Essstörungen als weitere Folge der Corona-Pandemie

Essstörungen sind ernsthafte Verhaltensstörungen, die, ohne entsprechende Behandlung, schwerwiegende bedrohliche Probleme für die körperliche Gesundheit mit sich bringen können. Zu Zeiten von Corona und der Diskussion über weitere Lock-Downs ist es besonders wichtig auf die Problematik von Essstörungen hinzuweisen, da das eingeschränkte soziale Umfeld den Verlauf der Krankheit nur lückenhaft überblicken kann und dann vielmals erst zu spät einschreitet.

Für Betroffene und Angehörige von Betroffenen ist es wichtig, auch in dieser zunehmend erschwerten Zeit zuversichtlich zu bleiben. Es gibt weiterhin verschiedene Hilfsangebote. Der erste Schritt ist es, sich zu informieren und Hilfe annehmen zu können.

Fragen rund um das Thema „Essstörungen in der Corona Pandemie“ hat Prof. Dr. Christoph Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Charité in Berlin in einem Beitrag von rbb24 beantwortet (https://www.rbb24.de/panorama/thema/corona/beitraege/2021/12/essstoerungen-magersucht-jugendliche-pandemie.html).

Valentino Pra (Von Studierenden für Studierende)

In dem Corona-Blog von rbb24 betont Prof. Dr. Corell die Prävalenz und die Ernsthaftigkeit von Essstörungen, die sich während der Pandemie erhöht haben. „Die Zahlen sind ungefähr um die Hälfte gestiegen – aber eben nicht nur die Anzahl ist gestiegen, sondern auch der Schweregrad.“ Ebenso geht er auf die Unterscheidung verschiedener Essstörungen ein: Wenn ein starker Gewichtsverlust im Vordergrund steht, spricht man laut Correll von einer Magersucht, während man bei Fressattacken und dem anschließenden Erbrechen von Bulimie spricht. Wichtig ist es bei einem Verdacht auf Symptome, wie starker Gewichtsverlust oder den Geruch von Erbrochenem zu achten. Insbesondere Schüler*innen sind durch mangelnde Strukturen, zunehmenden Stress und/oder die Erschwernis des Homeschoolings in der Corona Pandemie zusätzlich belastet.

Zum Schluss des Artikels wird auf Hilfsangebote hingewiesen. Eine erste Anlaufstelle und Quelle für Informationen ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Zum einen findet man auf der Website der BZgA umfassende Informationen über den Umgang mit psychischen Belastungen und zum anderen lassen sich dort diverse Anlaufstellen wie Onlineberatungen oder Telefonhotlines finden (vgl. https://www.bzga-essstoerungen.de/hilfe-finden/weitere-hilfestellungen/corona-situation/?L=0#c4141). Die Angebote sind anonym, kostenlos und meistens rund um die Uhr erreichbar. Das Hilfs- und Unterstützungsangebot ist sehr vielseitig und umfasst nicht nur Essstörungen.

Falls sich Personen psychisch belastet fühlen, Angehöriger sind oder sich nur allgemein informieren möchten, kann man die Telefonberatung der BZgA kostenlos unter der 0800-2322783 von Mo bis Do von 10 Uhr bis 22 Uhr und von Fr bis So von 10 Uhr bis 18 Uhr erreichen. Die Telefonseelsorge 24 Stunden und 7 Tage die Woche unter der 0800-1110111 oder 08001110222 erreichbar.

Essstörungen sind eine Erkrankung mit einer hohen Dunkelziffer. Wie Prof. Dr. Correll warnt auch die Zeitschrift ‚Apotheken Umschau‘ davor, dass immer mehr Jugendliche in der Corona-Pandemie aufgrund von Essstörungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Im Jahr 2020 wurden laut Report der DAK-Gesundheit 60% mehr Jungen und Mädchen mit Adipositas und 35% mehr Kinder mit Untergewicht behandelt. Laut anonymisierten Krankenhausdaten wurden circa 800.000 Jugendlichen mit krankhaftem Über- und Untergewicht behandelt (vgl. https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/coronavirus/mehr-jugendliche-waehrend-pandemie-mit-essstoerungen-im-krankenhaus-805695.html).

Dass die Corona-Pandemie als verstärkender Faktor agiert, bestätigt ebenfalls die Tübinger Studie der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums: „So besteht für Personen, die in der Vergangenheit an einer Essstörung litten, nicht nur das Risiko für eine Symptomverschlechterung, sondern auch für einen Rückfall. Für Betroffene, so sprechen sich die Expert*innen der Studie aus, sind Interventions- und Versorgungsstrategien nötig, um sie bestmöglich während der Pandemie zu unterstützen“ (https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/pressemeldungen/meldung/370).

Daher folgender Appell: Helft Menschen aus Eurem Umfeld bereits bei einem Verdacht auf eine Essstörung. Die erste Hilfe ist bereits getan, wenn Ihr Betroffene über die oben genannten Hilfsangebote informiert. Die Website der BZgA findet ihr unter https://www.bzga.de.