Bisher gibt es nur vereinzelt aussagekräftige Befunde zur psychischen Gesundheit von Schüler*innen an Förderschulen mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt PEARL beschäftigt sich mit der Suche nach wissenschaftlich belegbaren psychischen Auffälligkeiten, um auf deren Grundlage Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Bereits die erste Teilstudie weist auf Problembelastungen der Schüler*innen und auf hochkonzentrierte externalisierende Verhaltensweisen hin (https://www.hf.uni-koeln.de/data/e/File/zfh_2.2020_hennemann.pdf).
Was das Projekt auszeichnet und was die erste Teilstudie des Projektes noch für Ergebnisse liefert, erfahrt Ihr hier!
Pascal Friedrich (Von Studierenden für Studierende)
Das PEARL Projekt verfolgt die Zielsetzung Handlungsempfehlungen zu psychischen Auffälligkeiten von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt der emotionalen und sozialen Entwicklung zu generieren, indem fünf feste Handlungsschritte bearbeitet werden. Die Handlungsschritte sind:
- Austausch über installierte Maßnahmen zum Umgang mit aggressiven Impulsdurchbrüchen,
- Erhebung psychischer Auffälligkeiten und Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen ,
- Überblick über wirksame schulbasierte Maßnahmen und kooperative Entwicklung eines Qualitätstableaus,
- Austausch über geeignete Maßnahmen auf der Basis des Wissens über psychische Gesundheitsbedürfnisse und Störungen,
- prozessbegleitende Qualifizierung, Implementation und Evaluation (multiprofessioneller) Maßnahmen auf der Basis von Schritt 1 bis 4
Die Erhebung der Daten aus der ersten Teilstudie erfolgte mit dem Screening-Bogen des Diagnostik-Systems für Psychische Störungen (DISYPS-III). Bei den Teilnehmer*innen der Studie handelt es sich um N=698 Schüler*innen im Alter zwischen 6 und 17 Jahren mit diagnostiziertem sonderpädagogischen Förderbedarf der emotionalen und sozialen Entwicklung.
Die prägnanteste Erkenntnis der ersten Teilstudie ist, dass 82% der teilnehmenden Schüler*innen Auffälligkeiten im Testbereich externalisierende Auffälligkeiten zeigen. Dieser Testbereich umfasst die Störungsbilder ADHS und Störung des Sozialverhaltens. Umgekehrt zeigen insgesamt 58% der teilnehmenden Schüler*innen Auffälligkeiten im internalisierenden Testbereich, welcher wiederum die Störungsbilder Angst und Depression umfasst.
Neben den Verhaltensauffälligkeiten wurden auch Bindungs- und Traumafolgestörungen untersucht. Hierbei wurde herausgefunden, dass 16% der Schüler*innen an Traumafolgen leiden und 49% an Bindungs- bzw. Beziehungsstörungen.
Letztlich hat die erste Teilstudie ergeben, dass 93,2% der Schüler*innen an Funktionsbeeinträchtigungen und/oder an Leidensdruck leiden. Das Spektrum der Auffälligkeiten umfasst in allen Testbereichen die Stufen leicht auffällig, auffällig und sehr auffällig.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Erkenntnisse nur auf den Sichtweisen der Lehrer*innen basieren und sich somit Beurteilungsfehler ergeben können. Das Risiko eines Beurteilungsfehlers wird aber dadurch verringert, dass die Lehrer*innen an Förderschulen entsprechend geschult sind. Das mittelfristige Ziel des Projektes ist es Handlungskonzepte zu entwickeln, diese zu implementieren und regelmäßig zu evaluieren, um eine gezieltere Förderung im Förderschulkontext voranzutreiben.