Baden-Württemberg: Schulen in sozialen Brennpunkten sollen mehr Unterstützung erhalten

Schulen stehen in der heutigen Zeit unter großem Druck, vor allem diejenigen, die sich in sogenannten sozialen Brennpunkten befinden. Aus diesem Grund sollen die Schulen künftig beispielsweise mehr Lehrstellen bekommen. In einigen Bundesländern (z.B. Nordrhein-Westfalen und Sachsen) wurden solche Pläne bereits verkündet, nun möchte auch Baden-Württemberg ein neues Konzept erstellen und umsetzen (https://www.badische-zeitung.de/mehr-hilfe-fuer-schulen-in-sozialen-brennpunkten–214554205.html).

Hanna Brida (Von Studierenden für Studierende)

Derzeit kann nicht von einem chancengerechten Bildungssystem in Deutschland ausgegangen werden, so Theresa Schopper (Bündnis 90/Die Grünen). Doch Baden-Württemberg will durch die bessere Ausstattung der Schulen in sozialen Brennpunkten einen wichtigen Schritt dahin machen. Da viele Studien belegen, dass sich ein schlechter ausgestattetes Elternhaus nachteilig auf die Schulleistung der Kinder und Jugendlichen auswirken kann, soll ein Modell etabliert werden, welches auf einem Sozialindex aufbaut.

Dieser Index soll nach sozialen Aspekten vom Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg entwickelt werden und einen genauen Einfluss auf die Bereitstellung der Ressourcen einer Schule haben. Diese Ressourcen können z.B. für die Ausstattung oder die Förderung verwendet werden. Desweiteren sollen an Grundschulen sogenannte „multiprofessionelle Teams“ eingesetzt werden. Dadurch, dass nicht nur eine Lehrperson für die Klasse verantwortlich ist, sondern ein Team aus mindestens zwei Lehrpersonen, wird nicht nur die Lehrkraft entlastet. Auch eine individuelle Unterstützung der Schüler:innen kann besser gewährleitet werden.

Bereits Nordrhein-Westfalen hat einen ähnlichen Index, den „schulscharfen Sozialindex“, angekündigt. Allerdings ist das exakte Aussehen des Plans noch nicht ganz deutlich. In dem vergangenen Jahr wurden aber von der abgewählten schwarz-gelben Koalition bereits vier Indikatoren genannt, nach denen die Schulen zugeordnet werden sollten: 1. Kinder- und Jugendarmut im Einzugsgebiet der Schule, 2. Anteil der Schüler:innen mit nichtdeutscher Familiensprache, 3. Anteil der Schüler:innen mit Zuzug aus dem Ausland und 4. Anteil der Schüler:innen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache. Über ein statistisches Verfahren werden die Schulen dann in eine Indexstufe von 1 bis 9 eingestuft.

Der Verbandsvorstand des Grundschulverbands Baden-Württemberg, Edgar Bohn ist der Meinung, dass sich ein Sozialindex in kleineren früheren Modellen bereits positiv gezeigt hat. Dies hat er durch seine eigenen Erfahrungen als langjähriger Schulleiter einer Freiburger Brennpunkt-Grundschule herausgestellt. Dort richtete sich der Index unter anderem danach aus, wie viele Kinder insgesamt an der Schule sind und wie groß der Anteil der Jungen und Mädchen ist. Zudem sei auch die Zahl der Familien mit Sozialhilfe entscheidend. Seine Schule hätte im Jahr einen bestimmten zusätzlichen Geldbetrag erhalten, mit dem sie zusätzliche Ressourcen finanzieren konnten. Es wurde beispielsweise ein Programm zur Konfliktlösung aufgebaut und eine Zusammenarbeit mit Studierenden verwirklicht. Mit den Studierenden konnten die Kinder nach der Schule Zeit verbringen und außerschulische Erfahrungen sammeln, wodurch sich das Verhalten der Kinder stark verändert hatte.

Die ganzen Pläne rund um den Sozialindex hören sich schön und gut an, allerdings muss darauf geachtet werden, dass die Schulen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Keine Schule sollte durch fehlende finanzielle Mittel benachteiligt werden. Außerdem ist neben dem Index auch die Personalausstattung entscheidend, da es am Ende die beteiligten Personen sind, die für eine gute Umsetzung der Chancengleichheit verantwortlich sind.