderungen realistisch beschrieben, also nicht grausam überzeichnet, glorifiziert oder verniedlicht? Geben diese Figuren so viel, wie sie auch nehmen – wie aktiv sind sie also? Durch diesen Test fällt zum Beispiel „Heidi“ durch, bei der die im Rollstuhl sitzende Klara oftmals passiv und stumm bleibt oder auch der Film „Ziemlich beste Freunde“, bei der der Querschnittsgelähmte ältere Herr nur durch seinen Pfleger wieder Lebensfreude gewinnt.

Die Figuren mit Behinderungen haben dabei oftmals keinen eigenen Character, sondern erfüllen lediglich eine Funktion für die Nichtbehinderten und werden auch heute oft noch von Schauspieler:innen ohne Behinderungen gespielt, die dann für ihre realistische Darstellung gelobt werden. Aus der Filmbranche kommt dafür die Rechtfertigung, dass es keine Schauspieler:innen mit Behinderungen gäbe. Dies liegt vor allem daran, dass momentan an keiner deutschen Schauspielschule Menschen mit Behinderungen ausgebildet werden. Einige der Schauspielschulen betonen zwar, dass dies grundsätzlich möglich sei, andere geben allerdings auch zu, dass die Gebäude und Räume nicht barrierefrei sind und die Ausbildung bisher nicht darauf ausgelegt sei Menschen mit Behinderungen optimal zu fördern. Das Problembewusstsein ist zwar überall gegeben, allerdings wird es wohl kurzfristig zu keinen großen Veränderungen kommen.

Allerdings gibt es auch jetzt schon Filme, in denen Behinderungen beiläufig und als etwas vollkommen Normales dargestellt werden, wie etwa in „I Care a Lot“, in dem der kleinwüchsige Schauspieler Peter Dinklage einen Schwerkriminellen mit mangelhafter Impulskontrolle spielt. In der Zukunft wird es hoffentlich immer mehr Filme geben, die den Tyrion-Lannister-Test bestehen und Figuren mit Behinderungen nicht mehr so darstellen als müssten diese erlöst werden oder erst Übernatürliches leisten, um als etwas zu gelten.

Weitere Informationen zu Diversität in Filmen und dem Tyrion-Lannister-Test gibt es hier: https://leidmedien.de/aktuelles/bechdel-tyrion-diversity-filmbranche/  und https://kunterbunteskinderbuch.de/2016/05/01/der-tyrion-lannister-test/.