Verhaltensauffälligkeit und Corona-Pandemie

So wie auf viele Bereiche des Lebens, hat die Corona-Pandemie auch großen Einfluss auf die Schulen genommen. Welche Auswirkungen das genau sind, zeigt nicht zuletzt das Deutsche Schulbarometer; eine repräsentative Umfrage der Robert Bosch Stiftung unter anderem in den folgenden Bereichen: erhöhte Überlastung der Lehrkräfte, Lernrückstände und vermehrte Verhaltensauffälligkeiten bei den Schüler:innen (https://www.news4teachers.de/2022/06/chronische-ueberlastung-lehrkraefte-sehen-sich-am-limit-ihre-schueler-auch-verhaltensauffaelligkeiten-nehmen-zu/).

Leonie Binfet (Von Studierenden für Studierende)

Als Auslöser wird vor allem die Corona-Pandemie gesehen. Doch auch andere Faktoren fließen zu großen Anteilen in die oben beschriebenen Problembereiche ein. Es kommen nämlich auf die Lehrkräfte mehr Aufgaben zu als nur das Unterrichten und das Vorbereiten der nächsten Unterrichtsstunden. Sie haben zudem noch die Aufgabe, die Digitalisierung in den Schulen für den Unterricht weiter zu integrieren, sie müssen die Lernrückstände der Kinder aufarbeiten, die sich zu den Zeiten des Distanz- und Wechselunterrichts zusätzlich aufgebaut haben und kürzlich kommt noch die zusätzliche Betreuung und Integration von (ukrainischen) Flüchtlingen hinzu. Diese Aufgaben erfordern ein Multitasking-Talent, das normalerweise nicht unbedingt in diesem Ausmaß in ihrer Jobbeschreibung zu finden ist.

Dieses Pensum wäre vermutlich zu schaffen, wenn da nicht noch der Lehrkräftemangel wäre, der allen zusätzlich mehr Druck verleiht. So empfinden rund 90% der Lehrkräfte ihre Kolleg:innen und sich selbst als überlastet, ca. die Hälfte der Befragten gibt an unter körperlicher und mentaler Erschöpfung zu leiden, mehr als 10% nahmen sich vor, im nächsten Schuljahr weniger zu arbeiten.

Die Erschöpfung bei den Lehrkräften ist aber genauso auch bei den Schüler:innen auszumachen. 95% der Lehrkräfte berichten davon, dass sie seit der Pandemie mehr Verhaltensauffälligkeiten bei ihren Schüler:innen beobachten und gute 40% (doppelt so viele als ein halbes Jahr zuvor) berichten von aggressivem Verhalten unter den Kindern. Auch die Schüler:innen selbst berichten zum Zeitpunkt der Umfrage mit 80% davon, dass sie unter Konzentrations- und Motivationsverlust leiden. Das sind 13% mehr als im Vorjahr (2021).

Der Bundesvorsitzende des Vereins ‚Bildung und Erziehung‘ (VBE), Udo Beckmann, weist darauf hin, dass die Politik hier aktiv werden und die entsprechenden Ressourcen in Form von Unterstützung für die Digitalisierung, genauso wie Entlastung der Lehrkräfte durch multiprofessionelle Teams bereitstellen muss. Von den daraus resultierenden stärkeren und gesünderen Lehrkräften und von zusätzlicher Unterstützung der Kinder durch die Einführung neuer Maßnahmen verspricht er sich, dass die Schüler:innen in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung unterstützt und somit den Verhaltensauffälligkeiten entgegengewirkt werden kann.